Locke greift an

Früher Vogel fängt den Wurm.«
    Herzlich schüttelte man sich die Hände. Dann schaute Locke auf die große Tafel, die hier im Eingangsbereich aufgebaut war. Interessiert las er:
    DER DFB FREUT SICH, SEINE U15-NATIONALSPIELER
IN DUISBURG BEGRÜSSEN ZU KÖNNEN.
    Im vorläufigen Kader für die U15-Europameisterschaft 2008 befinden sich:
    Nr.01 Torwart Kevin Rott, FC Bayern München
Nr.02 Torwart Sebastian Olf, SSV Ulm 1846
Nr.03 Abwehr Hannes Balder, Lüner SV

Nr.04 Abwehr Mike Rossbach, Hamburger SV
Nr.05 Abwehr Micha Kühn, VFL Bochum
Nr.06 Abwehr Peter Diedrichsen, Holstein Kiel
Nr.07 Abwehr Ingo Dömpf, Dynamo Dresden
Nr.08 Abwehr Hamit Üzly, Wattenscheid 09
Nr.09 Abwehr Ole Stölzing, VFL Neumünster
Nr.10 Mittelfeld Lukas Potborski, 1. FC Köln
Nr.11 Mittelfeld Stephan Baler, 1. FC Kaiserslautern
Nr.12 Mittelfeld Andreas Martin, 1860 München
Nr.13 Mittelfeld Benny Möller, Hannover 96
Nr.14 Mittelfeld Jörg Ahlers, Hertha BSC Berlin
Nr.15 Mittelfeld Kevin Trösch, Bayer Leverkusen
Nr.16 Stürmer Patrick Schubert, FC Schalke 04
Nr.17 Stürmer Erik Stössken, Tasmania 1900 Berlin
Nr.18 Stürmer Heiko Erde, Borussia Dortmund
Nr.19 Stürmer Ümitt Hassan, MSV Duisburg
Nr.20 Stürmer Carsten Bönig, VFB Stuttgart
Nr.21 Stürmer Tani Tanko, Eintracht Frankfurt
Nr.22 Stürmer Ulf Stachovski, RW Essen
Nr.23 Stürmer Steve Richter, FC Bayern München
Nr.24 Stürmer Klaus Angler, FC Augsburg
Nr.25 Torwart Olli Bott, Karlsruher SC
    Patrick kannte sie alle. Bis auf Tim Sotters von Werder Bremen, der durch Kevin Trösch von Bayer Leverkusen ersetzt worden war, versammelten sich exakt die gleichen Leute wie beim vorigen Mal. Von Tim wusste er, dass der sich in einem Spiel gegen Bremerhaven 93 den rechten Arm gebrochen hatte und deshalb zurzeit außer Gefecht war … Und er freute sich, als er hinter der Nr.17 den Namen von Erik Stössken sah, seinem einstigen Kontrahenten.
    Die Nächsten, die ankamen, waren Kevin Rott, Sebastian Olf, Andreas Martin, Steve Richter und Klaus Angler. Die
Jungs waren um Viertel nach sechs, wie sie lautstark erzählten, mit einer Maschine ab München geflogen.
    Bei der Begrüßung lagen sich alle in den Armen. Dadurch hatte Bundestrainer Stettler die Halle fast unbemerkt betreten können. Er stand bei seinen beiden Kollegen und freute sich über die Tatsache, dass die Kameradschaft im Team zu stimmen schien. Wenig später nach dem Münchner Flieger war offensichtlich auch der aus Berlin eingetroffen, denn Jörg Ahlers und Erik Stössken betraten die Sportschule. Jörg, der Mittelfeldspieler von Hertha BSC, war in den letzten Monaten bestimmt fünfzehn Zentimeter gewachsen. Locke schätzte ihn auf eins neunzig, und es war offensichtlich, dass der Hüne sich seiner Wirkung durchaus bewusst war. Mit einem Lächeln, das selbst La Fee hätte gefährlich werden können, grüßte er aus der Höhe auf alle herab. Klar gab es den einen oder anderen Spruch.
    »Bei der Größe«, meinte Kevin Rott grinsend, »müsste man dich eigentlich Funkturm nennen.« Und damit war dann auch der neue Spitzname für Jörg perfekt.
    Erik hatte sich eher still und leise - ganz im Gegensatz zu seinem früheren Auftreten - zu den anderen gestellt. Allerdings fiel seine Begrüßung von Locke besonders herzlich aus. Er boxte ihn freundschaftlich.
    »Patrick, ich verspreche dir, dass ich nie wieder eine Bierdose in die Hand nehme.« Er lachte. »Eigentlich weiß ich gar nicht, was das ist, eine Bierdose, echt!«
    Und Locke schlug in die gleiche Kerbe. »Vielleicht ein Behälter mit einem Mix, der total blöd macht, oder?«
    Er erwiderte das Lachen von Erik und die beiden Jungs - ein bisschen gerührt - umarmten sich, als ob sie einen Friedensvertrag für die ganze Welt damit besiegeln könnten.

    Pünktlich um acht war der gesamte Kader anwesend und Bundestrainer Stettler blickte auf die versammelte Nachwuchshoffnung des deutschen Fußballs.
    »Meine Herren …« Diese Floskel hatte er also beibehalten. »Ich freue mich, dass ich euch eine Woche hier in Duisburg zur Vorbereitung auf die Europameisterschaft 2008 begrüßen kann.« Dann ein Räuspern und ebenso geradlinig, wie man ihn kannte, ging es weiter: »Leider haben sich die Regeln noch nicht geändert. Nach wie vor braucht eine Mannschaft nur elf Spieler und noch einmal so viele für die Ersatzbank. Wir werden also nur 22 Spieler für das Turnier melden dürfen.« Wieder ein Räuspern und er fuhr fort: »Einige von euch werden also nicht dabei sein können. Aber damit