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Locke greift an

Locke greift an

Titel: Locke greift an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulli Potofski
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eine Studentin, ein Mikrofon in der Hand und sah wartend in die Gruppe der Journalisten. Ein Mann, nicht viel älter als sie, winkte ihr zu. Sofort machte sich das Mädchen zu ihm auf und hielt das Mikro vor ihn hin.

    »Hallo, ich bin Sebastian Heller von der BRAVO«, hörten die Anwesenden. »Eine Frage an Eva. Sag mal, du als Mädchen, wenn ich so sagen darf, interessierst du dich für Fußball oder hast du bei dem Song nur geschauspielert?«
    Eva war erstaunt. »Ziemlich blöde Frage, finde ich. Warum soll ich mich nicht für Fußball interessieren, nur weil ich ein Mädchen bin? Und überhaupt, Herr Heller, Frauen sehen nicht nur gern zu beim Fußball, sie spielen auch!« Sie redete sich geradezu in Rage. »Ist Ihnen entgangen, dass die Frauen 2007 in China zum zweiten Mal Weltmeister geworden sind. Das müssen unsere Männer erst mal schaffen, einen WM-Titel zu verteidigen. Das ist denen nämlich noch nicht gelungen! Außerdem sollten Sie wissen, dass dieser junge Mann hier neben mir«, sie zeigte auf Locke, »eines unserer größten Fußballtalente in Deutschland ist. Patrick Schubert aus Schalke. Er wird bald bei der Schüler-Europameisterschaft antreten. Rein zufällig ist er auch noch mein Freund - und da soll ich kein Interesse an Fußball haben? Lächerlich.«
    Locke saß leicht errötet neben Eva, während dieser langen Rede und konnte beobachten, wie das Publikum, das nun schon bestimmt auf dreihundert Leute angewachsen war, laut lachte und Beifall spendete. Erstaunlicherweise lachte Heller von der BRAVO auch. Es entwickelte sich nun ein Frageund Antwortspiel mit weiteren Pressevertretern. Die Bandmitglieder antworteten. Auch Kelter gab bereitwillig Auskunft, nur Ronny und Ben trugen tatsächlich nichts zur Pressekonferenz bei …
    Nach etwa dreißig Minuten war der Spuk vorüber. Es wurden noch einige Fotos gemacht und die Leitung des Einkaufscenters verteilte zweihundertfünfzig Gratis-CDs an das Publikum.

    Locke sah wieder einmal, dass die CD wirklich prachtvoll aussah. Die DEVILS als Fotocollage in Fußballtrikots auf dem Cover. Dick und fett prangte ihr Bandlogo auf dem oberen Rand, natürlich auch der Titel: FUSSBALLMEDLEY.
    Dünker zeigte sich zufrieden. »Ist alles prima gelaufen, wir werden einige Fotos von euch in den Zeitungen haben und nun brauchen wir noch lokales Radio und Fernsehen, dann läuft das schon mit dem Song.«

    Tatsächlich gab es einige kleinere Artikel über die DEVILS in den Zeitungen - und auch in der BRAVO! Aber die Single lag dennoch in den nächsten Wochen wie Blei in den Regalen. Auch das lokale Fernsehen und das Radio wollten nichts von diesem Medley hören. Die Plattenfirma sprach deshalb schnell von einem Flop.
    Locke aber war das ziemlich egal. Die Sache an sich, dieser zweite Platz im Essener Wettbewerb und die CD-Aufnahme, waren ihm Erfolg und Bestätigung für die Band genug. Und außerdem: Es war Fußball angesagt.

10
    P lötzlich war der 21. April in Sicht, der Start für die EM-Vorbereitung in Barsinghausen bei Hannover. Sandra Schubert hatte ihren Sohn Montag früh zum Hauptbahnhof Gelsenkirchen gebracht, von dort ging es weiter mit dem ICE und am Zielort wollte ihn der DFB vom Zug abholen lassen. Um halb elf war Locke mit seiner schweren Sporttasche in Hannover ausgestiegen und knapp dreißig Sekunden später war schon ein Mitarbeiter der Sportschule bei ihm, nahm ihm - gegen seinen Willen - die Tasche ab und schleppte das schwere Teil zu einem Kleinbus. In dem Bus saßen bereits einige andere Jungs der U15-Auswahl und unter großem Hallo fuhr die Truppe zur Sportschule.
    Die Spieler trafen sich zur Vorbereitung auf das letzte Spiel vor der Europameisterschaft. Es sollte am kommenden Sonntag gegen die Weltklasse-Jugend aus Argentinien hier in Hannover stattfinden. Nach dem Spiel dann, wenige Tage später, wollte man sich in Berlin einfinden. Am 4. Mai um drei Uhr nämlich war es so weit: Im Olympiastadion von Berlin stieg das Eröffnungsspiel gegen die Türkei!
    Allen war die Anspannung anzumerken. Stettler bemühte sich zwar, besonders locker bei seiner Begrüßungsrede zu wirken, aber es gelang ihm nicht wirklich.
    Nach der Zimmerverteilung - Locke und Erik wohnten wieder zusammen - und einem anschließenden medizinischen Rundumcheck aller Spieler ging Stettler dann in die »Vollen«.
    »Jetzt beginnt die Operation Europameisterschaft«, klang seine Stimme über den Platz. »Die Argentinier werden
uns am Sonntag alles abverlangen. Wie ihr wisst, sind

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