Locke greift an
Weltstadt aus. Nicht so spießig wie euer Dorf da in Schalke.«
Aber Patrick reagierte ganz cool. »Das sagt natürlich einer, der aus Lüdenscheid-Nord angereist ist«, konterte er.
Die Stimmung im Bus konnte nicht besser sein, als das Fahrzeug am Müggelsee eintraf.
Das Hotel lag etwas außerhalb des Wohnviertels, damit die Spieler sich in aller Ruhe auf das Turnier vorbereiten konnten - und was besonders schön war: direkt am See!
Alle anderen Mitglieder der Mannschaft plus Trainerstab warteten schon in der Empfangshalle auf die Jungs aus Nordrhein-Westfalen.
»Mannschaft«, begrüßte Trainer Stettler ohne Umschweife die versammelte Truppe, »wir werden uns jetzt hier gemeinsam einkleiden lassen. Das passiert im Raum ›Dresden‹. Ihr bekommt dort den offiziellen Ausgeh-Anzug mit allem Drum und Dran und zwei Trainingsanzüge. Es gibt eine Kleiderordnung während der EM. Ihr tragt den Anzug bei allen Fahrten ins Stadion und zurück. Trikots für Spiele und Übungseinheiten werden wie immer vom Zeugwart gestellt. So, und jetzt holt bitte eure Sachen ab und dann treffen wir uns um halb zwölf in der Halle wieder.« Er zeigte auf einen riesigen Zettel, der an einem Klemmbrett hing. »Eure Zimmernummern stehen hier an der Tafel.« Dann räusperte er sich. »Ihr seht«, sagte er, »wir sind erstmals in einem Hotel und in keiner Sportschule untergebracht. Wir haben das Haus für die gesamte EM angemietet. Daran könnt ihr sehen, dass ich weiterhin an euch glaube. Mehr dann gleich um halb zwölf. Jetzt viel Spaß beim Einkleiden!«
Dieses Einkleiden wurde wirklich lustig, denn die Spieler erhielten zu den Anzügen auch Krawatten und kaum einer konnte diese komischen Dinger binden. Aber die Damen und Herren von der Anzugfirma, die den Jungs beratend zur Seite standen, konnten da problemlos aushelfen. Der DFB hatte tiefschwarze Anzüge mit weißen Hemden und
grünen Krawatten gewählt. Kevin Rott hatte dazu den passenden Spruch parat: »Hey, mit den Klamotten haben wir jetzt sogar bei den Tussen von ›Germanys Next Top Model‹ eine Chance.«
Die »Modenschau«, wie Locke die Prozedur etwas abfällig nannte, war erfreulicherweise schnell beendet. Allerdings musste er zugeben, dass sie nun den Jungs aus Italien kaum noch nachstanden, bis auf die gegelten Haare natürlich …
Danach bezogen Erik und er ihr Zimmer - das eigentlich ein kleiner Palast war. Es gab einen Computer mit Internetanschluss, einen tollen Fernseher mit Flachbildschirm, eine Minibar mit alkoholfreien Getränken, ein total schickes Badezimmer mit der größten Dusche, die Locke je gesehen hatte, und dazu einen wunderbaren Blick aus dem großen Panoramafenster auf den in der Sonne glitzernden See. Es war traumhaft.
Viel Zeit, den Traum zu genießen, hatten sie allerdings nicht. Kaum steckten sie in ihren offiziellen Trainingsanzügen, mussten sie auch schon zur angesetzten Besprechung in der Hotelhalle. Eine große Leinwand und ein Beamer erwarteten sie und natürlich Trainer Stettler. Wie es seine Art war, kam er schnell zur Sache.
»Meine Herren«, wieder die übliche Anrede, aber niemand feixte, »als Erstes gehen wir die EM mit allen Gruppen und möglichen Zwischenrunden durch.
Auf der Leinwand erschien nun in großer Schrift:
GRUPPE A
GRUPPE B
Spielort Berlin
Spielort Hannover
DEUTSCHLAND
ENGLAND
TÜRKEI
ALBANIEN
POLEN
PORTUGAL
ITALIEN
SPANIEN
GRUPPE C
GRUPPE D
Spielort München
Spielort Leipzig
BELGIEN
SCHWEDEN
SCHOTTLAND
ÖSTERREICH
RUSSLAND
SCHWEIZ
HOLLAND
RUMÄNIEN
»Wie ihr alle wisst«, führte Stettler weiter aus, »kommen die beiden Gruppenersten in die Zwischenrunde, dann kommt es zu folgenden Spielen.«
Auf der Leinwand stand zu lesen:
SPIEL A in Berlin:
Gruppenerster A - Gruppenzweiter B
SPIEL B in Köln:
Gruppenerster B - Gruppenzweiter A
SPIEL C in München:
Gruppenerster C - Gruppenzweiter D
SPIEL D in Nürnberg:
Gruppenerster D - Gruppenzweiter C
Ernst klang der Bundestrainer, als er nun erklärte: »In dieser Zwischenrunde kommt natürlich nur weiter, wer gewinnt. Diese Begegnungen werden bereits Pokalcharakter haben, das heißt: Nach neunzig Minuten wird es, falls das betreffende Spiel unentschieden stehen sollte, eine Verlängerung von zwei mal fünfzehn Minuten geben. Sollte dann immer noch kein Sieger feststehen, muss ein Elfmeterschießen entscheiden. Eine gute Kondition und größtmögliche Schusssicherheit aufs Tor des Gegners können also turnierentscheidend sein. Danach stehen die Halbfinalspiele
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