Lizenz zur Zufriedenheit
erhöhtes Niveau einfach zum neuen Nullpunkt wird. Dies begründet auch, warum unsere Lebensumstände wie eingangs erwähnt nur etwa 10 % unseres Zufriedenheitslevels erklären können.
Warum die Nummer mit der Tretmühle aber zum Glück auch wieder nur die halbe Wahrheit ist 35 , wird im Laufe des Buches näher erläutert. Insbesondere das Abschlusskapitel 6, „Die Günther-Jauch-Theorie der Persönlichkeitsentwicklung“, geht noch einmal aus einer übergreifenden Perspektive darauf ein.
Warum Pygmäen so selten in die Hall of Fame der NBA kommen
Aber was genau bedeutet das mit der Genetik? Übertragen wir es auf einen etwas greifbareren Bereich: Körpergröße. Diese ist ebenfalls (noch viel stärker als subjektives Wohlbefinden) genetisch determiniert. Wenn Ihre Eltern nun dem Stamme der Pygmäen entsprossen sind und Sie mit 1,60 m (als Mann) auch eher ein Sitzriese sind, dann ist es durchaus möglich, aber doch recht unwahrscheinlich, dass Sie einmal erfolgreich in der NBA Basketball spielen werden. Dass dies dennoch funktioniert, hat von 1987 bis 2001 der Publikumsliebling Muggsy Bogues bewiesen, der bei genau jener Körpergröße viele Jahre sehr erfolgreich für verschiedene NBA-Teams gespielt hat. 36 Wahrscheinlich hat der gute Muggsy einfach deutlich härter trainiert oder war mit einer überdurchschnittlichen Spielintelligenz gesegnet. Jedenfalls ist er bis heute der kleinste Spieler, der erfolgreich in der NBA agieren konnte – während es viele weitaus weniger talentierte, aber überdurchschnittlich große Spieler gibt, die ebenso bedeutende Karrieren haben. Rückübertragen auf das Thema dieses Buches bedeutet das: Wenn Sie mit einer „genetischen Hypothek“, also z. B. mit einem hohen Level an Neurotizimus, das Licht dieser Welt erblickt haben, ist es sehr gut möglich, dass Sie ein langes und glückliches Leben führen werden – Sie müssen jedoch mehr dafür tun als alle Sonntagskinder dieser Erde.
Der göttliche Kaffeeklatsch
Nehmen wir einmal an, Sie seien der Schöpfer der Welt. 37 Und weil heute so schönes Wetter ist, laden Sie 100000 vollkommen zufällig ausgewählte Menschen zu einem gigantischen Kaffeeklatsch ein. Gemäß des Zufalls wird diese illustre Runde mit großer Wahrscheinlichkeit das vollständige Kontinuum der Zufriedenheit abbilden: Von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt, wobei das Gros der Menschen sich entsprechend der Gauß’schen Normalverteilung irgendwo in der Mitte ansiedelt. D. h., die meisten Menschen sind weder auffallend glücklich noch depressiv. Warum dies? In der Menge gibt es Menschen mit Glücks-Baselines jeglicher Höhe, unterschiedlichen Lebensumständen und ebenso ungleichen Denk- und Verhaltensweisen. All diese Einflüsse vermischen sich zu einem großen „Kausalitätsbrei“ mit entsprechend hoher Variabilität bei den Ergebnissen.
Da Sie aber der liebe Gott sind, wird Ihnen dieses große Durcheinander dann doch schnell langweilig. Also starten Sie ein kleines Experiment: Sie backen noch viele, viele Kuchen und laden weitere 200000 Erdbewohner zu Ihrem kosmischen Kaffeeklatsch ein. Jeweils 100000 dieser Menschen sind a) eineiige Zwillinge (Klone) mit einer sehr hohen Glücks-Baseline (z. B. 8,5 auf einer Skala bis 10); und die anderen 100000 sind ebenfalls Klone, aber b) mit einem sehr niedrigen Nullpunkt (2,5 von 10). Auch die 200000 Personen in diesen beiden Völkchen haben ganz unterschiedliche Lebensumstände bzw. Denk- und Verhaltensmuster. Wo Platz nehmen?, fragt man sich da. Da Emotionen hochgradig ansteckend sein können 38 , würde ich – wenn ich Sie wäre – lieber an dem Riesentisch mit den Leuten der Gruppe A sitzen. Es könnte sonst trotz des schönen Wetters ein recht trübsinniger Nachmittag werden, denn in Gruppe B befinden sich unglaubliche viele übellaunige Gesellen, viele von ihnen so depressiv, dass sie wahrscheinlich nur gekommen sind, um sich am göttlichen Kuchen zu Tode zu mampfen. Sie müssten also recht lange suchen, bis Sie zu dem Teil des Tisches gelangen, an dem sich die (durchaus vorhandenen) Strahlemänner dieser Population zusammengerottet haben. Am Tisch der Gruppe A hingegen wäre es genau umgekehrt: Auch hier gäbe es eine Menge Trauerklöße, aber wirklich, wirklich glückliche Leute sind eindeutig in der Überzahl. Das ist die Macht der Baseline.
40 % für ein Halleluja
Bleiben also – endlich, endlich – jene 40 % unseres subjektiven Wohlbefindens, die wir selbst in der Hand (bzw. im Kopf
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