Locke greift an
erbost. »Wenn du deinen Zweikampf nicht verloren hättest, wäre auch das Tor nicht gefallen.«
Locke zog den Kopf ein. Und bis zur Pause passierte dann auch nichts Derartiges mehr. Doch der allgemeine Eindruck blieb: Die Polen waren eine wirklich gute Mannschaft!
Der zweite Durchgang begann. Thölle hatte in der Kabine nicht viel gesagt, nur angekündigt, dass nach etwa zehn Minuten Matz für Patrick ins Spiel kommen würde. Einer der Jungs hatte noch zaghaft gefragt, warum man nicht mit Matz und Locke spielen würde, aber Olaf Thölle hatte nur verkündet: »Friedrich spielt durch!«
Die Polen legten noch einen Zahn zu. Sie wirkten sehr eingespielt und ihre Nummer neun war absolut ein Torjäger. Nach einem Fernschuss der zweiten, etwas hängenden Sturmspitze, hatte Tom Derwinski den Ball nur abklatschen können, und der polnische Stürmer stand da, wo ein Stürmer stehen muss. Zehn Meter vor dem Tor hielt er nur seinen rechten Fuß hin und von dort sprang das Leder in die Maschen der Schalker.
Locke hatte die ganze Zeit über nicht eine einzige gute Szene und in der fünfundzwanzigsten Minute musste er vom Platz. Stettler auf der Tribüne staunte nicht schlecht, dass Friedrich nun mit Matz spielen durfte.
Da muss es doch noch andere Gründe geben als rein sportliche, dachte er und nahm sich vor, den Trainer der Schalker U15 nach dem Spiel danach zu fragen.
Wenigstens sah Stettler jetzt noch eine gute Aktion der Schalker, denn Matz war wesentlich besser drauf als Locke.
Matz hatte am rechten Flügel seine ganze Schnelligkeit ausgespielt und kam bis zur Grundlinie des polnischen
Tors. Nun flankte er zurück und am Elfmeterpunkt stand Friedrich, der den Ball flach in die untere rechte polnische Torecke schoss. Bei flachen Bällen hatte der Torwart aus Polen offensichtlich einige Probleme. Er fiel so langsam wie eine Bahnschranke. Nur noch 1:2 aus Schalker Sicht.
Stettler notierte sich: Schnell über die Außen kommen und Flachschüsse versuchen. Er nickte befriedigt. Das war eine interessante Erkenntnis für die Europameisterschaft im Frühjahr.
In der letzten Spielminute erhöhten die Polen dann durch einen Gewaltschuss von Wizoreck, der aus zwanzig Metern genau in den Winkel der Schalker traf, auf 3:1. Durchaus verdient!
Kurz vor drei Uhr dann kam der Abpfiff und freundlicher Beifall der nun etwa fast vierzigtausend Zuschauer begleitete die Teams vom Platz.
Wenig später kamen die Bundesligaprofis von Schalke und Hannover zum Aufwärmen in die Arena und beim Anstoß eine halbe Stunde darauf wurden beinahe sechzigtausend Zuschauer lauter als ein startender Düsenjäger. Übrigens: Schalke gewann das Match mit 2:1.
Bundestrainer Stettler hatte nach dem U15-Spiel ein Gespräch mit Olaf Thölle und erfuhr dabei, dass Locke und Matz ein Problem miteinander hatten. Auch diesen Umstand notierte sich der Bundestrainer in seinem Notizbuch.
Die nächsten Wochen und Monate vergingen für Locke sehr langsam und waren ohne Höhepunkte.
Die Schule war, wie sie immer war. Matz und Locke pflegten ihre Feindschaft. Und Trainer Thölle blieb bei seiner Anordnung und hielt die beiden Stürmer getrennt.
Aber etwas Trost gab es dann doch: Die Entführer von
Poldi bekamen fünfzig Arbeitsstunden in einem Tierheim aufgebrummt.
Das nächste absolute Highlight war der Studiotermin für die NEW KICKING DEVILS!
9
D ie Band staunte. Das Gebäude, vor dem die DEVILS standen, erinnerte mehr an einen Aldi -Laden als an ein modernes Tonstudio. Es war ein weit ausladender Flachbau mit einer gewaltigen Eingangstür. Darüber eine Neonwerbung, die nur aus der gelben Leuchtschrift A42 bestand. An der Tür eine große Glocke, eine Gegensprechanlage und eine Videokamera, die die Bandmitglieder zu beäugen schien. Neben dem Haus war ein großer Platz, auf dem ein Porsche, ein BMW und ein Mercedes parkten. Außerdem zwei größere LKWs, auf denen in genau der gleichen Schriftart wie der gelben Neonwerbung stand: A42 - MOBILES STUDIO.
Pfarrer Kelter drückte aufgeregt die Klingel an der Eingangstür. Sofort meldete sich eine Stimme über die Gegensprechanlage.
»Ja, Sie wünschen?«
Kelter räusperte sich. »Die NEW KICKING DEVILS«, meldete er stolz, »kommen zu den verabredeten Aufnahmen.«
Ein freundliches »Ach, ja!« erklang aus dem kleinen Lautsprecher. Schon wurde die Tür von innen geöffnet und vor ihnen stand eine junge Frau in knallengen Jeans und einer weißen Bluse. Ihr dunkles Haar fiel ihr in einer glänzenden Welle
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