Locke greift an
und ausgerechnet Matz erzielte in diesem Augenblick das 2:0 für die Schalker. Und was jetzt geschah, spottet jedem fairen Fußballspiel. Die Zuschauer pfiffen Matz und die Schalker gnadenlos aus. Matz wurde von Robert, dem Vierer, übel beleidigt.
»Du Kümmeltürke, du Schwachmat!«, schrie er über den Platz.
Matz traute seinen Ohren nicht. Er ging auf Robert zu.
»Was hast du gesagt?«
Aber Robert grinste ihn nur an. »Frag nicht so doof oder du nicht deutsch sprechen, häh? Ich kann es auch gerne buchstabieren, damit du’s verstehen kannst. Du Kümmeltürke!«
Locke, der unmittelbar daneben gestanden hatte, wollte dazwischengehen. Aber da zischte Robert ihm zu: »Ein falsches Wort von dir und dein Hund ist tot.«
Augenblicklich hatte Locke ein Flimmern vor den Augen. Sein Herz klopfte so, dass es wehtat, und in seinen Ohren rauschte es.
»Na, was ist dein Freund?«, hörte er Robert sagen.
Locke antwortete nicht. In den letzten anderthalb Stunden auf dem Platz hatte er die Sache mit Poldi ganz aus seinem Kopf verdrängt, aber jetzt war ihm schlagartig wieder bewusst, in welcher Gefahr sein Hund war. Das Flimmern vor seinen Augen hörte nicht auf und das Rauschen in den Ohren wurde stärker. Wie aus der Ferne vernahm er, dass Robert die Frage erneut stellte.
»Sag schon, was ist dein Freund Matz?«
Lockes Mund war ganz trocken. Seine Zunge klebte ihm am Gaumen, als er mechanisch murmelte: »… ein Kümm …«
Erschrocken schlug er seine Hand vor den Mund, aber es war zu spät.
Matz, der Roberts Drohung nicht gehört hatte, der nicht wusste, dass Lockes Hund Poldi in Lebensgefahr schwebte, war wie vom Blitz getroffen. Wortlos drehte er sich um, verließ einfach den Platz - das Spiel war inzwischen abgepfiffen worden - und ging in die Kabine. Niemand sah, wie die Tränen in ihm aufstiegen.
Die Zuschauer verließen das Gelände. Auch die drei Männer neben den Schuberts hatten sich laut schimpfend beim Schlusspfiff von ihren Plätzen erhoben.
»Jetzt ist er dran!«, hatte der dicke Hotte noch wutschnaubend ausgestoßen, und was die drei nicht bemerkten: Eva, Sandra und zwei Mannschaftsbetreuer der Schalker folgten ihnen mit etwas Abstand.
Zielstrebig gingen die Männer wieder auf die Tierhandlung zu. Mühsam zog der Dicke den Schlüssel aus der Tasche. Schwankend stand er vor der Tür, und es dauerte bestimmt eine Minute, bevor er das Schlüsselloch gefunden hatte. Dann betrat er mit seinen Kumpanen das Geschäft. Die Tür fiel hinter ihnen zu. Mit schnellen Schritten waren die Verfolger ebenfalls am Eingang. Sandra legte ein Ohr an die dunkle Glasscheibe und lauschte. Sie hörte ein merkwürdiges Rumoren - und in weiter Entfernung dumpf einen Hund bellen. Sie zuckte zusammen. Es war, als hätte sie ein elektrischer Schlag getroffen.
»Das ist Poldi, der da bellt«, rief sie. »Den höre ich aus Hunderten heraus!«
Ruckartig stieß Eva die - Gott sei Dank unverschlossene - Tür auf und schon stand der kleine Trupp im Halbdunkel des Geschäfts. Jetzt hörten sie ein Scheppern, Glas klirrte laut, und endlich tönte Poldis Bellen überdeutlich durch den Raum. Dann ein Fiepen und ein Winseln, das zeigte, dass Poldi in höchster Not war!
Entschlossen stürmten die zwei Frauen vor, und beide Mannschaftsbetreuer folgten ihnen in die Richtung, aus der der Lärm kam. Hinter einigen Regalen spielte sich eine grauenhafte Szene ab.
Der Dicke hatte ein Seil geknüpft und versuchte, es Poldi über den Kopf zu ziehen. Die beiden anderen Männer bemühten sich, das angstvolle Tier festzuhalten.
»Lassen Sie den Hund sofort los!«, brüllte Sandra die Kerle an.
Die Mannschaftsbetreuer der U15-Spieler, große und kräftige Männer, bauten sich vor den Erpressern auf. Die waren völlig überrumpelt. Völlig gelassen sagte einer der Betreuer mit einer tiefen, ruhigen Stimme: »Geben Sie den Hund her! Um alles Weitere werden sich andere kümmern.« Er griff zu seinem Handy und wählte die Notrufnummer der Düsseldorfer Polizei.
Jetzt begann Hotte, wie ein Waschweib zu heulen. »Ich hab das alles nur für Robert, meinen Sohn, gemacht«, jammerte er. »Der sollte doch auch Nationalspieler werden.« Aber darauf achtete niemand.
Eva saß auf dem Boden, hielt Poldi fest im Arm und kraulte ihm den Hals. Er schien unverletzt zu sein, lediglich etwas nervöser als sonst. Nach ein paar Minuten erhob sie sich und verließ mit Sandra, den Hund noch immer im Arm, den Laden.
Draußen fuhr die Polizei vor.
Locke war
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