Locke greift an
du musst mehr Herzlichkeit in die Stimme legen. Ben, das ist nicht exakt genug. Thomas, du musst die Tasten deines Keyboards streicheln und nicht wie ein Anstreicher bedienen.« Das war Kritik, aber er lobte auch. »Hey, Ronny, super, das ist ja fast perfekt. Genial!«
Nach einer knappen Stunde Einstimmung führte Richie die Band aus dem Studio, zu einer Pause in einen Nebenraum. Bei Obst, Schnittchen und eiskalter Cola besprach er die nächsten Schritte mit den DEVILS.
»Zunächst nehmen wir den Fußballsong auf, in einem Durchgang, so als ob ihr ihn live auf der Bühne spielt. Danach können wir den Gesang und jedes einzelne Instrument nochmals bearbeiten. Es wäre auch denkbar, dass einzelne Passagen neu gespielt werden.« Er zeigte auf die Apparaturen. »Hier, über unser Pult können wir auf jedes einzelne Instrument zurückgreifen. Außerdem kann ich über diverse Effektgeräte den Sound stark verändern. Aus
Evas Stimme könnte ich, wenn ich wollte, einen ganzen Chor machen.«
Die Bandmitglieder waren beeindruckt.
»Euren Song ›Schulterror‹ aber«, fuhr Richie jetzt fort, »möchte ich ganz bewusst nur in einer Version ohne Schnick und Schnack aufnehmen. Das Lied braucht nichts als Einfachheit und Echtheit. Alles klar?«
Die fünf nickten und dann ging es los.
Zwar waren alle in kürzester Zeit in Höchstform - Kelter erkannte die Band bisweilen kaum wieder, so gut war sie -, aber trotzdem arbeitete man geschlagene fünf Stunden an dem Fußballsong, bevor Richie wirklich zufrieden war.
»So«, sagte er dann endlich, »das müssen wir jetzt noch ordentlich mixen, und dann wollen wir mal sehen, ob euer Fußballmedley wirklich einer kauft. Das Mixen mache ich aber erst nächste Woche. Und nun ran an den Schulterror.«
Obwohl die NEW KICKING DEVILS jetzt etwas müde waren, spielten sie sich bei ihrem Song nochmals richtig frei, und bereits nach der fünften Aufnahme klang Richies zufriedene Stimme in den Aufnahmeraum. »Okay, aus! Die nehmen wir!«
In einer weiteren Pause stieß Roger Dünker von der Plattenfirma NAPASAI-MEDIA dazu und stellte den DEVILS den Vertrag vor. Immerhin sollte die Band fünfzehn Prozent von jeder verkauften Maxi-Single erhalten. Das waren bei einem Verkaufspreis von fünf Euro genau fünfundsiebzig Cent. Nicht schlecht. Außerdem empfahl Dünker, dass sich die Komponisten der Band bei der GEMA anmelden sollten. Die GEMA zahlte nochmals Geld dafür aus, wenn der Song beispielsweise im Radio gespielt wurde.
Eva war beeindruckt. »Was man nicht alles wissen muss, das ist ja eine richtige Industrie.«
Dünker nickte. »Du hast es richtig erkannt«, sagte er nachdenklich. »Wir sind eine Industrie. Aber die Musik sollte dennoch das Wichtigste bleiben.«
Am frühen Abend verließen die NEW KICKING DEVILS müde, aber zufrieden das Studio A42. Als sie in Kelters Auto auf dem Heimweg waren, musste Locke an Matz denken. Schade, dass er nicht dabei gewesen war.
Natürlich wusste Locke, dass Matz bei der türkischen U15 in Istanbul war und dort für die Europameisterschaft spielte und trainierte. Und die Resultate der Türken sprachen für sich. Gegen Bulgarien hatte die Mannschaft von Matz 3:0 gewonnen, gegen Österreich, in Wien, gab es ein 1:1 und die Belgier waren sogar mit 5:0 besiegt worden.
In jedem dieser Spiele hatte Matz einen Treffer erzielt. Fast konnte man den Eindruck haben, als würde die Türkei sich intensiver auf die bevorstehende Europameisterschaft vorbereiten als der Gastgeber Deutschland selbst … Aber das sollte sich bald ändern.
Trainer Stettler hatte für Montag, den 21. April, zum letzten Lehrgang vor der EM nach Barsinghausen eingeladen. Nochmals sollten sich dort fünfundzwanzig Spieler treffen, von denen dann zweiundzwanzig mit zur EM genommen werden sollten.
Zuvor aber sollten die Spieler sich bewusst noch einmal mit anderen Dingen als Fußball beschäftigen - und das passte super in Lockes Zeitplan.
Am 19. April, einem Samstag, wollte die Band ihre erste Single FUSSBALLMEDLEY in einem Einkaufszentrum in Oberhausen präsentieren! Die Plattenfirma hatte sich um alles gekümmert und im Mitteldom des CENTR.O eine Bühne geordert. Dort würde vormittags um elf eine Pressekonferenz und Releaseparty stattfinden …
Das Einkaufscenter war sehr populär und folglich war es samstags hier besonders voll. Nur mit Mühe und Not fand die Band einen Parkplatz, sodass die fünf fast zu spät den riesigen Block betraten.
Der Manager des Zentrums erklärte
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