Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lobgesang auf Leibowitz

Lobgesang auf Leibowitz

Titel: Lobgesang auf Leibowitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter M. jr. Miller
Vom Netzwerk:
Schriften aus dem Zeitalter des Leibowitz dieses Ding hier aufzubauen, niemand unter unseren Vorgängern sich dazu in der Lage sah?«
    Der Mönch schwieg einen Augenblick. »Das ist nicht leicht zu erklären«, sagte er schließlich. »In den erhaltenen Schriften findet sich in Wirklichkeit keine direkte Anleitung zur Konstruktion eines Dynamos. Man kann vielmehr sagen, daß die Anleitung dazu in einer ganzen Sammlung fragmentarischer Schriften verborgen liegt. Teilweise verborgen. Und sie muß durch Schlußfolgerungen hervorgeholt werden. Aber um die Anleitung zu erhalten, braucht man außerdem einige Theorien, von denen man ausgehen kann - theoretisches Wissen, das unsere Vorgänger nicht hatten.«
    »Aber wir haben es?«
    »Nun ja – jetzt, da es einige Männer gibt wie…«, seine Stimme nahm einen ehrfurchtsvollen Klang an, und er machte eine Pause, bevor er den Namen aussprach, »… wie Thon Taddeo…«
    »Soll das ein vollständiger Satz gewesen sein?« fragte der Abt ziemlich verdrießlich.
    »Also bis vor kurzem haben sich nur wenige Philosophen mit neuen Theorien der Physik befaßt. Eigentlich waren es die Arbeiten des… des Thon Taddeo…«, wieder die ehrfurchtsvolle Stimme, bemerkte Dom Paulo, »… die uns die notwendigen Arbeitshypothesen lieferten. Zum Beispiel seine Arbeit über die Beweglichkeit elektrischer Substanzen und sein Lehrsatz der Erhaltung…«
    »Es sollte ihn demnach freuen, seine Arbeiten angewandt zu finden. Darf ich fragen, wo sich die Lampe selbst befindet? Ich hoffe nur, sie ist nicht noch größer als der Dynamo.«
    »Hier ist sie, Herr«, sagte der Mönch und nahm einen kleinen Gegenstand vom Tisch. Es schien nur eine Klammer zu sein, von der ein Paar schwarzer Stäbe gehalten wurde, und eine Flügelschraube, mit der ihr Abstand eingestellt werden konnte. »Das sind Kohlestifte«, erklärte Kornhoer, »die Alten hätten das hier Bogenlampe genannt. Es gab noch eine andere Art, aber wir haben nicht die Materialien, um sie herzustellen.«
    »Erstaunlich. Wo kommt das Licht heraus?«
    »Hier.« Der Mönch zeigte auf die Lücke zwischen den Kohlen.
    »Das muß eine äußerst winzige Flamme sein«, sagte der Abt.
    »Ja, aber hell! Ich rechne damit, daß sie heller als hundert Kerzen sein wird.«
    »Wie!«
    »Das macht Euch Eindruck, was?«
    »Den Eindruck des Hirnverbrannten…« Weil er aber den plötzlich verletzten Gesichtsausdruck Bruder Kornhoers bemerkte, fügte er hinzu: »… wenn ich bedenke, wie wir uns bis jetzt mit Bienenwachs und Hammelfett behelfen mußten.«
    »Ich frage mich«, vertraute ihm der Mönch an, »ob die Alten sie an Stelle von Kerzen auf ihren Altären verwendet haben.«
    »Nein«, sagte der Abt, »ganz bestimmt nicht. Das kann ich dir versichern. Schlag dir diesen Gedanken so schnell wie möglich aus dem Kopf; er ist nicht einmal des Nachdenkens wert.«
    »Ja, Vater Abt.«
    »Wo willst du jetzt das Ding hinhängen?«
    »Nun…« Bruder Kornhoer schwieg, um sich unternehmungslustig im düsteren Keller umzusehen. »Ich habe mir darüber noch keine Gedanken gemacht. Es wäre vielleicht am besten, sie über dem Tisch anzubringen, wo Thon Taddeo…« (warum immer diese Pause, wenn er ihn nennt? fragte sich Dom Paulo gereizt) »… arbeiten wird.«
    »Wir fragen lieber bei Bruder Armbruster nach«, entschied der Abt. Er bemerkte den plötzlichen Verdruß des Mönchs: »Was ist los? Hast du mit Bruder Armbruster wieder…«
    Kornhoers Gesicht verzog sich zu einer Grimasse des Bedauerns: »Wirklich, Vater Abt, ich habe nicht ein einzigesmal meine Geduld mit ihm verloren. Freilich hatten wir Wortwechsel, aber…« Er zog die Schultern hoch. »Er will nicht, daß irgend etwas von seinem Platz gerückt wird. Er murmelt ständig etwas über Hexerei und ähnliches. Es ist nicht einfach, mit ihm vernünftig zu reden. Seine Augen sind jetzt halb erblindet vom Lesen bei schwacher Beleuchtung; trotzdem sagt er, es sei Teufelswerk, was wir vorhaben. Ich weiß nicht mehr, was ich antworten soll.«
    Dom Paulo runzelte leicht die Stirn, als sie den Raum durchquerten, hinüber zu der Nische, wo Bruder Armbruster immer noch stand und finster dem Lauf der Dinge zusah.
    »Du hast ja jetzt deinen Willen durchgesetzt«, sagte der Bibliothekar zu Kornhoer, als sie herantraten. »Wann wirst du einen mechanischen Bibliothekar aufstellen, Bruder?«
    »Wir haben Hinweise, daß es einst derartige Dinge gab«, brummte der Erfinder. »In den Beschreibungen der Machina analytica wirst du

Weitere Kostenlose Bücher