Loch
Sie den ganzen Tag mit tollen Sprüchen um sich werfen, oder möchten Sie jetzt Ihre Bestellung aufgeben, damit ich Ihnen etwas zu essen machen kann?«
»Bring mir eine leckere Lende und dann …«
Jetzt schlug Pamelas Erfahrung als Lehrerin durch. »Okay. Mir reicht es jetzt mit Ihnen.« Ihr Tonfall lag zwischen stählern und eisig. »Entweder bestellen Sie Ihr Essen oder Sie können den Rest des Tages hungern.«
»Hey, hör zu, wir …«
»Nein, Sie hören mir zu, Freundchen.« Pamela schlug mit der flachen Hand auf die Theke. »Bis zum nächsten Restaurant sind es vier Stunden Fahrt. Es ist Ihre Entscheidung. Entweder Sie essen hier oder Sie setzen sich ans Steuer.«
»Ich …«
»Und wenn Sie hier essen, erwarte ich ein Mindestmaß an zivilisiertem Benehmen.«
Die beiden Männer sahen sich an. Der eine gab dem anderen die Sonnenbrille zurück.
»Möchte einer von Ihnen noch etwas sagen?« Pamela sah sie mit ihrem härtesten Blick an. Dem Blick, der für die Raufbolde in der Klasse reserviert war.
»Ja, Ma’am.« Der Trucker sackte unter ihrem Starren sichtlich in sich zusammen.
»Ich warte.«
»Darf ich meine Kappe zurückhaben?«
Sie reichte sie ihm.
»Und nun«, sagte sie munter. »Kaffee?«
Die beiden Männer nickten und beeilten sich, brav Bitte und Danke zu sagen.
»So ist es besser. Also, meine Herren, was möchten Sie essen?«
Respektvoll gaben sie ihre Bestellungen auf.
Wenn Terry nicht auftaucht, muss ich selber kochen, dachte sie. Aber das ist halb so schlimm. Speck, Eier und die üblichen Frühstückssachen kriege ich schon hin.
Als sie sich abwandte, hörte sie, wie der eine Mann dem anderen zuflüsterte: »Die hat wohl ihre Tage.«
Sie lächelte vor sich hin. Die beiden mussten sich versichern, dass sie den Kampf gegen die überlegene biologische Macht der Menstruation verloren hatten und nicht gegen eine Kellnerin. Wenn sie mit der weiblichen Periode konfrontiert wurden, wichen die meisten Männer zurück wie Vampire vor einem Kruzifix.
Als sie Speckscheiben auf die heiße Grillplatte legte, konnte Pamela sich nicht verkneifen, ohne die beiden eines Blickes zu würdigen, zu sagen: »Die Toiletten sind da drüben. Vielleicht möchten Sie sich ja vor dem Essen die Hände waschen.«
Sie wandte sich um und lächelte die Trucker an, während sie überrascht auf ihre schmutzigen Finger sahen. Als wäre es ihnen unbekannt, dass man sich vor dem Essen die Hände wäscht.
Wahrscheinlich war es auch so.
Sie nickten. Joe tippte mit den Fingerspitzen an den Schirm seiner Kappe. Eine respektvolle Geste.
»Gute Idee, Ma’am.«
Die beiden schlurften zur Toilette.
Spiel, Satz und Sieg.
»Gut gemacht.« Sie wirbelte herum.
Rechts von ihr stand Duke in der Küchentür.
»Oh«, sagte sie, »ich habe dich gar nicht bemerkt.«
»Die beiden hattest du schnell im Griff«, sagte er. »Ich bin beeindruckt.«
»Nur ein bisschen Strenge.«
»Es hat geklappt. Du bist eine tolle Frau.«
»Danke.« Sie schlug Eier auf und goss sie auf das heiße Metall. Die klare Flüssigkeit um den Eidotter begann zu brutzeln und färbte sich weiß.
Duke schob sich einen Streifen Kaugummi in den Mund. Beim Kauen sah er sie abschätzend an.
»Du bist keine Kellnerin.«
»Ich bin jetzt Kellnerin und Koch in einem.«
»Ich meinte, du machst diese Art von Arbeit noch nicht lange.«
»Nein, ich war Lehrerin.«
»Wie bist du in Pits gelandet?«
»Lange Geschichte.«
»Hat Sharpe dich hergebracht?«
»Ja.« Sie wendete die Speckstreifen. Ölbläschen tanzten auf dem zischenden Fleisch. Obwohl sie den Blick auf das Essen gerichtet hielt, war sie sich bewusst, dass Duke sie betrachtete.
Ja, er sieht gut aus, auf eine Böse-Jungen-Art. Blaue Augen, blondes Haar. Ein Tattoo. Schmale Taille. Breite Schultern.
Natürlich hat man mit solchen Typen Ärger.
»Du könntest mir zwei Teller holen.« Sie vermutete, Duke ließ sich von niemandem herumkommandieren.
Doch er nickte leicht, als hätte er in Pamela etwas gesehen, das er akzeptieren konnte. Deshalb war er bereit, ein wenig zu helfen.
O Gott, hoffentlich ist er nicht auf eine Affäre aus. Für so etwas bin ich noch nicht bereit.
Und schon gar nicht mit einem Typen wie Duke. Er sieht aus, als würde er vor einem ganzen Haufen Ärger davonlaufen.
Er könnte aus dem Gefängnis ausgebrochen sein.
Oder seine Großmutter vergiftet haben, um an ihre Ersparnisse zu kommen.
Die beiden Männer kamen von der Toilette zurück. Sie wirkten gut gelaunt und entspannt,
Weitere Kostenlose Bücher