Locke greift an
schüttelte den Kopf. »Nein, wir haben die Polizei
nicht eingeschaltet«, erwiderte er. »Das war doch eine der Forderungen, die die Erpresser gestellt haben. Meine Familie wird heute beim Spiel auf ungewöhnliche Dinge achten. Normalerweise müssten die Verbrecher doch unter den Zuschauern zu finden sein.«
Thölle schüttelte entsetzt den Kopf. »Eine Riesenidee, ein paar hundert Zuschauer in neunzig Minuten auf Verdachtsmomente hin zu beobachten. Das schafft ja nicht mal der amerikanische Geheimdienst oder James Bond.« Er dachte nach. »Also, Locke, du spielst. Aber bitte wie immer. Ohne Wenn und Aber. Geht das?«
Ein Kopfnicken von Locke musste als Antwort reichen. »Außerdem informiere ich alle anderen Mannschaftsbetreuer, vertraulich, versteht sich. Wir müssen auf jede Kleinigkeit achten. Vielleicht fällt uns ja gemeinsam etwas auf. Locke, wir bekommen das schon hin. Wir spielen hier ordentlich Fußball und nehmen nicht nur drei Punkte mit nach Hause, sondern auch deinen Hund. Versprochen!«
5
F reiheit für Poldi!«, hatte Eva am Telefon ausgerufen, als Patrick ihr tags zuvor erzählte, was für ein Brief ihnen ins Haus gekommen war. Eva wäre ohnehin mit nach Düsseldorf zum Spiel gefahren, nun aber gab es noch einen Grund mehr. Und sie hatte erklärt, sie werde an diesem Sonntagnachmittag Detektiv spielen.
Sie und Lockes Eltern waren diesmal schon früher als sonst zum Platz der Düsseldorfer gefahren. Bereits um zehn Uhr, eine geschlagene Stunde vor der Anstoßzeit, trafen sie in dem kleinen Stadion ein. Noch war weit und breit kein Zuschauer zu sehen.
Es war ein schöner Herbsttag, die Sonne schien und verbreitete eine milde, angenehme Wärme. Ein kleiner Getränkestand wurde aufgebaut, wo es Kaffee, Limonade, belegte Brötchen und Softdrinks gab. Leider gab es dort aber auch schon am frühen Morgen Bier. Genauer gesagt, Altbier, eine Spezialität von Düsseldorf und Umgebung. Eva merkte gerade spitzzüngig an, dass die Düsseldorfer sich wohl Mut für das Spiel antrinken müssten, als die ersten Zuschauer eintrafen. Herr Schubert setzte sich in die vorderste Reihe der alten Holztribüne, während Eva und Sandra Schubert zu einem kleinen Rundgang über das Sportplatzgelände starteten.
Das Stadion von Rot-Weiß lag in einem Industriegelände. Rundherum gab es kleinere Firmen: einen Getränkemarkt, eine Schreinerei, ein Geschäft, das Gasflaschen vertrieb, und einen Fachmarkt für Tierfutter. »Hottes Tierfutter« stand auf einem großen Schild zu lesen. Aus dem Markt
kamen gerade drei Leute heraus. Einer von ihnen, ein unheimlich dicker Typ, verschloss die dunkel verglaste Tür sorgfältig hinter sich. Dann schlenderten die drei langsam Richtung Eingangstor zum Stadion.
»Merkwürdig«, bemerkte Eva, »sonntags um kurz nach zehn kommen Männer aus einem Tierfutterladen und gehen zum Fußball …«
Die drei Fußballfreunde unterhielten sich lautstark. »Rot-Weiß haut den Schalkern heute die Bude voll, da bin ich sicher«, tönte der dicke Typ. Er schwenkte den Schlüssel in der Hand, offenbar gehörte ihm die Futterhandlung. »Dieser Patrick Schubert, Locke nennen sie den, glaube ich, dieser Möchtegern-Nationalspieler … kein Land wird der sehen. Mein Sohn spielt gegen ihn, den sollte mal der DFB beobachten. Das wäre ein Kandidat für die Europameisterschaft nächstes Jahr.«
Einer der beiden, die neben ihm liefen, fragte nach.
»Und was ist mit dem Türken, der bei den Schalkern mit dabei ist? Sag mal Hotte, spielt der nicht in der türkischen U15-Nationalelf?«
Der dicke Wortführer, das musste wohl Hotte sein, schnaubte verächtlich durch die Nase. »Die Türken können wohl einigermaßen Döner und so’n Zeug machen«, meinte er großspurig, »aber Fußball können die nicht spielen.«
Die drei selbst ernannten Experten steuerten sofort den Getränkestand an. »Drei Alt, aber zack, zack!«, lautete die unfreundliche Bestellung von Hotte.
Sandra Schubert schüttelte den Kopf. »Wie kann man nur so überheblich sein und das an einem so schönen Sonntagmorgen.«
Inzwischen waren auch die Spieler eingetroffen - es ging auf halb elf zu - und die Mannschaften begannen mit dem
Aufwärmprogramm. Das Stadion füllte sich langsam. Kurz vor Spielbeginn waren etwa vierhundert Besucher da. Rund um den Getränkestand ging es laut her. Dieser Futterhändler Hotte führte das ganz große Wort. Mit seinen fleischigen Händen zeigte er auf den Platz und erklärte jedem, der es hören wollte oder
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