Lloyd, Sienna
vier Tagen.
Ich sterbe vor Hunger und Charles, der neben mir sitzt, neckt mich, weil ich mit Appetit esse, er kneift mich und wir albern herum wie Teenager. Angesichts dieses Spektakels und der Tatsache, dass ich Gabriel völlig ignoriere, verhält sich Rebecca mir gegenüber etwas sympathischer. Alles ist in Ordnung.
Als das Dessert serviert wird, nutzt Gabriel die kurze Abwesenheit von Rebecca, die dringend telefonieren muss, aus, um mich mit seinen Blicken auszuziehen. Während Charles mir erzählt, dass er in Paris ein extrem seltenes Buch gefunden hat, starrt Gabriel mich an. Meinen Hals, meine Lippen, er beobachtet mich genau.
Ich lasse meinen Pulli über meine Schulter fallen, um ihm einige Zentimeter Haut zu zeigen. Ich habe das Gefühl, seinen Atem auf mir zu spüren. Ich schließe für den Bruchteil einer Sekunde die Augen und sehe wilde Szenen vor mir. Sein Körper fehlt mir so sehr … Wir haben uns nur wenige Schritte von diesem Tisch entfernt geliebt. Das ist zwei Wochen her. Eine Ewigkeit. Er lächelt mich an, als könnte er meine Gedanken lesen.
Rebecca erscheint mit einer theatralischen Geste wieder im Raum und eröffnet uns, dass ihre Freundin Solveig ab morgen eine Weile hier wohnen wird.
„Ich hoffe, das stört dich nicht, Großer? Sie ist meine einzige Freundin, sie hat mir geholfen und mich geleitet, um mir zu helfen, mich wieder zu erinnern. Ich möchte sie euch so gerne vorstellen!“
„Ist sie wenigstens hübsch?“, fragt Charles.
„Oh, ja. Ich werde sie vor dir warnen, du Don Juan!“
„Becca, du weißt doch genau, dass ich harmlos bin!“
„Ja, und ich wundere mich wirklich, dass du Hello noch nicht verführt hast. Sie ist doch genau dein Typ.“
Charles' Miene verfinstert sich. Ich bin peinlich berührt und merke, dass ich damit nicht alleine bin. Magda beginnt zu husten, um davon abzulenken, und ich ergreife schnell das Wort.
„Ich bin sehr zurückhaltend, was meine Liebschaften betrifft. Doch bis das Gegenteil bewiesen ist, kann niemand behaupten, Charles hätte mich nicht verführt …“
„Sie ist so verrucht, das gefällt mir!“, platzt Rebecca heraus.
Überrascht sieht Charles mich mit seinen großen blauen Augen an. Ich finde ihn sehr schön – mein Herz gehört Gabriel, doch ich weiß, dass ich Charles sehr gerne mag, ich verbringe viel Zeit mit ihm, wir reden miteinander über alles Mögliche, ich kann mit ihm lachen. Er tut mir gut. Er ist nicht Gabriel, doch er hat einen Platz in meinem Herzen.
Gabriels und mein Blick treffen sich, die Eifersucht hat eine Falte zwischen seine Augenbrauen gezeichnet. Ich beschließe, nun einen Toast auf das Wiedersehen von Rebecca und Gabriel auszubringen.
Nach dem Kaffee will ich den Raum verlassen, da drängt sich Gabriel vor mich. Er streicht über meine linke Pobacke, beugt sich zu mir, als würde er mir eine gute Nacht wünschen wollen, und murmelt mir diskret zu:
„Du gehörst mir.“
Ohne ein weiteres Wort geht er. Rebecca folgt ihm, und auch Charles geht und kneift mir in die Wange. Ich helfe Magda dabei, den Tisch abzuräumen. Ich fühle, dass sie mit mir sprechen will, aber sie will nichts verraten, also sieht sie sich um, als hätten die Wände Ohren, und sagt zu mir:
„Sie haben den Abend gerettet, meine Kleine, aber Sie dürfen IHR nicht trauen, sie hat ein Talent dafür, die Leute zu manipulieren, vor allem Gabriel. Unterschätzen Sie sie niemals. Und wenn das mit Gabriel und Ihnen „ernst“ ist, dann behandeln Sie diese Beziehung wie einen seltenen Diamanten, wie etwas Solides, Unzerbrechliches, das man aufmerksam bewacht und gut versteckt, damit es nicht gestohlen wird.“
„Danke, Magda.“
„Was den Diamanten betrifft, so können Sie auf mich zählen. Doch wenn SIE sich einmischt, dann sind Sie alleine, meine Kleine.“
* * *
Tag 33, 09:18
Ich bin erschöpft und durcheinander. Ich hatte die ganze Nacht lang Sex. Also, „technisch gesehen“ hatte ich keinen, aber mein Unterbewusstsein hat für mich einen Film inszeniert. Gabriel und ich treffen uns heimlich an dem Tisch, auf dem noch die Reste des Abendessens stehen. Es ist düster, alle schlafen und er streift mit einer Handbewegung alles Geschirr vom Tisch, um mich daraufzusetzen. Er steht vor mir und bedeckt mich mit Küssen, seine Eckzähne knabbern zärtlich an meinem Hals und ich erschauere. Dann hebt er mein Kleid und dringt in mich ein. Wir fürchten offenbar, ertappt zu werden, doch das macht die Empfindungen nur noch intensiver.
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