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Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Titel: Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egmont R. Koch
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Terroristen Manöverkritik üben, die Operationen der letzten Jahre analysieren, darunter die Entführung Hanns-Martin Schleyers durch die RAF und der Landshut durch die PFLP-SC.
    Fast immer gehört ein Iraker namens Adnan Shatub (»Abu Nadia«) zu der Runde, ein ehemals enger Wegbegleiter Wadi Haddads, der mit einer Frau aus Ost-Berlin verheiratet ist und deshalb regelmäßig in die DDR einreist. Shatub besitzt eine strategisch wichtige Position für die Staatssicherheit, sie haben deshalb seine Frau als Informantin angeworben. Shatub, so weiß das MfS, ist zu Lebzeiten Haddads »aller Wahrscheinlichkeit nach einer Kuriertätigkeit« nachgegangen, »angeblich habe er ebenfalls Kenntnis über geplante Flugzeugentführungen« wie die Kaperung der Landshut gehabt.
    Sowohl die Berichte der Stasi-Abteilung XXII/1 über die Gespräche in der Carlos-Suite des Hotel »Stadt Berlin« als auch die komplette Akte »Adnan Shatub« erweisen sich als spannende Dokumente, um die Hintergründe der Exekution Wadi Haddads durch den Mossad zu verstehen, die just in jenen Wochen des September und Oktober 1977 ihren Anfang nahm, die als »Deutscher Herbst« in die Geschichtsbücher eingegangen sind.
    »Am 12. 07. 80 halten sich am Abend im Zimmer des ›Stadt Berlin‹ 3501/02 Salem, Abu Ibrahim, Abu Nadia, Steve und Lilly auf. Im Verlauf des Abends kommen die Anwesenden auf Operationen zu sprechen, die in der Vergangenheit durchgeführt wurden«, heißt es in einem der Stasi-Abhörprotokolle.
    Rückblick: Bagdad, Anfang 1977. Wadi Haddad hatte seine Kommandozentrale inzwischen in die irakische Hauptstadt Bagdad verlegt. Das Pflaster in Beirut war ihm zu heiß geworden. Er wollte sein internationales Terrornetzwerk ausbauen, auch mit Hilfe der Genossen von der RAF, mit denen er eine strategische Zusammenarbeit verabredet hatte.»Uns ging es vor allem um zwei praktische Dinge dabei«, erinnert sich der ehemalige RAF-Terrorist Peter-Jürgen Boock, »einerseits um Ausbildungsmöglichkeiten im Südjemen, andererseits um ein Rückzugsgebiet in Bagdad, falls wir vorübergehend aus Europa raus mussten«. Weit weniger wichtig sei »der ideologische Hintergrund« gewesen.
    Über Shatubs Ehefrau war das Ministerium für Staatssicherheit in Ost-Berlin bestens über die »engen Kontakte« zwischen Haddads PFLP-SC und den westdeutschen Linksterroristen informiert. »Angehörige dieser Gruppierung würden in speziellen Trainingslagern ausgebildet«, heißt es zum Beispiel in einem der Berichte. Das große Interesse der DDR an Wadi Haddad hing auch damit zusammen, dass er damals nicht nur als Vasall der Sowjetunion galt, sondern sich sogar dem KGB verpflichtet hatte. Sein Deckname: »Natsionalist«. Es handelte sich um ein Geschäft auf Gegenseitigkeit: Der KGB bekam Informationen – und Haddad im Gegenzug Waffen für seine Anschläge. Sowjetische Geheimdienstdokumente, die später durch einen Überläufer in den Westen gelangten (»Mitrokhin-Papiere«), belegen die Verbindung: »Unsere Beziehungen mit W. Haddad«, heißt es da, »erlauben uns eine partielle Kontrolle und eine Beeinflussung im Interesse der Sowjetunion«.
    Im Mai 1977, ungefähr zur gleichen Zeit, wurde Menachem Begin zum neuen israelischen Regierungschef gewählt. Jener Mann, der 25 Jahre zuvor als Chef der extremistischen Cherut-Partei die Exekution Konrad Adenauers in Auftrag gegeben hatte (siehe S. 129), zögerte keine Sekunde, als ihm der damalige Mossad-Memune Yitzhak Hofi das Todesurteil gegen Haddad vorlegte. Dafür waren offenbar zwei Gründe ausschlaggebend: Entebbe und Begins Friedenspläne gegenüber Ägypten.
    Am 27. Juni 1976 war eine Air-France -Maschine auf dem Flug von Tel Aviv nach Paris, kurz nach einer Zwischenlandung in Athen, von einem vierköpfigen Kommando der PFLP-SC entführt worden. Zu den Kidnappern gehörten auch die deutschen »Revolutionäre« der Roten Zellen Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann. Der Airbus A300 landete einen Tag später in Entebbe in Uganda, dessen wirrer Präsident Idi Amin als Freund der palästinensischen Sache galt. 103 Passagiere wurden in die Transithalle des Terminals gepfercht, dann begann Böse mit der Selektion der jüdischen von den nichtjüdischen Geiseln. Die Entführer verlangten die Freilassung von 53 Inhaftierten aus israelischen, französischen und deutschen Gefängnissen, darüber hinaus fünf Millionen Dollar Lösegeld.
    Die Stasi hörte mit: 1980 traf sich der international gesuchte Terrorist Carlos mit irakischen

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