Locke greift an
auch nicht: »Achtet auf den Rot-Weißen mit der Nummer vier, das ist Robert, mein Sohn. Ein Top-Spieler, sage ich euch, der wird es diesem Patrick Schubert, diesem Locke schon zeigen.«
Hotte hatte bestimmt bis zu diesem Zeitpunkt schon vier große Flaschen Altbier getrunken und er wurde immer unangenehmer. Dann begann endlich das Spiel.
In den ersten zehn Minuten passierte so gut wie nichts. Wie so oft tasteten sich die Mannschaften zunächst ab. Jeder Spieler lauerte auf die Fehler der anderen, aber bis zu diesem Zeitpunkt machte einfach niemand etwas falsch.
Die Düsseldorfer Nummer vier sah sich jetzt in einen Zweikampf mit Locke verstrickt. Körpertäuschung von Patrick und der Innenverteidiger der Düsseldorfer lief ins Leere. Patrick war vorbei an ihm. Ein zentimetergenauer Pass auf Matz. Der nahm den Ball am rechten Strafraumeck an und schoss sofort. Der Schuss knallte gegen den Pfosten.
Herr Schubert, der auf seinem Tribünenplatz geblieben war, murmelte vor sich hin: »Gut so, zeigt es ihnen.«
Eva und Sandra saßen jetzt neben ihm.
»Irgendwelche besonderen Beobachtungen gemacht?«, fragte er mit Blick auf Eva.
»Außer dass die Zuschauer hier ziemlich viel Bier trinken, schon vor dem Spiel«, gab sie Auskunft, »und offensichtlich etwas großspurig sind, eigentlich nicht.«
In diesem Augenblick musste Torwart Tom einen Schuss
halten, den ein rot-weißer Spieler aus nächster Nähe abgefeuert hatte. Das machte er sehr reaktionsschnell. Normalerweise klatschen an solch einer Stelle des Spiels auch die Anhänger der gegnerischen Mannschaft. In Düsseldorf gab es aber nur Schmährufe für den Torwart.
»Gurkenkönig«, rief einer, was ziemlich übel war.
Die erste Halbzeit hatte keine weiteren Höhepunkte zu bieten, und es stand jetzt, unmittelbar vor der Pause, noch immer 0:0. Am Getränkestand war weiterhin ordentlich gebechert worden und wieder einmal übertönte die Stimme von Hotte alles. »Ich bin mir sicher, dass wir hier die drei Punkte holen. Ganz sicher.«
Eva schüttelte sich angeekelt. »Was macht den nur so sicher?«, fragte sie laut. »Bislang waren unsere mindestens genauso gut.«
Sandra stimmte dem zu und ergänzte: »Den Typ sollten wir mal im Auge behalten!«
Die zweite Halbzeit begann und die Schalker Jungs wurden immer überlegener. Auf dem Platz schien Locke alle Sorgen vergessen zu haben, denn er spielte wirklich ganz, ganz stark. Fast alle Angriffe liefen über ihn und in der siebzigsten Minute nahm er einen Ball aus dem Mittelfeld an, servierte Robert - die Nummer vier der Rot-Weißen - erneut lässig ab und marschierte auf das Tor der Düsseldorfer zu. Der Keeper versuchte zu retten, was nicht mehr zu retten war. Er stürzte aus seinem Kasten und warf sich Locke entgegen. Aber der lupfte das Leder nur leicht über den Mann im Tor und es stand 1:0 für Schalke.
In den Jubel der Gelsenkirchener hörte man die sich überschlagende, angetrunkene Stimme des Tierfutterhändlers: »Das werden sie uns büßen.«
Die Schuberts ließen diesen Hotte jetzt nicht mehr aus den Augen.
Die drei aus der Tierhandlung hatten erheblich an Standfestigkeit verloren, sie kamen jetzt fast torkelnd auf die Tribüne, um sich zu setzen. Dabei trat Hotte, der bestimmt einhundert Kilo schwer war, auf den Fuß von Lockes Vater.
»Aua, können Sie nicht aufpassen«, fuhr Markus Schubert den Düsseldorfer an. Dabei ging sein Blick automatisch nach unten auf seinen schmerzenden Fuß - und den Schuh des Dicken.
Eine Sekunde lang glaubte er, seinen Augen nicht zu trauen. Was war das denn da an dem schwarzen Schuh des Mannes. Das war doch … Genau! Das war der typische, unverkennbare Zahnabdruck, den Poldi hinterließ, wenn er sich über Schuhe hermachte …
Was jetzt? Lockes Vater zwang sich zur Ruhe. Er wartete, bis sich die Männer ein paar Meter weiter gesetzt hatten. Dann flüsterte er seiner Frau die Entdeckung zu: »Sandra, schau dir das an. Einen solchen Zahnabdruck hinterlässt nur Poldi.« Und er zeigte auf Hottes Schuh.
Patricks Mutter reagierte sofort. »Eva, bitte, gehe du zur Mannschaftsbank der Schalker«, sagte sie leise, »wenn das Spiel vorbei ist, müssen wir diesen Mann da verfolgen.« Sie deutete kaum wahrnehmbar auf den Dicken. »Wir brauchen Verstärkung. Schnell!«
Eva kapierte sofort, worum es ging. Sie stand rasch auf und verließ die Tribüne in Richtung Ersatzbank von Schalke. So aufgeregt, wie sie war, achtete sie nicht mehr auf das Spiel. Es war die letzte Minute
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