Lobgesang
versuchen musste. Etwas Finsteres erhebt sich, Petronus, und mich plagen dunkle Vorahnungen, wie ich sie noch niemals hatte.«
Ja. Petronus hörte das Unbehagen in der Stimme des Mannes,
und es beunruhigte ihn. Auch dass er Petronus’ eigenen Namen gebraucht hatte, ließ seine Sorge erkennen. Für gewöhnlich blieb Grymlis auch unter den schrecklichsten Umständen unerschütterlich. Wenn er lange genug stillsaß, spürte Petronus dieselben Vorahnungen. Eine Abrechnung rückte näher, und er stand in ihrem Mittelpunkt. »Wir befinden uns mitten in einem sehr sorgsam aufgebauten Damenkrieg-Spiel«, sagte er. »Es ist eine Schlacht, die ich gewinnen kann, nun, da ich mich auf die Bundschaft berufen habe.«
»Ich setze nicht darauf«, entgegnete Grymlis. »Es ist töricht. Die Sümpfler erheben sich. Eine Y’Ziritische Bewegung ist dort in vollem Gange, und die Verbliebenen Androfranziner schwinden unaufhaltsam. Ihr habt vom Sommerpalast gehört? Und von den Armeen im Norden?«
Petronus nickte. »Esarov hat mir davon berichtet.« In jener Nacht hatte er wachgelegen, um die Neuigkeiten zu verarbeiten. Sümpfler, die ihre Toten verbrannten.
»Es ist schlimmer geworden. Diese Resurgenten sind anders als alle bisherigen Bewegungen, und ihre Wurzeln sind im Verborgenen tief gewachsen. Gerüchten zufolge ist Winterias Armee gespalten. Sie selbst reitet aus, um um Bundschaft zu ersuchen.«
Petronus zuckte zusammen. Dann reichten die Wurzeln wirklich weit hinab. Der Orden hatte diese Dinge fest im Griff gehabt, hatte die Graue Garde und seine Bundschaften dazu genutzt, jeden Hauch einer Verehrung von Y’Zir im Keim zu ersticken, bevor sie Wurzeln schlagen konnte. Aber die Sümpfler waren bereits empfänglich für Mystizismen. Und obwohl sie unter Beobachtung standen, waren sie ein Volk, das schwer zu infiltrieren war. Mit Zeit und Geduld und Sorgfalt konnte man dort die Grundlage für eine Religion legen. Fügte man einen unerklärlichen Zugang zu verbotener Blutmagie hinzu und hatte Männer, die bereitwillig im Dienste der Sache starben, dann verfügte man über eine mächtige Waffe.
Es konnte kein Zufall sein, dass sich diese neue Bedrohung gleich nach dem Fall von Windwir erhob. Hätte Windwir noch bestanden, hätte es in seinen Kellergewölben die Mittel gegeben, diesen Magifizienten etwas entgegenzusetzen, und die Waffen, mit denen man jene Feinde niederringen konnte. Ohne den Hirten machen die Wölfe sich über die Herde her , so konnte man es vielleicht umschreiben. Dennoch war es Unsinn anzunehmen, dass ein Kult in den Sumpflanden Windwir hätte zu Fall bringen können. Nicht ohne eine machtvolle Unterstützung.
Esarov hatte darauf beharrt, dass die Bedrohung, die Windwir vernichtet hatte, von innen kam. Vlad Li Tam glaubte, dass seine eigene Familie auf irgendeine Weise manipuliert und benutzt worden war, um dies zu erreichen, ebenso wie Sethbert. Sein goldener Vogel und dessen Anwesenheit in Windwir stützten diese Ansicht. Und in der Folge von Windwirs Fall erschütterten Chaos und Gewalt die Benannten Lande, nachdem sowohl das Haus Li Tam als auch der Orden nicht mehr im Weg waren.
»Das sind alles Fäden im selben Gewirk«, sagte er mit leiser Stimme.
»Jawohl«, antwortete Grymlis. »Und letzte Woche habe ich von Eurem Tod geträumt, Vater, unter einer eisernen Klinge. Etwas geschieht, und ich glaube, wir sind das Vieh, das zur Klippe getrieben wird.« Er hielt inne, und Petronus spürte, welches Unbehagen ihm die nächsten Worte bereiteten. »Ich fürchte mich vor dem, was kommt.«
Petronus nickte, sagte aber nichts.
»Also noch einmal«, beharrte Grymlis, »kommt mit uns. Wir werden einen Ort finden, um Euch zu verstecken. Wir werden weiter an der Aufgabe arbeiten, einen Weg durch diesen whymerischen Irrgarten zu finden.«
Petronus seufzte. »Was, wenn meine Aufgabe darin besteht, dem gegenwärtigen Weg weiter zu folgen?«
In Grymlis’ Stimme klang nun Wut an, aber der alte Gardist
gab sich alle Mühe, sie zu verbergen. »Dann solltet Ihr mir unverzüglich alle Befehle erteilen, die ich noch für Euch ausführen soll, sowohl jetzt als auch nach Eurem hiesigen Dasein. Denn wenn Ihr jetzt nicht mit mir kommt, werdet Ihr noch in diesem Monat sterben, dessen bin ich mir sicher.«
»Wegen Eures Traumes?«
»Wegen meines Traumes, ja.« Er fuhr fort. »Und erzählt mir nicht diesen franzinischen Unsinn, dass Träume die verborgenen Irrgärten sind, durch die unsere Seelen wandern, unsere geheimen
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