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Locke greift an

Locke greift an

Titel: Locke greift an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulli Potofski
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bis er auf die beiden Stürmer zu sprechen kam.
    »Als Sturmspitzen fungieren Friedrich Rötzkowski und Patrick Schubert.«
    Ein erstauntes Raunen ging durch den Raum, aber Thölle setzte seine Rede schon fort.
    »Matz geht zunächst auf die Bank. Patrick und Matz wissen über diese Maßnahme Bescheid. Ich habe kürzlich mit beiden ausführlich darüber gesprochen.«
    Locke fing sich von Matz einen bösen Blick ein, aber es kam kein Wort von ihm, und auch Locke schwieg dazu.
    Patrick hatte nie zuvor in diesem Stadion gespielt, aber als er am Sonntag den Rasen betrat, hatte er das Gefühl, jetzt endlich ein Profi zu sein. Dabei waren die Begleitumstände zu Beginn dieses Vorspiels alles andere als profi-like. Die Arena war zu diesem Zeitpunkt noch nichts weiter als
eine Betonschüssel mit leeren Plastiksitzen. Lediglich auf der VIP-Tribüne und im Pressebereich tummelten sich maximal dreihundert Zuschauer. Nur langsam tröpfelten die Fans der Bundesligamannschaften von Hannover 96 und Schalke 04 hier ein. Erst nach und nach entstand die richtige Stimmung in dem weiten Rund. Das riesige Dach des Stadions, das man nach Belieben öffnen konnte, stand offen, denn das Wetter war trocken an diesem Oktobertag und die Herbstsonne sorgte für angenehme Temperaturen.
    Lockes Blick ging hinauf auf den riesigen Videowür fel, der so groß war, wie ein mittleres Einfamilienhaus. Dort stand in großen Buchstaben zu lesen: TESTSPIEL U15 SCHALKE 04 - NATIONALMANNSCHAFT U15 POLEN.
    Selbstverständlich war Nationaltrainer Stettler zu diesem Aufeinandertreffen gekommen. Erstens wollte er natürlich den kommenden EM-Gegner Polen sehen und wichtig war für ihn auch eine Überprüfung von Lockes Form. Außerdem wollte er Matz beobachten. Seine Stärken und Schwächen waren für das Eröffnungsspiel gegen die Türkei nicht gerade unwichtig. Stettler war ziemlich erstaunt, als er die Aufstellungen studierte und feststellte, dass Matz nur auf der Ersatzbank saß.
    Merkwürdig, dachte er, was hat denn den Thölle da geritten, seinen eingespielten Sturm auseinanderzureißen?
    Eines jedoch war Stettler schnell klar: Diese Polen waren Defensivkünstler. Sie spielten im 4-4-2-System, aber die zweite Sturmspitze der Polen hing weit zurück und musste viele Abwehrarbeiten mit übernehmen. So ergab sich für die U15 der Schalker schnell eine optische Überlegenheit, doch große Torgefahr konnten weder Locke noch sein neuer Sturmkollege Friedrich entfalten. Ganz im Gegenteil, die Polen fingen die Sturmbemühungen der blau-weiß gekleideten Schalker locker ab, und ihre rot-weißen Jerseys
tauchten immer mal wieder gefährlich vor dem Tor von Schalke auf. Besonders interessant war es zu beobachten, wie ein knapp eins sechzig großer - oder besser kleiner - Wirbelwind die Schalker Mittelfeldspieler überlistete. Körpertäuschungen nach rechts oder links - kein Problem für ihn; Stanislaw Wizoreck aus Krakau, wie man den Aufstellungen entnehmen konnte, führte den Ball mal mit Links mal mit Rechts. Er besaß eine Gabe, wie nur wenige Spieler sie besitzen: Er konnte mit dem rechten und dem linken Fuß gleich gut den Ball kontrollieren! Wahrlich kein Muskelprotz, aber ausgestattet mit einer tollen Schusstechnik. Zwei seiner drei Schüsse gingen nur um ein paar Zentimeter am Schalker Tor vorbei und einmal kratzte einer der Schalker Innenverteidiger das Leder von der Linie.
    Stettler machte sich eifrig Notizen und schrieb mehrere Seiten voll. Alle Fähigkeiten von Stanislaw Wizoreck landeten so im Notizbuch des Bundestrainers.
    Etwa eine halbe Stunde war gespielt - das Stadion füllte sich langsam, aber sicher - und so erlebten bereits zehntausend Besucher das 1:0 für die Polen mit. Locke hatte gegen einen bulligen Mittelfeldspieler einen Zweikampf verloren. Der Pole ging drei, vier Schritte energisch nach vorne, dann spielte er Wizoreck an. Etwa fünfzehn Meter vor der Mittellinie marschierte das Energiebündel los. Leichtfüßig schüttelte er alle Schalker ab und dann hatte er das Auge für seinen Mittelstürmer. Der Ball ging wie durch weiche Butter an den Innenverteidigern der Schalker vorbei. Ja, genau, das war die Schnittstelle. Der von Wizoreck angespielte Junge mit der Nummer Neun auf dem Rücken lief noch etwa zehn Meter auf den Schalker Torhüter zu und dann ballerte er die Kugel unter die Querlatte. Anerkennender Applaus von den Rängen war zu hören. Einzig Thölle tobte am Spielfeldrand.

    »Patrick, die Fehler beginnen vorne«, rief er

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