Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lob der Torheit

Lob der Torheit

Titel: Lob der Torheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erasmus von Rotterdam
Vom Netzwerk:
lehren, ist knechtische Arbeit; die Schrift erklären, schulfüchsisch; beten, Zeitverschwendung; weinen, elend und weibisch; arm sein, schändlich; sich besiegen lassen, schimpflich und dem unanständig, der kaum die größten Könige zum heiligen Fußkusse läßt; sterben, unangenehm; sich ans Kreuz schlagen lassen, ein Schandfleck. Es bleiben ihnen keine andern Waffen und sanfte Segnungen übrig, als die, deren Paulus (Röm. 16 . 18 ) Meldung tut; und mit denselben sind sie gewiß sehr freigebig: Interdictionen, Suspensionen, Aggravationen, Anathematisationen, Verdammungsgemälde und der entsetzliche Bannstrahl, der schon einig ein Stand ist, die Seelen der Sterblichen mit einem Winke bis in die unterste Hölle zu stürzen.
    Die in Christo allerheiligsten Väter, und Statthalter Christi, schießen solche Pfeile wider niemanden schärfer los, als wider die, welche sich durch den Teufel verleiten lassen, das Patrimonium des Petrus zu schmälern. Dieser Apostel sagt im Evangelium: »Wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt« und doch nennt man Landgüter, Städte, Zölle, Schätze, Herrschaften, das Patrimonium desselben. Um solcher Dinge willen ergreift sie der Eifer Christi; mit Feuer und Schwert verteidigen sie den Besitz derselben, wenn gleich noch so viel Christenblut darüber vergossen wird; dann erst glauben sie, daß sie die Kirche, die Braut Christi, apostolisch verteidigt haben, wenn die sogenannten Feinde tapfer abgetrieben worden. Als ob es schädlichere Feinde der Kirche gebe, als gottlose Päpste, die durch ihr Stillschweigen Christum lassen zernichtet werden, ihn durch eigennützige Gesetze binden, durch erzwungene Auslegungen schänden, durch ein vergiftendes Leben töten.
    Durch Blut wird die christliche Kirche gezeugt, befestigt, ausgebreitet; jetzt; als ob kein Christus mehr wäre, der die Seinen auf seine Weise beschützen könnte, wird seine Sache durch das Schwert betrieben. Um den Krieg ist es etwas so Unmenschliches, daß man ihn den wilden Tieren überlassen sollte; nach der Meinung der Dichter ist er ein Geschenk der Furien; er ist eine solche Pest, daß die Sitten dadurch ganz und gar verdorben werden; etwas so Ungerechtes, daß er durch die schlimmsten Straßenräuber am besten betrieben wird; so ruchloses, daß er mit Christo nicht in der geringsten Gemeinschaft steht: doch setzt man alles übrige hintan und betreibt nur diesen. Man sieht Grauköpfe, die sich hier jugendlich munter erweisen, keinen Aufwand sich dauern lassen, durch kein Arbeiten ermüdet, durch nichts abgeschreckt werden, wenn es zu tun ist, die Religion, den Frieden, alle Menschlichkeit, in die äußerste Zerrüttung zu setzen. Es fehlt auch an gelehrten Fuchsschwänzern nicht, die diese handgreifliche Tobsucht, Eifer, Frömmigkeit, Tapferkeit nennen. Sie haben einen Weg ausgedacht, auf dem man dem Bruder den Dolchen durch das Herz jagen kann, ohne sich an dem Gebote Christi von der Nächstenliebe zu vergreifen.
    Ich bin noch nicht mit mir einig, ob einige deutsche Bischöfe hier gelernt oder gelehrt haben, ganz geradezu, Gottesdienst, Segen, und andere dergleichen Zeremonien, an einen Nagel hängend, völlige Satrapen zu spielen; so, daß sie es bald an einem Bischofe für Feigheit und Unanständigkeit halten, irgendwo sonst, als in einer Schlacht, Gott die tapfere Seele zu übergeben. Gemeine Priester würden sichs zur Sünde rechnen, von der Heiligkeit ihrer Prälaten abzuarten. O man sehe, wie kriegerisch sie die Rechte der Zehnten mit Schwert, und Spieß, und Steinen, und allen Arten von Kriegsgeräte verteidigen! Vortrefflich scharf sind ihre Augen, wenn es zu tun ist, aus alten Schriften etwas heraus zu grüblen, dadurch sie dem armen Pöbel einen Schrecken einjagen, und dartun können, daß ihnen noch mehr als nur der Zehnten gebühre; inzwischen haben sie es ganz vergessen, wie vieles man hin und wieder von ihren Pflichten gegen die Lügen lese; und doch sollte wenigstens ihr beschorner Scheitel sie erinnern, ein Priester müsse von allen Lüsten dieser Welt frei sein und bloß himmlischen Dingen nachsinnen. Die allerliebsten Männerchen sprachen, sie haben sich ihrer Amtspflicht redlich entladen, wenn sie ihre Gebeterchen so herausgemurmelt haben, daß ich mich ich weiß nicht zu was verwundern sollte, wenn irgend ein Gott es hört, oder versteht; denn sie selbst hören und verstehen es kaum, wenn sie es aus dem Maule herausdrängen.
    Doch stimmen Priester und Laien diesorts überein: wenn es um

Weitere Kostenlose Bücher