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Locke greift an

Locke greift an

Titel: Locke greift an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulli Potofski
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Jugendmannschaften der Welt.«

7
    L angsam wurde es prekär für die U15 von Schalke 04. Das Zerwürfnis zwischen Locke und Matz hatte Folgen. Es gab überraschende Niederlagen, wie gegen die Mannschaft von Westfalia Herne. Auch in Erkenschwick verlor Schalkes Nachwuchs mit 1:2, und das lag, wie Trainer Thölle unschwer sah, am fehlenden Zusammenspiel der beiden Freunde.
    Waren sie überhaupt noch Freunde?, fragte Thölle sich. Für ihn war es offensichtlich, dass es mit den beiden nicht mehr hundertprozentig klappte.
    Eines Tages nach dem Training zitierte er Patrick und Matz zu sich ins Trainerzimmer.
    »Jungs, ich merke doch, dass mit euch etwas nicht stimmt. Ihr bemüht euch zwar immer in den Spielen, aber eure alte Harmonie und Spielfreude ist irgendwie dahin. Also, raus mit der Sprache, welche Laus ist euch über die Leber gelaufen?«
    Die beiden saßen demonstrativ zwei Meter auseinander. Matz räusperte sich. »Nichts, was soll schon sein?«, presste er dann heraus.
    Thölle stutzte. »Für gute Freunde geht ihr sehr merkwürdig miteinander um«, sagte er und sah nun Locke an.
    Der holte Luft. »Ich dachte, der alte Spruch von den elf Freunden, die wir sein müssen, zählt im modernen Fußball nicht mehr«, erwiderte er trotzig.
    Jetzt wurde Thölle fast böse. »Was redest du da für einen Unsinn, Locke.« Seine Stimme verlor etwas von ihrer sonstigen Ruhe. »Ich dachte immer, du wärst ein vernünftiger
Junge mit ordentlichen Ansichten, aber davon merke ich gerade nicht viel. Ist schon richtig, Busenfreunde können und müssen nicht alle sein, aber wenn zwei Mannschaftskollegen absolut nicht mehr miteinander können, dann leidet das gesamte Team. Deshalb rede ich jetzt mal Klartext: Ich schaue mir das nicht mehr lange mit an. Wenn ihr nicht wieder vernünftigen Kontakt zueinander findet, dann werde ich abwechselnd auf euch verzichten, einen Sonntag auf dich, Matz, und den nächsten auf dich, Locke. Dann wisst ihr auch, was moderner Fußball ist: Das nennt man dann Rotation und diesen Begriff habt ihr bestimmt schon mal von Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld gehört - oder?«
    Matz sah Locke kalt an. »Trotz der Rotation sind die Bayernspieler aber fast alle Nationalspieler. Was soll’s also? Solange ich für die Türkei spiele, ist mir das dann auch fast egal.«
    Jetzt wurde Thölle laut. »Okay«, bestimmte er resolut, dann bist du der Erste, der aussetzt. Kommenden Sonntag sitzt du auf der Bank! Ich werde euch im Training beobachten. Alles andere liegt an euch. Und jetzt raus hier. Ihr benehmt euch wie kleine Kinder!«
    Draußen fauchte Matz seinen Ex-Freund nochmals an: »Und wenn ich nur alle drei Wochen spielen würde, bei der Europameisterschaft nehmen wir Türken euch auseinander. Von wegen Kümmeltürken!«
    Locke versuchte noch einen Widerspruch. »Matz, lass dir doch erklären … es war …«
    Aber Matz hatte seine Sporttasche schon geschultert und entfernte sich von Patrick, ohne sich auch nur einmal umzudrehen.

    Gott sei Dank wurde Patrick in den folgenden Wochen abgelenkt von dem Dilemma mit Matz. Die Proben für den
Band-Contest in der Essener Grugahalle wurden intensiver, denn das Ereignis rückte unaufhaltsam näher.
    Die Band machte Riesenfortschritte. Das Zusammenspiel hatte sich mächtig verbessert, und auch was die Show anging, erkannte man die DEVILS kaum wieder. Am Morgen des 3. November war es endlich so weit. Es begann mit einer Gruppe aus Essen, die auf den merkwürdigen Namen »Zitronenpresse« hörte. Und für die Mitglieder der DEVILS klang die Band auch so. Laut, etwas unkoordiniert. Das Wort Melodie hatten die fünf wilden Jungs anscheinend noch nie gehört.
    Etwa zweitausendfünfhundert Musikbegeisterte hörten die Songs, die, wie Locke fand, ebenso bescheuert hießen wie die Gruppe selber. Seine Freundin Eva stand mit den anderen DEVILS im Backstage-Bereich und lästerte besonders über das Lied »Der blaue Fußnagel …«. Erstaunt aber nahmen sie zur Kenntnis, wie begeistert ein Teil des Publikums die Zitronenpresse feierte.
    »Da kann man es ja mit der Angst zu tun bekommen. Die sind nicht wirklich gut, aber die Freaks da unten stehen kurz vor der Exstase«, meinte Locke. Er runzelte besorgt die Stirn und blickte zu Kelter.
    Der nickte. »Es ist schon so, die beste Band soll per Stimmkarte von den Leuten hier gewählt werden. Wer also viele Fans dabeihat, der wird auch gute Chancen haben«, sagte er.
    Patricks Laune wurde nicht besser. »Dann sieht es für uns nicht so gut

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