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Loch

Loch

Titel: Loch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Laymon
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raus.« Das war Boots. Sie schien von dem Aufstieg außer Atem zu sein.
    Norman humpelte um eine Maschine von den Ausmaßen eines Eiswagens herum. Sie hatte Zahnräder, so groß wie Fahrradreifen. Hebel, länger als sein Arm. Ein Konglomerat aus Ventilen, Rohren, längst gerissenen Treibriemen und staubigen Messinstrumenten. Aber nichts, das als Waffe hätte dienen können.
    Pamela folgte ihm.
    Die nächste Kugel schlug in die Maschine ein. Es läutete wie eine Kirchenglocke.
    »Verdammt, das war knapp«, stöhnte Pamela. »Was machen wir jetzt, Norman?«
    Norman blickte zu den Mauerresten, hinter denen die Sonne unterging. Durch fußbreite Spalten zwischen den Türbrettern bemerkte er, dass die Dämmerung heute strahlend rot war. Zwei Gestalten – eine groß und schlank, die andere klein und stämmig – zeichneten sich als dunkle Silhouetten ab.
    Wir sitzen in der Falle wie Ratten.
    »Okay«, rief Duke. »Ihr hattet euren Spaß. Die Jagd ist vorbei.«
    »Wir haben gewonnen, ihr verloren«, sagte Boots.
    Norman wich zurück; seine Füße zogen Furchen in den Staub.
    »Pammy«, sagte Duke. »Nimm die Hände hoch. Und dann komm zur Tür.«
    »Sie ist süß.« Boots klang, als grinste sie. »Kann ich sie heute Nacht haben, Duke? Bitte, bitte, tu mir den Gefallen.«
    »Klar. Du hast dir ein bisschen Spaß verdient.«
    Pamela wusste, was sie erwartete. Sie stöhnte. »Großer Gott im Himmel.«
    Norman trat einen weiteren Schritt zurück. Dieses Mal landete sein Fuß nicht im Staub.
    Leere.
    Ein Luftzug.
    Überrascht blickte er hinter sich.
    Dort befand sich ein Loch von ungefähr ein mal zwei Metern Größe.
    Ein dunkles Loch. Ein Abgrund.
    Eine Grube ohne Boden.
    Warme Luft strömte heraus. Sie stank so übel, dass er beinahe an Ort und Stelle gekotzt hätte.
    »Keine Bewegung, Norman, alter Kumpel.« Dukes Stimme wurde kälter. »Wenn ich dir einen sauberen Schuss verpasse, sollte es nicht wehtun … zumindest nicht zu sehr.«
    »Okay«, sagte Norman. »Du hast doch nichts dagegen, dass ich mich umdrehe, damit ich nicht sehe, wie du schießt?«
    »Überhaupt nichts, Normy. Dann kann ich die Kugel genau zwischen deinen Schulterblättern platzieren.«
    »Armer Normy«, sagte Boots.
    Norman nahm an, dass Duke und Boots die Öffnung des Schachts im Boden nicht sehen konnten.
    Mit erhobenen Händen drehte er sich um.
    »Soll ich dir einen Countdown geben, Duke?«, fragte Boots.
    »Klar.«
    »Drei … zwei …«
    Ehe sie »eins« sagte, packte Norman Pamelas Pullover. Er hörte, wie der Stoff riss.
    Hörte sie protestieren: »Hey!«
    Doch als er sprang, stürzte sie mit ihm hinunter.
    In das Loch.
    Wahnsinn, dachte er, als beide fielen.
    Aber wenn man die Wahl hat, erschossen zu werden oder zu Tode zu stürzen, wofür entscheidet man sich dann?
    Norman gönnte Duke nicht die Befriedigung, ihm das Gehirn wegzublasen.
    Der Sturz dauerte lang. Länger, als er für möglich gehalten hätte.
    Pamela schrie.
    Schrie weiter.
    Bis …

52
    Pamela schrie, bis sie auf dem Boden des Schachts aufschlugen.
    Norman rechnete mit einer harten Landung. Unvorstellbar hart, sodass Knochen und Schädel brachen.
    Scharfkantiges Geröll. Ausrangiertes Bergarbeiterwerkzeug. Felsen. Gesteinssplitter.
    Stattdessen ein sattes Platschen. Feucht. Weich. Unheimlich weich.
    Feucht?
    Und als er die Verwirrung überwunden hatte, bemerkte er noch etwas.
    Pamela sprach es zuerst aus. »Uh! Dieser Geruch. Was ist das?«
    Norman spürte, dass sich alles, was er in den letzten vierundzwanzig Stunden gegessen hatte, größte Mühe gab, seine Speiseröhre hinaufzuschießen. Er würgte.
    »Was für ein Gestank … man erstickt fast.«
    Es stand nicht an, sie zu fragen, ob sie den Sturz unverletzt überstanden hatte. Beide waren völlig von dem entsetzlichen Gestank am Boden des Schachts eingenommen.
    »Dieses Loch ist also die Mine von Pits«, brachte Norman hervor. »Aber … puh … was für ein Gestank.«
    »Die Luft ist so dick, dass man sie mit einem Messer schneiden könnte.«
    Norman blickte sich um. Zu dunkel, um etwas zu erkennen. Über ihnen sah er die helle Öffnung, durch die sie gesprungen waren. Der obere Teil des Schachts wurde stellenweise vom Licht der untergehenden Sonne beleuchtet.
    Aber hier unten …
    Dunkelheit.
    Dunkelheit und Gestank …
    Ein süßlicher Geruch, doch unglaublich ekelerregend. Verwesung. Gärung. Irgendwie auch an Kot erinnernd. Wie ein gewaltiger Schiss, nachdem jemand kiloweise Schokolade verschlungen hatte.
    »Taste die

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