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Loch

Loch

Titel: Loch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Laymon
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hinunter nach Pits. Sharpe verstaute Kartons im Laderaum des Busses.
    Hey, Sharpe … wie bist du so schnell wieder da runtergekommen?
    Das ist unmöglich.
    Er kann nicht an zwei Orten zugleich sein. Nicht einmal Sharpe.
    Andererseits hat er mich genau in dem Moment gefunden, als Rodney mich erschießen wollte. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
    »Mein Gott, Sharpe, du musst ein verkleideter Engel sein.«
    Einen Augenblick lang fielen die Schatten von der Klappe des Laderaums auf Sharpes Schultern. Pamela war benommen, ihr Blick durch Tränen verschleiert, und so sahen die Schatten für sie aus wie Flügel, die sich auf seinem Rücken entfalteten. Sharpe richtete sich auf, nachdem er eine Kiste verstaut hatte.
    Trotz der Entfernung schien er zu ihr herüber zu sehen.
    Sie direkt durch seine Sonnenbrille anzublicken.
    Unmöglich.
    Er kann mich so weit hier oben nicht sehen. Jedenfalls nicht richtig.
    Aber Sharpe ist etwas Besonderes. »Sharpe, du bist ein Engel«, flüsterte sie.
    Von der Hitze war ihr schwindelig, und sie taumelte nach vorn. Die Felsen am Fuß der Wand schienen ihr entgegenzuspringen. Schnell stolperte sie zurück auf sichereren Grund.
    »Nein!«, rief sie.
    Ich werde mich nicht umbringen. Rodney war eine mordende Ratte. Jim war eine verlogene Ratte.
    Beide Ratten sind nun tot.
    Und es gibt keinen Grund, aus dem du, Pamela, ihnen Gesellschaft leisten solltest.
    »Ich werde leben«, sagte sie zu sich selbst mit erhobenem Kopf. »Ich werde mich in Pits niederlassen. Und ich lasse nicht zu, dass Rodney oder Jim oder das, was sie mir angetan haben, mein Leben zerstört.« Sie rief in den Himmel: »Ich bin Pamela Wright. Das ist meine Unabhängigkeitserklärung. Von diesem Augenblick an bin ich eine freie Frau. Und ich werde mein Leben so leben, wie es mir gefällt. Und tun, was ich will! Wann immer ich es will!«
    Das Echo verhallte. In diesem Moment blickte Sharpe erneut in ihre Richtung.
    Sie bildete sich ein, ihn zustimmend nicken zu sehen, obwohl er ihre Verkündigung aus dieser Entfernung unmöglich gehört haben konnte.
    Sharpe, der Engel.
    Dann stieg er in den Bus, ließ den Motor an und fuhr auf der Wüstenstraße davon.

24
    »Motel Ha-Ha.« Boots las das Schild, als Norman fünfzig Meter vor der Rezeption anhielt.
    Aus dem Pick-up heraus sah sich Norman um. Einzelne Bungalows aus Kiefernholz standen an einer gekiesten Fahrspur, die sich in einem Bogen über eine Wiese zog, ehe sie zu dem Platz zurückführte. Die Landschaft hinter dem Motel bestand aus Maisfeldern.
    Ansonsten nicht viel.
    Scheint ein ruhiger Ort zu sein. Keine Polizei …
    »Sollen wir zu Fuß weitergehen, Norm?«, fragte Duke.
    »Was?«
    Boots schob einen Finger in ihr Tanktop und zog es von ihren Brüsten weg. »Es ist zu warm zum Laufen.«
    Die beiden saßen neben ihm. Ihre Gesichter waren von der Hitze rot angelaufen. Und von den vielen Kilometern auf der Straße.
    Norman war skeptisch. »Ja, aber …«
    »Aber was?«
    »Die Polizei sucht nach zwei Männern und einer Frau mit kurzem gebl…« Er wollte sagen »gebleichtem Haar«, aber mit Boots legte man sich besser nicht an, deshalb korrigierte er sich schnell. »… blondem Haar.«
    Duke zuckte die Achseln. »Wir sitzen nicht in einem roten Jeep Cherokee. Der Portier wird nur drei Freunde in einem Pick-up sehen.«
    »Ja, wir sind auf dem Weg zu unserer weißhaarigen Großmutter.« Boots kicherte.
    »Fahr rein, Norm.« Duke warf ihm einen wütenden Blick zu. »Ich sag’s nicht noch mal.«
    »Ich dachte nur …«
    »Du dachtest nur Scheiße. Es war ein langer Tag. Die Dame muss ihren herrlichen Körper baden. Okay?«
    »Okay.«
    Norman legte einen Gang ein. Der Pick-up ruckelte in die Einfahrt des Motel Ha-Ha.
    Boots beugte sich vor und fächerte sich mit den Händen Luft an ihren dicken Hals.
    Pfoten, dachte Norman. Wie kann sich jemand zu einer Frau mit einem Schweinegesicht hingezogen fühlen?
    Aber dir ist es doch so ergangen, oder, Norm?
    Scheiße, allerdings. So ist das mit dem Sextrieb. Manchmal – meistens – kann man ihn nicht kontrollieren.
    Und dein Urteilsvermögen geht den Bach runter.
    »Motel Ha-Ha«, wiederholte sie, als sie das vom Dach des Rezeptionsbüros aufragende Schild sah. »Lustiger Name.«
    Duke nickte. »Meinst du, es ist das Lachen gemeint?«
    Guter Witz. Norman lachte.
    »Was ist daran so witzig, Normy?« Duke klang aus irgendeinem Grund verärgert.
    »Dein Scherz.«
    »Welcher Scherz?«
    »Motel Ha-Ha. Als wäre nicht der Grenzgraben,

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