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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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Ängste und verbotenen Wünsche. Das weiß ich alles. Aber ich weiß auch dies: Dieser Traum fühlt sich wahr an, und ich werde nicht still dastehen und zuschauen, wie er Wirklichkeit wird. «
    Petronus hielt inne. Er hatte den Mittelpunkt des Irrgartens erreicht und sah die marmorne Meditationsbank. Er ging hin und setzte sich. Er war nicht sicher, ob er den Lehren der Franziner diesbezüglich noch glauben konnte. Nebs Träume im Lager der Totengräber hatten seinen Glauben auf die Probe gestellt und gebrochen. »Ich kann nicht mit Euch gehen, Grymlis. Ich muss zu Ende bringen, was ich hier begonnen habe.«zu
    »Ihr habt alle Anführer der Benannten Lande, die jemals mit Windwir Bundschaft gehalten haben, an einem einzigen Ort zusammengerufen«, sagte Grymlis, seine Stimme heiser vor Wut. »In der Zwischenzeit strömt ein Feind, den aufzuhalten wir nicht die Mittel haben, über die Streunende Armee wie Wasser über Steine, um nach Lust und Laune über die Armeen von Pylos und Turam herzufallen.« Er wartete, und Petronus spürte, wie die Last der Worte auf ihn herabsank. »Das seht Ihr doch auch, Vater?«
    »Das tue ich«, sagte er. »Aber das Ehrenfest von Rudolfos Stammhalter und die Ereignisse jener Nacht beweisen doch, dass sie überall und jederzeit zuschlagen können, wenn sie es wünschen. Sie brauchen uns dafür nicht an einem Ort zu versammeln. «

    Grymlis seufzte. »Wie lauten dann Eure Befehle?«
    Petronus dachte einen Augenblick nach. »Sollte Euer Traum sich als wahr erweisen – und ich glaube nicht, dass es so weit kommt, Grymlis –, möchte ich, dass Ihr alle Männer nehmt, die Euch noch bleiben, und bei Rudolfo um Schutz ersucht. Sie haben sich nicht an den Verbliebenen Androfranzinern vergriffen, die sich in den Neun Wäldern aufhalten. Dient ihm, wie Ihr dem Licht dient.«
    »Ich werde ihm dienen, wie ich Euch gedient habe, Vater.«
    »Und Ihr habt mir gut gedient, Grymlis.«
    Er lachte nur verbittert. »Nicht gut genug. Ein besserer Soldat würde Euch etwas über den Schädel ziehen und Euch in Sicherheit bringen.«
    »Ein besserer Soldat würde dem Urteil seines Vorgesetzten vertrauen«, erwiderte Petronus schmunzelnd.
    Grymlis schnaubte. »So dumm bin ich nicht, alter Mann.«
    Und dann, ohne dass sie ein weiteres Wort gewechselt hätten, schlüpfte ein Schatten fort, und der schwere, faulige Gestank nach menschlichen Ausscheidungen wich frischer, klarer Luft, die nach Regen roch.
    Während die ersten Tropfen fielen, blieb Petronus dort in der Mitte des Irrgartens reglos auf der Meditationsbank sitzen. Als der Regenguss, der darauf folgte, seine Kleider durchnässte und die Wachen kamen, um ihn zu seinen Gemächern zu bringen, überließ er sich ihnen.
    Sie kommt näher , dachte er, meine Abrechnung.
    Nein. Nicht meine.
    Und Petronus spürte die Last einer noch größeren Abrechnung, die auf sie alle zukam, während Wolken, die wie Blutergüsse am Himmel hingen, um die Kinder des P’Andro Whym weinten.

Kapitel 22
    Rae Li Tam
    Rae Li Tam saß in einer Ecke der überfüllten Zelle und lauschte auf die Stimmen in den Rohrleitungen. Sie hatten einen halben Tag gebraucht, um herauszufinden, dass das Wasser mit Drogen versetzt war – und sie hätte es eigentlich wissen müssen. Sie konnte mühelos ein halbes Dutzend Kräuter oder Wurzeln aufzählen, die eine ähnliche Wirkung hatten: Übelkeit, Schwindel, Teilnahmslosigkeit und Verwirrung. Die meiste Zeit, die sie hier waren, waren sie gelähmt gewesen. Inzwischen hatte sie wieder einen klaren Kopf, und ihre Gedanken ersannen Strategie um Strategie, um eine Lösung zu finden. Sie hatte nicht viel Zeit. Irgendwann würden sie das Wasser wieder trinken müssen, wenn ihr nichts einfiel. Und das bedeutete, dass das Haus Li Tam den Androfranzinern in die Vernichtung folgen würde.
    Daher setzte sie alles daran, dieses Rätsel zu lösen. Von einigen ließ sie die Wachwechsel verfolgen, von anderen die Leitungen in ihren Zellen abhören. Sie richtete Schichten ein, in denen geschlafen wurde, und Wege, um Nachrichten zu übermitteln.
    Blutleitungen. Bei dem Gedanken drehte sich ihr der Magen um, und der Atem blieb ihr im Halse stecken. Sie waren warm an ihrem Ohr, aber sie musste zuhören.
    Einige der erfahreneren Söhne und Töchter des Hauses Li
Tam hatten in den Gedichten, die sie unter dem Messer für ihren Vater schufen, Informationsfetzen verborgen.
    Also hatte Rae Li Tam sich hingesetzt und die Zeilen entschlüsselt, hatte geordnet, was sie

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