Loch
alte Boots-Zauber.«
»Das scheinen hervorragende Waffen zu sein.« Norman beäugte die Pistolen. »Könnt ihr damit umgehen?«
»Klar.« Boots drehte die Trommel. Es klickte. »Während du geschlafen hast, haben wir auch noch ein bisschen geübt.«
Während ich geschlafen habe? Wohl eher, während ich bewusstlos war. Nach den Prügeln, die Duke mir verpasst hat, ist es ein Wunder, dass ich überhaupt wieder aufgewacht bin.
»Die ist für dich, Normy.« Duke reichte ihm die Glock-Automatik.
»Aber ich kenn mich überhaupt nicht …«
»Es ist nichts dabei, Normy. Das ist eine Automatik. Einfach zielen und abdrücken. Es ist eine Zehn-Millimeter. Eine richtige Kanone. Natürlich musst du daran denken, sie zuerst zu entsichern. Dafür ist dieses kleine Ding hier.« Duke zeigte ihm, wie man den Sicherungshebel umlegte.
»Aber wir werden niemanden erschießen.«
»Vermutlich nicht.« Boots klang enttäuscht.
»Die Waffen sind nur dazu da, um unseren Vorschlag zu untermauern, dass wir das Kommando über den Ort übernehmen«, sagte Duke.
»Das sind starke Argumente«, stimmte Norman zu, während er die Pistole in der Hand wog. Und als er sich daran erinnerte, dass Duke gesagt hatte, Nicki gehöre ihm, wenn sie ihren Plan in die Tat umgesetzt hätten, begann er zu lächeln.
»Warum lächelst du, Kumpel?«, fragte Duke.
»Ich denke nur an die Zukunft. Daran, wie gut wir uns amüsieren werden.«
»Allerdings.« Duke lächelte ebenfalls. »Okay, wenn ihr so weit seid …« Sein Lächeln wurde zu einem Grinsen. »… lasst uns die Nummer durchziehen.«
44
»Zuerst das Café«, befahl Duke.
Wahnsinn. Das ist wie ein Showdown im Wilden Westen.
Und wir sind die Jesse-James-Bande.
Gemein, gefährlich, bewaffnet.
Es war kurz vor Mittag. Norman ging an Dukes rechter Seite, Boots an seiner linken. Entschlossen liefen sie über den Parkplatz, bei jedem Schritt wirbelten ihre Füße kleine Staubwolken auf. Boots trug wie üblich ihre weißen Cowboystiefel. Duke schritt beherzt mit seinen Motorradstiefeln aus. Norman hatte Turnschuhe an. Die Sonne stand hoch am Himmel und warf kaum Schatten.
Einsamkeit.
Kein Geräusch.
Keine Fahrzeuge auf der Straße.
Keine Menschen.
Kein Vogelgezwitscher.
Nur eine tödliche Stille. Als hätte der Sensenmann seinen knochigen Finger an die fleischlosen Lippen gelegt und »Psst« gezischt.
Der gute alte Tod wusste, was vor sich ging.
Er hatte es schon zuvor in Pits gesehen. Es war eine Stadt der Pioniere. Vor hundert Jahren hatte es dort eine Menge Schießereien gegeben. Vielleicht ein Spieler, der einmal zu oft das Ass aus dem Ärmel gezogen hatte. Oder zwei Männer, die sich um eine Varietétänzerin gestritten hatten.
Es war immer dasselbe.
Die Pistolen wurden gezogen.
Bumm! Bumm! Bumm!
Dann kam der Trauerzug, der hinter der langen Kiefernholzkiste zum Wüstenfriedhof schritt.
Norman hatte schreckliche Angst.
Und er war erregt.
Nun würde sich ein Stück Geschichte wiederholen.
Sie gingen zu dritt in einer Reihe, mit Pistolen in den Händen. Drei Desperados.
Wir übernehmen Pits.
Sie hatten den Zeitpunkt abgepasst. Auf ein Abflauen des Besucherandrangs gewartet.
Duke kniff im Sonnenlicht die Augen zusammen. »Sharpe ist unterwegs«, sagte er.
»Einen weniger, um den man sich Sorgen machen muss«, fügte Boots hinzu.
»Genau.«
Sie überquerten die Spuren, die Sharpes Bus im Staub hinterlassen hatte. Er war wieder losgezogen, um »Leute zu retten«. Vor ihnen befanden sich die verlassenen Laster und Pkw und dahinter das Café.
»Durch den Hintereingang?«, fragte Norman.
»Nein. Die Vordertür. Der Ort gehört jetzt uns.« Duke spuckte in den Dreck.
Über ihnen kreisten Geier.
Norman nickte. »Okay.«
Sie gingen um die Vorderseite herum. Es waren doch Gäste da. Zwei schwere Harleys standen neben der Eingangstür.
»Die hab ich nicht kommen sehen«, sagte Boots.
»Kein Problem. Kommt.«
Duke stieß die Tür auf. Sie folgten ihm hinein.
Zwei stämmige Biker in schwarzem Leder saßen an der Theke. Es waren harte Jungs.
Pamela kellnerte. Lauren kochte.
Norman ging im Geiste das Personal durch. Wes, Hank und Nicki waren also abwesend.
»Das Café ist geschlossen«, verkündete Duke.
»Hey«, knurrte einer der Motorradfahrer. »Wir haben noch nicht gegessen.«
Duke hob die Hand mit der Magnum. Der fünfzehn Zentimeter lange Lauf wirkte unglaublich bedrohlich.
»Nimm die beschissene Knarre aus meinem Gesicht«, warnte ihn der Biker. »Wie gesagt, wir
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