Locke greift an
der
Schlagzeuger, und Thomas, der Mann an den Keyboards, zeigten sich bald total begeistert von Ronnys Künsten an der Gitarre. Doch Ronny interessierte sich nicht die Bohne für Fußball oder andere Dinge. Er ging komplett in der Musik auf. Da er aber ein wirklich angenehmer Zeitgenosse war, integrierte er sich schnell in die Band. Ben und Thomas atmeten auf. Denn nun war der Wettbewerb in Essen nicht mehr gefährdet.
Eva und Locke allerdings vermissten ihren Freund doch sehr und das nicht nur wegen seiner lockeren Sprüche. Für Patrick war es, als wäre ein Stück von ihm selbst abhandengekommen. Aber das Leben musste weitergehen - ohne Matz …
Auch wenn der schmerzende Gedanke an seinen Freund fast immer da war, wurde Patrick bald etwas abgelenkt. Und der Druck, der auf ihm lastete, ließ ein wenig nach: Der DFB hatte zu einem Vorbereitungslehrgang für die U15-Europameisterschaft nach Duisburg geladen. Locke war froh.
Eine Woche würde er komplett andere Leute um sich haben und nicht immer in der Schule oder beim Training mit Matz konfrontiert werden. Zum Abschluss der Lehrgangswoche war ein Länderspiel gegen Luxemburg vorgesehen. Ein leichter Gegner.
In aller Frühe fuhr Sandra ihren Sohn über die A42 nach Duisburg.
»Weißt du noch, wie ich dich beim letzten Mal in Duisburg abgeholt habe. Du warst damals völlig fertig mit der Welt, nachdem dir dieser Erik die Falle mit den Bierdosen gestellt hatte. Euer Nationaltrainer war tatsächlich darauf reingefallen und glaubte, du würdest heimlich Bier trinken.« Sie konnte diese Sache einfach nicht vergessen. »Aber, das hat sich ja hinterher alles prima aufklären lassen!«
Locke antwortete nicht. Nachdenklich sah er vor sich hin.
»Eigentlich klärt sich vieles auf im Leben«, sagte er dann. »Aber ob sich das mit Matz auch noch klären lässt?« Er schluckte und sah aus dem Fenster.
»Bestimmt irgendwann«, erwiderte Lockes Mutter kurz. Sie wollte jetzt nicht wieder dieses Thema ansprechen. Ihr Sohn sollte, so weit es ging, unbeschwert in die Trainingswoche gehen. Um ihn abzulenken, fragte sie: »Was ist eigentlich aus diesem Erik Stössken geworden?«
Locke spürte, was seine Mutter bewog, ihn danach zu fragen, und stieg darauf ein. »Er hatte damals ja eine schwere Verletzung. Wir haben uns im Krankenhaus so richtig ausgesprochen, und er hat zugegeben, dass er mir eine Falle gestellt hat. Vor Angst, aus der Mannschaft verdrängt zu werden. Der Junge hat es nicht gerade leicht. Seine Eltern sind früh gestorben und er lebt in einem Heim. Fußball ist sein Ein und Alles, seine Hoffnung auf ein besseres Leben …« Locke räusperte sich. »Ich habe gehört, dass er nach seiner Verletzung in Berlin wieder Leistung gebracht hat, ziemlich gute sogar. Es kann sein, dass Bundestrainer Stellter ihn erneut ins Team berufen hat. Aber das werde ich ja bald wissen.«
Tatsächlich waren die zwei in diesem Moment vor der Sportschule in Duisburg-Wedau vorgefahren. Das Gebäude war ein Betonbau aus den Sechzigern und wirkte von außen kalt und abweisend wie ein Finanzamt. Innen aber war es durchaus gemütlich und strahlte eine angenehme Atmosphäre aus. Zum Komplex gehörten auch eine große Turnhalle und ein Schwimmbad. Das Wichtigste waren jedoch die Fußballplätze, die sich um die Anlage gruppierten. Acht Plätze mit gepflegtem grünen Rasen! In den angrenzenden Unterkünften war bestimmt Platz für einhundertsechzig
Leute. Die U15-Nationalmannschaft mit ihren Betreuern, Spielern und Trainern umfasste etwa vierzig Personen. Block B war für sie komplett reserviert.
Kaum hatte Sandra Schubert den Wagen angehalten, sprang Locke auch schon auf den Bürgersteig. Er schnappte sich seine Tasche vom Rücksitz und schlug mit Schwung die Türen zu. Lässig grüßend hob er die Hand. Er hasste Abschiedsszenen. Frau Schubert kannte ihren Sohn. Sie grüßte ebenso lässig zurück und sah ihm lächelnd nach, wie er in dem Gebäude verschwand.
Schnellen Schrittes betrat Locke die Empfangshalle. Ein Blick auf die große Uhr sagte ihm, dass es kurz vor sieben und er mehr als pünktlich eingetroffen war. Denn erst um acht Uhr sollten alle da sein. Deswegen wunderte er sich nicht, dass die Halle noch fast leer war. Nur einer der Konditionstrainer und ihr Zeugwart standen schwatzend beieinander. Patrick grüßte mit einem fröhlichen: »Guten Morgen, meine Herren.«
»Wohl aus dem Nest gefallen, der Herr Locke«, entgegnete der Trainer. »Aber wie heißt es so schön:
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