Loch
fiel ab. Unter ihren Füßen war immer noch eine Menge loses Geröll. Die Sonne brannte auf sie herab. Doch sie kam ein wenig besser voran.
Selbst wenn sie Norman nicht davonlaufen konnte, verschaffte ihr das mehr Zeit, um sich einen Plan zurechtzulegen.
»Los, Pamela, denk nach … denk nach! Was willst du unternehmen, um dein Leben zu retten?«
47
Norman war kein Sportler. Sein Vorteil? Er war jung. Am College hatte er gejoggt – aber vor allem, um beobachten zu können, wie es bei den Joggerinnen hübsch wackelte, wenn sie um den Platz liefen.
Und er hatte einen Ansporn.
Duke hatte ihm erlaubt, Pamela zu bumsen. Seine Belohnung, wenn er sie erwischte.
Natürlich gibt es auch eine Kehrseite. Duke prügelt mir die Scheiße aus dem Leib, falls ich sie nicht schnappe.
Und wenn ich sie nicht erwische, wird sie die Polizei rufen.
Ich bin ein Polizistenmörder. Es ist nicht schwer zu erraten, was dann passiert.
Ich schmore auf dem elektrischen Stuhl.
Das alles führte dazu, dass Norman so schnell rannte, wie er konnte. Verglichen mit einem Marathonläufer war das nicht besonders beeindruckend. Aber es war auch nicht schlecht. Er nahm an, dass er aufholte, während er die Kakteen mit ihren spitzen Stacheln umlief, über Felsen sprang und einmal sogar einer rot gestreiften Schlange auswich.
Die goldene Glock-Automatik war schwer, sodass er ab und an stehen bleiben und sie in die andere Hand nehmen musste.
Vor ihm rannte Pamela den kargen Hang hinauf. Er sah das Wedeln ihrer langen nackten Beine. Sah ihren Hintern in den hellroten Shorts hin und her schwingen.
Er überlegte, wie er sich seine Belohnung holen sollte.
Sollte er sie sofort an Ort und Stelle auf dem heißen Boden nehmen? Oder sollte er sie hinab zum Wohnwagen geleiten, wo er in den Genuss einer weichen Matratze käme?
Verdammt, sie wird meine Matratze sein.
Norman fragte sich auch, was danach geschehen würde. Wenn er ihr genügend Lust bereitete, könnte sich etwas zwischen ihnen entwickeln. Pamela könnte sich in ihn verlieben.
Dann wäre es eine Schande, sie Duke zu überlassen.
Norman blieb einen Moment stehen, um sich den Schweiß aus den Augen zu wischen. Er warf einen Blick zurück auf das einsame Haus auf dem Hügel und den Friedhof mit den vor langer Zeit gestorbenen Revolverhelden und Affen. Dahinter lag das Café an dem verlassenen Highway.
Immer noch still.
Still wie ein Grab.
Er gab sich einen Ruck und rannte weiter über die Gesteinsbrocken und vorbei an ausrangierten Bergbaumaschinen. Einmal musste er über das Skelett eines Maultiers springen. Ungefähr dreihundert Meter vor ihm sah er Pamela. Erneut ließ der Anblick ihrer schlanken Taille das Blut in seinen Adern aufwallen.
Mann, war sie schön.
Begehrenswert.
Er konnte den schlüpfrigen Moment des Eindringens kaum erwarten.
Aus zusammengekniffenen Augen sah er im grellen Sonnenlicht, wie ihr Haar durch die Luft flog, als sie den Kopf drehte, um zu ihm zurückzublicken. Ihr Gesicht konnte er nicht erkennen, deshalb wusste er nicht, ob sich darin Angst spiegelte.
Aber wie würdest du dich fühlen, wenn du von einem lüsternen Mann mit einer Pistole gejagt wirst?
Du würdest dir vor Angst in die Hose scheißen, Junge.
Norman grinste. Es war das seltene Gefühl der Macht, das Gefühl, die Kontrolle zu haben. Er bemerkte, dass er es genoss. Er rief sogar ein paarmal ihren Namen. Er rechnete nicht damit, dass sie stehen bleiben würde, aber es war Teil des Verfolgungsspiels. Das Opfer sollte wissen, dass er ihm dicht auf den Fersen war.
Er steigerte das Tempo. Der heiße Schweiß auf seinem Gesicht trocknete im selben Moment, in dem er aus den Poren drang. Nur sein Hemd wurde feucht und begann zu jucken.
Wenn er Pamela erst gebändigt hätte, könnte sie sich nützlich machen, indem sie ihm unter der Dusche den Rücken einseifte. Das würde sich gut anfühlen.
Er umrundete ein stachliges Gestrüpp. Jetzt konnte er sehen, dass sich in dem Berg eine Schlucht auftat. Pamela lief darauf zu.
Sie kann nicht ewig weiterrennen, oder? Ich werde sie bald fangen. Und dann …?
48
Fragen, die Pamela sich gestellt hatte – ob ihre Kondition durchhalten oder sie zufällig auf die dicht befahrene Hauptstraße nach Las Vegas stoßen würde –, beantworteten sich plötzlich von allein.
»Verdammt.«
Sie sah zu der Felswand vor ihr auf. Die Schlucht endete so plötzlich, als hätte jemand eine zwanzig Meter hohe Mauer vor ihr aufgebaut. Pamela blickte nach links. Nach rechts.
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