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Loch

Loch

Titel: Loch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Laymon
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Norm?«
    »Hä?«
    »Die Schlüssel.«
    »Äh … klar. Ich sehe sie mir nur an.«
    »Gute Idee«, sagte Duke fröhlich. »Man kann nie wissen, ob wir nicht plötzlich von hier abhauen müssen. Schnapp.«
    Er warf Norman das Gewehr zu.
    Norman fing es auf. Das Gewicht kugelte ihm beinahe die Finger aus.
    »Das hab ich oben gefunden. Ich dachte mir, es wäre nützlich, falls du unerwarteten Besuch bekommst.«
    »Danke.«
    »Wann gibt es was zu futtern?«
    »Bald.«
    »Ruf einfach, wenn du auftischst. Boots ist unersättlich, weißt du?«
    »Ja, ich weiß.«
    Mit zitternden Beinen und einem schwammigen Gefühl im Bauch ging Norman zur Spüle, um die restlichen Kartoffeln zu schälen.
    Oben begann das Bett wieder mit seinen Geräuschen. Quietsch … quietsch … quietsch …
    Okay, okay, ich könnte jetzt einfach gehen.
    Die Schlüssel nehmen.
    Mit dem Datsun über die Fahrspur zur Straße rasen.
    Aber er schaffte es nicht. Ihm wurde klar, dass er nicht mit ganzem Herzen bei der Sache gewesen war, als er, kurz bevor Duke an der Tür aufgetaucht war, die Schlüssel genommen hatte.
    Haben sie mich irgendwie unter Kontrolle?, fragte er sich.
    Vielleicht ist es Boots. Ihre sexuelle Anziehungskraft.
    Oder vielleicht brauche ich Dukes Überlebensinstinkt, seinen Schutz.
    Ich bin ein Polizistenmörder. Wenn ich verhaftet werde, ist für mich alles vorbei.
    Keine Zukunft.
    Nicht einmal mehr einen Herzschlag.
    Er dachte an die tote Frau in ihrem Eisgrab. Nein. Nicht ich. Ich werde nicht sterben.

22
    »Das war ein hervorragendes Steak, Normy«, sagte Duke. »Genau wie ich es mag.«
    Boots tätschelte sein Knie. »Ja, so roh, dass ein guter Arzt es wiederbeleben könnte.«
    »Danke.«
    Norman saß seit zwei Stunden am Steuer. Das Haus lag weit hinter ihnen in dem abgeschiedenen Tal.
    Zusammen mit …
    Dem alten Mann, den Duke erstochen hatte.
    Der alten Frau in der Gefriertruhe.
    Und …
    Aua!
    Seinem roten Jeep Cherokee.
    Duke hatte die Bremse gelöst, und der Wagen war im Leerlauf den Hang zum See hinuntergerollt, wo er gluckernd versank. Nach wenigen Minuten waren nur noch ein paar Blasen und ein sich ausbreitender Ölfilm, der in allen Regenbogenfarben auf dem Wasser schillerte, zu sehen gewesen.
    Scheiße.
    Ich habe das Auto geliebt. Wirklich.
    Doch sie hatten es loswerden und durch den Pick-up des alten Mannes ersetzen müssen, der nun in dem Stauraum unter seinem Haus lag, wo ihm nur die Spinnen Gesellschaft leisteten.
    Der Ford-Pick-up war mattblau. Zehn Jahre alt. Aber er fuhr gut.
    Der Alte muss sich gut darum gekümmert haben. Den Wagen geliebt haben, so wie ich meinen kleinen roten Jeep.
    Norman stellte sich vor, wie der alte Mann den Ölstand prüfte und mit einer rostigen Handpumpe die Reifen aufpumpte, während seine Frau in der Küche Apfelkuchen backte. Eines Tages war er ins Haus gegangen und hatte seine Frau tot aufgefunden.
    Er hatte es nicht geschafft, sich von ihr zu trennen.
    Deshalb hatte er die Gefriertruhe ausgeräumt und sie hineingeworfen.
    Norman erschauderte trotz der Hitze.
    Die Straße vor ihm lag verlassen im Sonnenlicht.
    Die drei Amigos saßen nebeneinander auf der vorderen Sitzbank. Duke hatte die Scheibe heruntergelassen und lässig den Ellbogen auf den Rahmen gelegt. Er kaute Kaugummi, trug eine Sonnenbrille und wirkte entspannt.
    Boots saß mit gespreizten Beinen neben ihm. Ihre schmutzigen weißen Stiefel leuchteten unter dem Armaturenbrett. Sie summte. Ohne jegliche Melodie. Für Norman klang es wie der Kompressor eines beschissenen alten Kühlschranks.
    »Hmmm … hmmm … hmmm …«
    Duke grinste. »Hey, das ist eines meiner Lieblingslieder.«
    Lieblingslied? Gott. Unmelodischer und flacher geht es kaum!
    Duke begann, den Elvis-Klassiker »Are You Lonesome Tonight?« zu singen.
    Boots hätte den Text in »Are You Loathsome Tonight?« ändern können. »Bist du widerlich heute Nacht?«
    Ja, das wäre ihre persönliche Hymne.
    Duke sang fast das ganze Lied. Er war ziemlich gut. Mit seinem coolen, harten Aussehen hätte er vielleicht eine Karriere als Bar-Sänger machen können. Doch er wäre nie als Elvis-Imitator aufgetreten. Norman war sich sicher, dass Duke das als geschmacklos und uncool empfunden hätte. Duke verehrte Elvis vermutlich wie einen Gott. Aber das hätte er wahrscheinlich nicht zugegeben.
    »Was haben wir eingesackt?« Der Wind spielte mit Dukes Haar.
    Boots unterbrach ihr Summen. »Im Haus von dem Alten?«
    »Ja.«
    »Selbst gemachtes Trockenfleisch, Plätzchen, Limo

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