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Lobgesang auf Leibowitz

Lobgesang auf Leibowitz

Titel: Lobgesang auf Leibowitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter M. jr. Miller
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muß das Schließen des Schalters an Bruder Kornhoers Feldspule hier ein plötzliches Aufleuchten des durchgelassenen Lichts bewirken. Sollte das nicht der Fall sein…«, er zuckte mit den Achseln, »… dann lassen wir die Hypothese fallen.«
    »Ihr tätet vielleicht besser daran, an ihrer Stelle die Spule fallen zu lassen«, gab Bruder Kornhoer bescheiden zu bedenken. »Ich bin mir nicht sicher, daß das Feld, das sie hervorruft, auch stark genug ist.«
    »Aber ich bin es. Ihr habt ein Gefühl für solche Sachen. Mir fällt es viel leichter, eine abstrakte Theorie aufzustellen, als ein praktisches Verfahren zu entwickeln, sie zu erproben. Ihr jedoch habt die bemerkenswerte Gabe, alles in Form von Schrauben, Drähten und Linsen zu sehen, wenn ich noch in abstrakten Zeichen denke.«
    »Ich würde vor allem aber nie auf diese abstrakten Begriffe kommen, Thon Taddeo.«
    »Wir gäben ein gutes Gespann ab, Bruder. Ich wollte, Ihr könntet zu uns ans Kollegium kommen, zumindest eine Zeitlang. Meint Ihr, daß Euer Abt Euch einen Urlaub gewähren würde?«
    »Ich maße mir nicht an, dazu etwas sagen zu können«, murmelte der Erfinder voll plötzlichen Unbehagens.
    Thon Taddeo wandte sich an die anderen. »Ich habe von ›Brüdern auf Urlaub‹ gehört. Es stimmt doch, daß einige Mitglieder eurer Gemeinschaft zeitweilig anderswo beschäftigt sind?«
    »Nur sehr wenige, Thon Taddeo«, sagte ein junger Priester. »Früher versorgte der Orden die weltliche Geistlichkeit, königliche wie auch kirchliche Hofhaltungen mit Sekretären, Schreibern und Schriftführern. Aber das war zu Zeiten äußerst schwieriger Verhältnisse, Zeiten der Armut hier in der Abtei. Die Arbeit der ›Brüder auf Urlaub‹ hat manchmal uns andere vor dem Verhungern bewahrt. Das ist jedoch nicht mehr notwendig, und wir tun es selten. Natürlich lassen wir jetzt einige Brüder in New Rome studieren, aber…«
    »Das ist die Lösung!« rief der Thon in plötzlicher Begeisterung. »Ein Stipendium des Kollegiums für Euch, Bruder. Ich sprach mit Eurem Abt, und…«
    »Und?« fragte der junge Prister.
    »Also, obwohl wir in einigen Dingen verschiedener Meinung sind, kann ich doch seinen Standpunkt verstehen. Ich denke mir, ein Austausch von Gelehrsamkeit könnte für unsere Beziehungen fruchtbar sein. Wir würden selbstverständlich ein festes Gehalt zahlen, und ich bin sicher, daß euer Abt dafür gute Verwendung hätte.«
    Bruder Kornhoer neigte sein Haupt, sagte jedoch kein Wort.
    »Was ist?« lachte der Gelehrte. »Bruder, Ihr scheint nicht sehr angetan von der Einladung.«
    »Ich fühle mich natürlich sehr geschmeichelt. Aber es steht mir nicht an, über solche Dinge zu entscheiden.«
    »Nun, ich verstehe das selbstverständlich. Aber es würde mir nicht im Traum einfallen, Euren Abt zu bitten, wenn Euch der Vorschlag nicht gefiele.«
    Bruder Kornhoer zögerte. »Ich bin zur Religion berufen«, sagte er schließlich, »das heißt, zu einem Leben im Gebet. Auch unsere Arbeit sehen wir als Gebet an. Doch das da…«, er zeigte hinüber auf den Dynamo, »… scheint mir mehr Spielerei zu sein. Wenn Dom Paulo die Absicht hat, mich zu schicken, würde ich auf jeden Fall…«
    »… widerstrebend gehen«, beendete der Gelehrte verstimmt den Satz. »Ich bin sicher, daß ich das Kollegium dazu bringen könnte, Eurem Abt auch mindestens hundert Goldhannegans im Jahr zu schicken, während Ihr bei uns seid. Ich…« Er schwieg, um von einem Gesicht zum anderen zu blicken. »Verzeihung, habe ich etwas Dummes gesagt?«
     
     
    Halbwegs die Treppe herabgestiegen blieb der Abt stehen, um die Gruppe im Keller zu betrachten. Mehrere Gesichter hatten sich ihm verblüfft zugewendet. Nach einigen Sekunden bemerkte Thon Taddeo die Anwesenheit des Abts und nickte ihm liebenswürdig zu.
    »Wir sprachen gerade von Euch, Vater«, sagte er. »Im Falle, daß Ihr uns gehört habt, sollte ich vielleicht erklären, daß…«
    Dom Paulo schüttelte den Kopf: »Nicht nötig.«
    »Aber ich würde wirklich gern besprechen, wie…«
    »Hat das Zeit? Ich bin im Augenblick in Eile.«
    »Selbstverständlich.«
    »Ich werde gleich zurück sein.« Er stieg die Treppe wieder hinauf. Pater Gault wartete im Hof auf ihn.
    »Wissen die schon was davon, Herr?« fragte finster der Prior.
    »Ich habe nicht gefragt, aber ich bin sicher, daß sie noch nichts wissen«, antwortete Dom Paulo. »Sie führen eine Unterhaltung da unten, die einfach albern ist. Irgendwas wie, daß Bruder Kornhoer mit ihnen

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