Loch
Pamela kennenlernst. Sharpe hat sie heute gerettet.«
»Hey, toll!« Nicki strahlte. »Er ist unermüdlich.«
»Ich werde eine alte Jungfer in einem Rollstuhl sein«, sagte Lauren.
»Nein, das stimmt nicht!« Nicki stellte die Wassergläser ab und streckte Pamela ihre Hand entgegen. »Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen.« Sie schüttelten sich die Hände.
Nicki sah aus, als gehörte sie in eine Skihütte und nicht in ein Café mitten in der Mojave-Wüste. Sie hatte ihr blondes Haar zu einem Zopf geflochten, und der dichte Vorhang eines Ponys bedeckte ihre Stirn. Ihr Gesicht wirkte trotz der dunklen Hautfarbe nordisch.
Sie trug ein Poloshirt ähnlich dem, das Pamela der Puppe im Bus ausgezogen hatte. Nickis war allerdings weiß statt hellgrün, und über der linken Brust war mit rotem Garn ihr Name eingestickt. Es schien auch ein paar Nummern größer zu sein. Ausgefüllt von Hügeln und Kurven.
Um die Hüfte trug sie eine blaue Schürze mit Taschen für ihren Bestellblock und Trinkgeld. Die Schürze hing herab wie ein sehr kurzer Rock und endete knapp oberhalb der Aufschläge ihrer Shorts. Die Shorts waren hellrot. Sie saßen eng an ihren Oberschenkeln.
»Wollt ihr schon bestellen?«, fragte sie.
»Wir brauchen noch ein paar Minuten«, entgegnete Lauren.
»Kann ich euch schon mal was zu trinken bringen?«
»Habt ihr Bier?«, fragte Pamela.
»Klar.« Sie ließ ihre weißen Zähne aufblitzen. »Nur Budweiser, aber den meisten schmeckt es.«
»Gut.«
»Für mich auch eines«, sagte Lauren.
»Alles klar.« Sie ging zur Theke.
»Sie macht einen netten Eindruck«, sagte Pamela.
»Ein gutes Mädchen. Aber sie treibt Terry in den Wahnsinn. Er ist ganz versessen nach ihr, aber sie will nichts mit ihm zu tun haben.«
Pamela lief ein Schauder über den Rücken. Rodney und ich.
»So eine Sache kann gefährlich sein«, sagte sie.
»Bringt ein bisschen Leben in den Ort.« Lauren zog einen Mundwinkel hoch. »Wir müssen uns eine Reklametafel ausdenken, auf der Pits als Schlund der Leidenschaften angepriesen wird. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viel Begierde und unerwiderte Liebe es hier gibt.«
Pamela schüttelte den Kopf und brachte ebenfalls ein trockenes Lächeln zustande. »So bin ich hier gelandet. Ein Typ war scharf auf mich und konnte nicht lockerlassen. Er hat meinen Mann getötet«, fügte sie schnell hinzu.
Sofort bekam sie einen Kloß im Hals, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Lauren blinzelte sie von der anderen Seite des Tisches an. Sie presste die Lippen zusammen, bis sie eine schmale gerade Linie bildeten. Dann beugte sie sich vor und drückte Pamelas Hand.
»Hier wird dir nichts Schlechtes widerfahren. Wir kümmern uns gegenseitig um uns, und du kannst so lange bleiben, wie du möchtest.«
12
Pamela saß mit hängendem Kopf da und versuchte, mit dem Weinen aufzuhören. Sie hoffte, dass sie nicht alle in dem Café anstarrten. Lauren hielt schweigend ihre Hand.
Nicki kam mit dem Bier. Sie stellte zwei vereiste Glaskrüge auf den Tisch. Dann legte sie eine Hand auf Pamelas Schulter. Pamela sah zu ihr auf.
»Was immer mit dir ist«, sagte Nicki, »es tut mir wirklich leid. Ich hoffe, es wird wieder.«
»Sie hat harte Zeiten hinter sich«, sagte Lauren. »Das Bier wird helfen.«
Nickend murmelte Pamela: »Danke.« Sie schniefte. Mit dem Handrücken wischte sie sich über die Augen. »Ich bin … bin noch nicht dazu gekommen, in die Karte zu sehen.«
»Kein Problem.«
»Bring ihr einen Pits Burger Deluxe und Pommes mit Chili und Käse. Und für mich dasselbe.«
Nicki ließ ihre Schulter los und wandte sich um. Ehe sie gehen konnte, sagte Pamela: »Ich habe … kein Geld.« Erneut zog sie die Nase hoch. »Wo ist Sharpe?«
»Er wird wohl unterwegs sein.«
»Er hat gesagt, er würde zahlen.«
»Mach dir darüber keine Gedanken«, erklärte Lauren. »Der Laden gehört mir.«
»Das Café?«
»Alles.«
»Ah. Toll.« Sie hob den schweren Krug und trank einen Schluck. Das Bier war sehr kalt.
»Uns gefällt es hier«, sagte Lauren.
»Sechs Einwohner?«
»Das sind ich, Hank, Nicki, Terry, Wes und Sharpe, wenn er nicht unterwegs ist.« Lauren nahm ihren Krug. Er hinterließ einen nassen Ring auf der Tischplatte. Das Eis außen am Krug war größtenteils geschmolzen, und Tropfen bedeckten das nun klare Glas. Nur ein paar weiße Flecken rutschten an den Seiten herunter wie Schnee an einer Windschutzscheibe. Als sie das Glas ansetzte, fielen Tropfen auf ihr weißes Kleid.
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