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Loch

Loch

Titel: Loch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Laymon
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aussieht, lässt man sich leicht ablenken, sagte sich Norman. Er versuchte, ihre Kurven zu ignorieren und sich auf das zu konzentrieren, was sie sagte.
    »Norman, ich dachte, Pits wäre nur eine kleine Wüstengemeinde.«
    »In meinen Augen ist es kaum mehr als eine Geisterstadt«, sagte er.
    »Das dachte ich auch. Es gibt nur das Café, die Tankstelle und die Wohnwagen. Und die sechs Einwohner.«
    Fünf, dachte Norman. Ihm wurde klar, dass Pamela nicht wissen konnte, dass Terry, der Koch, tot in einer Gruppe von Kaktusfeigen lag. Er beließ es dabei. Solche Eingeständnisse würden die Situation mit Pamela, der süßen Pamela, nur verkomplizieren.
    Pamela versuchte, ihm einige Dinge zu erklären. »Erinnerst du dich, was der alte Mann vorhin gesagt hat?«
    »Der Einbeinige?«
    »Priest.« Sie nickte.
    Norman zuckte die Achseln. »Er ist ein verrückter alter Kauz, oder? Das ganze Gerede darüber, Menschen zu fressen. Er ist wohl nicht zurechnungsfähig.«
    »Er ist nicht verrückt, Norman.« Sie atmete tief durch. »Sie essen Menschen hier in Pits.«
    Norman lachte laut auf. Dann wurde er still. Pamela lacht nicht.
    »Mein Gott«, zischte er. »Das ist dein Ernst, oder?«
    »Ja. Damit haben sie die Renovierung des Cafés und die Wohnwagen finanziert. Was sie nicht essen konnten, haben sie verkauft. Schmuck und Uhren und so.«
    »Wahnsinn.« Er musste sich daran erinnern, den Mund zuzuklappen. Sein Unterkiefer hing ihm vor Erstaunen fast auf der Brust. »Und du hast …?« Er tat, als nagte er an seiner Hand.
    »Du auch.«
    »Ich?«
    Sie nickte.
    »O nein, nein.« Norman schüttelte so heftig den Kopf, dass der Schlangenbiss erneut schmerzte. »Ich habe in den letzten Tagen Menschen getötet. Aber ich habe niemals jemanden gefressen. Scheiße, als Kind habe ich nicht mal meine eigenen Popel gegessen.«
    »Ich muss dir widersprechen«, erklärte sie sachlich. »Als du hier angekommen bist, hast du einen Pits-Burger gegessen. Nach Laurens speziellem Rezept.«
    »Herr im Himmel.« Er schluckte, als schmeckte er den Geschmack von Menschenfleisch.
    Kannibalen sagen, Menschen schmecken wie Schweinefleisch. Deshalb nennen sie ihre Opfer auch »Große Schweine«. Haben die Pits-Burger nach Schwein geschmeckt? Sie waren ziemlich scharf gewürzt.
    Er musste würgen. »Der Mensch, den ich gegessen habe … kanntest du ihn?«
    »Nickis Zuhälter.«
    »Heilige Scheiße.«
    »Der Typ ist mit dem Motorrad hierher gefahren, um sie zu ermorden, weil sie ihm weggelaufen ist.«
    Norman lächelte gequält. »Es hätte wohl einen besseren Menschen treffen können.«
    »Wenn es hilft … ich habe ihn getötet.«
    »Wow.«
    »Ich habe ihm eins über den Schädel gezogen.«
    Die Übelkeit verging. Sein Lächeln wurde breiter. »Das klingt ja nach einem richtigen Amoklauf.«
    »Aber du hast recht, Norman. Der Wahnsinn muss aufhören.«
    »Und wie?«
    Sie stand auf. »Ich werde die Polizei rufen.«
    »Die Polizei?« Er rutschte unbehaglich in seinem Sessel herum. Gedanken an den elektrischen Stuhl rauschten ihm durch den Kopf.
    »Es gibt keinen Grund, es aufzuschieben, Norman. Schließlich wissen wir nicht, was Duke und Norman mit meinen Freunden oben im Haus machen, oder?«
    »Nein«, sagte Norman. »Das wissen wir nicht.«
    Aber da ich die beiden Irren kenne, kann ich es mir ziemlich gut vorstellen.
    »Bleib hier«, forderte sie ihn auf. Ihr Gesichtsausdruck war nüchtern. »Ich komme so schnell wie möglich zurück.«
    Norman bekam kalte Füße. »Ist es wirklich schlau, die Polizei zu rufen? Vielleicht sollten wir erst mal abwarten? Boots und Duke könnten sich überlegen, einfach abzuhauen.«
    »Es gibt kein funktionierendes Telefon in Pits. Wir müssen zum nächsten Münztelefon fahren. Warte kurz hier und ruh dein Bein aus.«
    Nach einer Viertelstunde kam Pamela eilig in das Wohnzimmer des Wohnwagens zurück.
    Sie klimperte mit einem Schlüsselbund. »Wir nehmen Wes’ Pick-up. Er steht neben der Tankstelle.«
    »Ich weiß nicht …«
    »Was soll das heißen, du weißt nicht, Norman?«
    »Wohin fahren wir?«
    »Zu einer Telefonzelle. Oder zum nächsten Ort. Zum Büro des Sheriffs. Hör zu, Norman. Meine Freunde sind in Gefahr, da oben im Haus. Wenn wir keine Hilfe holen, werden sie wahrscheinlich sterben.«
    Norman bemerkte, dass sie den Zweifel in seinem Gesicht sah. Ihre Nasenflügel bebten vor Wut.
    »Norman. Jetzt kneif nicht den Schwanz ein. Denk dran, ich hab dir das Leben gerettet.«
    »Ich weiß.«
    »Deshalb schuldest du mir

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