Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Loch

Loch

Titel: Loch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Laymon
Vom Netzwerk:
Lust auf ein hübsches sauberes Motelzimmer?«
    Norman zuckte lässig die Achseln. »Ja, wieso nicht.«
    Doch sein Herz machte einen Satz.
    O mein Gott. Ein Motelzimmer. Jetzt geht es wieder von vorne los.

23
    Pamelas Leben war explodiert.
    Zerstört.
    In Stücke gerissen, dachte sie. Die Ehe war das Fundament, auf dem ich mein Leben aufgebaut habe. Rodney war ein Mörder, der meinen Mann umgebracht und mich zur Witwe gemacht hat. Jetzt habe ich erfahren, dass Jim schon verheiratet war, als er mir das Jawort gab. Er ist ein Bigamist.
    Ein toter Bigamist.
    Rodney hat ihn ermordet. Verbrannt.
    Aber wer ist die schlimmere Ratte? Rodney oder Jim?
    Pamela war hinaus in die Wüste gegangen, um allein zu sein. Sie war in die felsigen Hügel geklettert, die in der Nachmittagssonne glühten. Nun stand sie an der Kante eines Felsens, hinter dem es fünfzehn Meter steil nach unten ging. Unter ihr lag in einem halben Kilometer Entfernung Pits. Sie konnte das Café, das alte Haus, die Wohnwagen und die Autos sehen. Sogar Sharpe, als er über die Straße ging, um in seinen Bus voller Puppen zu steigen.
    Sharpe rettet Leute, sagte sie sich. Leute, die so weit unten angelangt sind, dass es selbst bis zum Grund eines Brunnens ein langer Aufstieg ist. Und einige von ihnen …
    Ich könnte jetzt einen Schlussstrich ziehen. Ich muss nur einen Schritt nach vorn machen. Ein Sturz von ein paar Sekunden durch die trockene heiße Luft, und ich lande auf den noch heißeren Steinen am Fuß dieser Felswand.
    Kein Schmerz mehr. Keine Trauer mehr.
    Nur das völlige Vergessen der Bewusstlosigkeit.
    Einen Schritt, Pamela … und das war’s …
    In Pamelas Kopf drehte sich alles. Die Hitze, die von den weißen Felsen aufstieg, war intensiv wie die eines Schmelzofens. In der Wüste standen Saguaro-Kakteen. Wie eine ganze Armee von Leuten, die sie beobachteten. Auf ihren Sturz warteten.
    Darauf warteten, dass ihr Fleisch und ihre Knochen auf den Felsen zermalmt wurden. Dass ihr Blut zischend auf die Steine lief, die durstig waren nach Jahrhunderten der Trockenheit. Über ihr klarer blauer Himmel. Geier kreisten.
    Sie wussten, was sie vorhatte.
    Hatten schon zuvor Selbstmorde gesehen. Kannten die Anzeichen.
    Kannten den süßen Geschmack von Fleisch, das sich selbst getötet hatte.
    Pamelas Knie wurden weich. Sie beugte sich vor. Als sie nach unten blickte, kam es ihr sehr tief vor …
    »Da gibt es eine bessere Möglichkeit, Miss.«
    »Sharpe?«
    Pamela blinzelte in das grelle Sonnenlicht. Sie sah Sharpes Silhouette. An seinem Bürstenschnitt war er leicht zu erkennen. In den glitzernden Gläsern der Sonnenbrille spiegelte sich zweimal ein perfektes Abbild ihres Gesichts vor dem Hintergrund der Gebäude von Pits.
    »Da fällt man nur fünfzehn Meter«, sagte er. »Wenn du da drüben hingehst, kannst du in die Minenschächte springen. Ich weiß nicht, wie tief die sind.«
    »Woher wusstest du, dass ich …«
    »Dass du dich umbringen wolltest? Ich kenne die Anzeichen. Wenn jemand diese tiefe Verzweiflung in den Augen hat, die bis in die Seele reicht, dann weiß ich Bescheid.«
    »Weißt du, was mein Mann getan hat?«
    »Bigamie. Ja.«
    »Ich konnte es ertragen, eine Witwe zu sein. Aber das nicht.«
    »Scham?«
    »Würdest du dich nicht schämen?«
    »War es deine Schuld?«
    »Ich war naiv. Ich hätte …«
    »Naivität ist keine Schande. Außerdem weiß ich nicht, wie du es hättest erfahren können. Es steht einem Mann nicht auf die Brust tätowiert, dass er verheiratet ist.«
    Sie sah zu seinem Gesicht auf, doch sie konnte keinen Ausdruck darin erkennen, weil die blendende Sonne genau hinter ihm stand. »Das ist einfach ungerecht.«
    »Ungerechtigkeit ist kein Grund, sich umzubringen, oder?«
    Eine Träne rann über ihre Wange, wo die glühende Sonne die Feuchtigkeit binnen einer Sekunde aufsaugte. »Ich wollte einfach nicht mehr daran denken müssen, was Jim getan hat … verdammt, auch was Rodney getan hat. Es tut so weh, Sharpe.«
    »Natürlich. Und wenn du den Schmerz beenden willst, dann gibt es die Mine.«
    »Wo ist sie?«
    »Dahinten. Es ist ein langer Sturz, aber es wird funktionieren.«
    »Zeig sie mir, ja?«
    »So lang, dass du in China landen könntest.«
    Trotz ihres Kummers musste sie lachen. »China. Ja. China ist gerade weit genug.« Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Sie hob den Kopf, um Sharpe zu zeigen, dass sie vielleicht nicht so deprimiert war, wie es zuerst den Anschein gehabt hatte.
    Dort war kein Sharpe.
    Sie blickte

Weitere Kostenlose Bücher