Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Loch

Loch

Titel: Loch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Laymon
Vom Netzwerk:
Nicht bei der Hitze.«
    »Du auch nicht, Norman.«
    »Einer der anderen wird gleich kommen.«
    »Dann hast du also telepathische Kräfte. Kannst du ihnen mitteilen, dass du hier oben in einer versteckten Schlucht bist?«
    »Argh.«
    Sie hörte ihn ächzen, als er sich des Fehlers in seinem Gedankengang bewusst wurde.
    Niemand wusste, dass sie hier waren. Deshalb würde auch niemand Norman eine kalte Flasche Wasser bringen, um seinen Durst zu löschen.
    Es würde ein Belastungstest werden, die Sache hier in der kargen Schlucht auszusitzen. Wer dem Verlangen nach Flüssigkeit als Erster nicht mehr widerstehen könnte, würde verlieren.
    »Ich möchte nicht, dass du verdurstest, Pamela.«
    »Frauen überleben länger ohne Wasser, Norman. Wir haben eine dickere Fettschicht unter der Haut, in der Flüssigkeit einlagert ist. Titten bestehen übrigens fast nur aus Flüssigkeit. Wie Kamelhöcker.«
    Als er wieder etwas sagte, bemerkte sie, dass er seine Strategie geändert hatte. »Pamela? Wir beide sind uns ähnlich.«
    »Das finde ich nicht, Norm.«
    »Wir sind gebildet. Ich merke es an der Art, wie du sprichst.«
    »Wie aufmerksam, mein lieber Holmes.«
    »Und belesen.«
    »Ich habe die alten Sherlock-Holmes-Filme gesehen.«
    »Ja, mit Basil Rathbone, er war der Beste, oder?«
    »Norman, du bist überheblich.«
    »Hör zu. Wir wissen beide, dass es dumm ist, hier draußen ohne Wasser in einer gottverdammten Schlucht zu sitzen. Wenn du runterkommst, können wir zurück zum Café gehen und alles bei einem kalten Glas Weißwein besprechen. Was hältst du davon?«
    »Klingt toll. Aber du wirst mich abknallen, sobald ich runterklettere.«
    »Pamela. Ich bin kein Unmensch.«
    »Was ist mit Duke und Boots? Sind das Psychopathen oder was?«
    »Hm … das ist eines der Themen, die ich mit dir besprechen muss.«
    »Wie bitte?«
    »Du bist intelligent. Ich brauche deinen Rat. Um ehrlich zu sein, ich stecke ein bisschen in der Klemme. Also … mehr als ein bisschen. Ich stecke höllisch in der Klemme.«
    Ihr wurde klar, dass sie sein Gesicht sehen musste. Seine Miene würde verraten, ob er die Wahrheit sagte. Außerdem würde ihr ein Blick in seine Augen zeigen, ob er sie kaltblütig ermorden würde.
    Sie kroch vorsichtig auf die Felskante zu. Nur ein Blick. Ein Blick in sein Gesicht würde genügen.
    In dem Moment ertönte der Schuss.
    »Norman, du verdammtes Arschl…«
    »Pamela. Pamela!«
    »Du hast versprochen, nicht auf mich zu schießen.«
    »Ich hab nicht auf dich geschossen. Ich habe auf eine Klapperschlange geschossen. Sie hat nach mir geschnappt.«
    »Als würde ich dir das glauben.« Sie kauerte sich an die Felswand. Außer Sicht.
    »Pamela, du musst mir glauben. Ich habe eine Schlange erschossen. Und da ist noch was …« Seine Stimme klang beunruhigt.
    »Was denn?«
    »Pamela, du musst mir helfen. Die Klapperschlange hat mich gebissen!«

49
    »Du willst mich verarschen, Norman.«
    Norman sah an der Felswand hinauf. Sie lag im Schatten, aber er konnte den Vorsprung erkennen. Doch Pamela sah er nicht. Sie musste zusammengekauert an der Wand hocken.
    »Bitte, Pamela.« Seine Stimme hallte durch die Schlucht. »Da war eine Klapperschlange. Sie hat mich wirklich gebissen.«
    »Ja, und sobald ich meinen Kopf über die Kante strecke, schießt du ein Loch rein.«
    »Nein.«
    »Ich kann dir nicht trauen, Norman.«
    »Es fängt an zu brennen. Es ist das Gift …«
    »Wo hat sie dich gebissen?«
    »Ins Bein.«
    »Wo am Bein?«
    »Komm runter, Pamela. Sieh es dir an.«
    »Ja, klar.«
    »Bitte.«
    »Bist du sicher, dass es eine Klapperschlange war?«
    »Wirf selber einen Blick drauf.«
    »Leg die Pistole auf einen Stein, irgendwo, wo ich sie sehen kann, aber ein gutes Stück von dir entfernt.«
    »Ja, ja, alles, was du willst. Hauptsache, du hilfst mir.«
    Er konnte sie immer noch nicht sehen, also ging er zwanzig Schritte und legte die vergoldete Pistole auf einen Felsen. Dann kehrte er an den Fuß der Felswand zurück.
    Dabei bemerkte er etwas.
    Etwas Schlimmes.
    Er humpelte jetzt. Das Gift brannte in seinen Adern, als flösse darin heißes Wachs statt Blut. Vor einem Augenblick war ihm noch zu warm gewesen, nun liefen, der Hitze in seinen Adern zum Trotz, kalte Schauder über seinen Rücken.
    O Gott. Jetzt hat mich auch noch eine Schlange gebissen … ausgerechnet eine beschissene Klapperschlange …
    Er fühlte sich schwach auf den Beinen.
    Als er nach Pamela rief, klang seine Stimme ein wenig heiser … der Beginn des

Weitere Kostenlose Bücher