Loch
verschollener Liebhaber, der gerade aus dem Krieg zurückkehrt.
Während er kaum mehr tat, als mit den Armen um ihren Rücken dazustehen, stöhnte die Frau, küsste ihn immer wieder auf den Mund, die Wangen und den Hals, strich mit den Händen über seinen Rücken, liebkoste sein Gesicht, fuhr durch sein Haar und rieb sich dabei die ganze Zeit an ihm.
Schließlich löste sie sich von Sharpe. Errötet und ein wenig atemlos strich sie ihr Kleid glatt und drehte sich zu Pamela.
»Hallo«, sagte sie.
»Hallo.«
»Entschuldigung. Normalerweise bin ich nicht … ich habe ihn eine Weile nicht gesehen.«
»Kein Problem.«
Sharpe hatte immer noch einen Arm um den Rücken der Frau liegen. Er drückte ihre Schulter und sagte: »Das ist Lauren. Lauren, das ist Pamela.«
»Freut mich«, sagte Lauren.
»Mich auch.«
Freut mich sogar sehr, dachte sie.
Obwohl Sharpe Pamela das Leben gerettet und sie in keiner Weise schlecht behandelt hatte, war er unbestreitbar seltsam. Mit ihm allein zu sein machte sie nervös. Deshalb war Laurens Gegenwart eine Erleichterung.
Und es war gut zu wissen, dass es eine Frau in seinem Leben gab.
Er war also nicht hinter mir her. All die Sorge umsonst.
»Willkommen in Pits«, sagte Lauren.
Pamela erhob sich, als sie auf sie zukam. Sie gaben sich die Hände. Lauren hatte einen festen Griff. Sie wirkte robust, aber zugleich grazil: groß und breitschultrig, doch extrem dünn; dickes strohfarbenes Haar; aufregende waldgrüne Augen. Ihr knochiges und hohlwangiges Gesicht sah nicht leichenhaft aus, weil die Haut eine gesunde Bräune ausstrahlte. Durch ihren Teint erinnerte sie eher an eine Athletin.
Pamela schätzte, dass sie nicht älter als dreißig war. Und wahrscheinlich der Hippiebewegung entstammte, wenn man ihr Omakleid betrachtete. Das weiße Gewand war vorn fast bis zum Hals zugeknöpft, kurzärmlig, formlos, weit und so lang, dass es fast bis zu den Knöcheln reichte. Fehlt nur noch eine Blume im Haar.
Hör auf damit, sagte sich Pamela. Wahrscheinlich trägt sie so ein Kleid, weil es bequem und kühl ist. Genau das Richtige für mitten in der Wüste. Wie auch ihre Sandalen. Wenigstens geht sie nicht barfuß.
Sie fixierte Pamela mit ihren tiefgrünen Augen und sagte: »Du hast schwere Zeiten hinter dir.«
»Das kann man wohl sagen.«
»Also, ab jetzt wird es dir gut gehen.« Sie lächelte. »Du bist gerettet worden.«
11
»Ich führe dich herum«, sagte Lauren, »und dann …«
»Wir sollten ihr lieber erst was zu futtern geben«, unterbrach Sharpe sie. »Bring sie rüber zum Café, ich komme bald nach.«
»Komm mit«, sagte Lauren lächelnd.
Pamela folgte ihr über die Stufen aus dem Bus. Als sie auf den Boden trat, schoss der Schmerz aus ihren Füßen durch den Körper. Sie saugte zischend die Luft ein.
»Deine Füße?«, fragte Lauren stirnrunzelnd.
»Sie sind ein bisschen zerschunden. Aber es ist schon okay.«
»Ich weiß genau das Richtige. Warte hier.« Sie lief los.
»Schon in Ordnung«, protestierte Pamela. »Ich brauche nichts.«
»Doch. Das ist perfekt.« Kurz darauf verschwand Lauren hinter dem Tankstellengebäude. Pamela hinkte ihr verlegen hinterher, wollte ihr sagen, dass sie sich die Mühe sparen sollte, was immer sie auch vorhatte.
Und stieß beinahe mit dem alten Knacker zusammen, den sie zuvor an den Zapfsäulen gesehen hatte. Als sie aus dem Schatten des Busses trat, kam er um die Ecke.
Sie keuchte und blieb abrupt stehen.
»Hi.« Er grinste sie breit an. Aus seinem Zahnfleisch ragten nur wenige braune krumme Zähne.
»Hallo«, sagte sie.
Mein Gott, dachte sie. Was ist das denn für ein Typ? Ein paar Begriffe tauchten in ihrem Kopf auf. Veteran. Goldsucher. Maultiertreiber. Wüstenratte. Schlangenfänger. Steppenbandit. Das Einzige, das noch schlimmer aussah als seine Zähne, war sein Cowboyhut.
Der uralte schmutzige Hut saß schief auf seinem Kopf, die Krempe war vorne hochgebogen. Es mochte zur Zeit der Schlacht um Alamo ein guter Hut gewesen sein. In den Jahren danach war er offensichtlich tausendmal aufgeschlitzt, zerschossen, zerstampft, zertreten, verbrannt und mit dem Schweiß des alten Kauzes oder Schlimmerem getränkt worden. Er war mit so vielen Flecken übersät, dass Pamela die ursprüngliche Farbe nicht einmal erahnen konnte. Sie stellte sich vor, der jämmerlich alte Hut würde, falls er in ein Unwetter geriete, gelben Ausfluss von sich geben.
Von dem Gesicht des alten Mannes war nicht viel zu sehen. Es war größtenteils unter
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