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Locke greift an

Locke greift an

Titel: Locke greift an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulli Potofski
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offensiv war die U15 noch nie aufgestellt worden. Doch es lief von Anfang an ausgezeichnet mit den drei Stürmern. Die Laufwege wurden konkret eingehalten, keiner stand dem anderen im Weg.
    Es lief klasse!
    Bei der anschließenden Mannschaftsbesprechung im
Hotel erklärte Stettler die Umstellung. »Die Türken«, führte er aus, »werden wohl nur mit einer einzigen wirklichen Spitze antreten: Matz, der uns ja ganz gut bekannt ist, wurde etwas von der rechten Seite abgezogen und in die Sturmspitze gestellt. Ein anderer aus dem Team wird versuchen, Matz immer wieder ins Spiel zu bringen. Dahinter werden zwei Riegel mit jeweils vier Spielern kompakt defensiv stehen. Wir müssen uns also offensiver verhalten! Deshalb will ich es mit drei echten Stürmern versuchen, von denen einer, nämlich Locke, im Rücken von Heiko und Erik operieren soll. Hier unsere taktische Aufstellung.«
    Auf der Leinwand erschien folgendes Muster:
    Lebhaft wurde die Aufstellung diskutiert. Stettler beendete aber alle Gespräche an diesem Abend mit dem so abgenutzten Satz: »Freuen wir uns auf das Eröffnungsspiel gegen die Türkei.«
    Die Türkei! Je näher das Spiel rückte, desto mulmiger wurde es Locke. Bald würde er Matz auf dem Fußballfeld gegenüberstehen. Matz, seinem einstigen Freund …
    Nach der Besprechung öffnete er noch schnell einige Mails, und so konnte er lesen, dass es seinen Leuten daheim in Gelsenkirchen ähnlich ging wie ihm.

    [email protected] an [email protected]
Lieber Locke,
endlich geht morgen Eure Europameisterschaft los.
Ich werde mir das Spiel zusammen mit Deinen Eltern
bei Euch zu Hause anschauen. Du glaubst nicht,
wie nervös ich bin! Und wenn ich mir vorstelle, was
außerdem jetzt noch in Dir vorgeht wegen Matz …
Aber trotzdem, versuch ein bisschen nett zu ihm
zu sein - soweit das bei einem Fußballmatch geht.
Ich bin in Gedanken ganz nah bei Dir. Wie immer!
Deine Eva
PS: Die NEW KICKING DEVILS werden weiter, im-
mer mal wieder hier bei 1LIVE im Radio gespielt.
SCHULTERROR scheint ein Geheimtipp zu werden.
Ob wir es auch noch in die Hitparade schaffen?
    Locke wurde es ganz warm ums Herz. Schon auch wegen der SCHULTERROR-Nachricht, aber vor allem: Was für ein schönes Gefühl, eine Freundin wie Eva zu haben. So, jetzt noch schnell die zweite Mail lesen …
    [email protected] an [email protected]
Hallo Großer!
Nur ganz kurz, weil Du ja sicher unheimlich
beschäftigt bist. Wir drücken Dir die Daumen für das
Spiel gegen die Türkei. Schau Matz vor dem Match
ganz fest in die Augen und lächle dabei, vielleicht
hilft das ja.
Liebe Grüße
Mama und Papa
    Erik und Locke unterhielten sich vor dem Einschlafen noch über das bevorstehende Spiel. Als Erik langsam wegdämmerte,
schloss auch Patrick die Augen. Und im Halbschlaf murmelte er: »Lieber Gott, lass das morgen alles gut gehen!«
    Morgen um Punkt drei.

11
    G egen halb zwei traf die U15-Nationalmannschaft Deutschlands im Olympiastadion Berlin ein. Ein riesiges Rund für siebzigtausend Zuschauer. Der Rasen leuchtete an diesem strahlenden Frühlingstag und das Blau der Tartanbahn umrahmte das Grün wie ein gewaltiges Band.
    Staunend schauten die Spieler sich in der WM-Endspielarena von 2006 um. Die Ränge waren bereits gut gefüllt. Etwa dreißigtausend Besucher saßen schon auf den Plätzen, denn um 14 Uhr sollte es eine kleine Eröffnungsfeier geben. Die Jungs betraten schon einmal den Rasen und zaghafter Beifall war zu hören. Die Spieler grüßten winkend in die Menge.
    Heiko Erde war absolut begeistert von der Qualität des Rasens. »Wie ein Teppich«, sagte er gerade zu Locke, als es plötzlich in einer der Kurven des Stadions infernalisch laut wurde.
    »Türkiye! Türkiye!«, riefen Tausende.
    Die Zuschauer sprangen wild herum und schwenkten rote Fahnen mit dem Halbmond. Locke wusste, in keiner Stadt Deutschlands wohnten so viele Türken wie in Berlin. Irgendwie konnte man das Gefühl bekommen, dies könnte ein Heimspiel für die Türkei werden …
    Der Grund der Begeisterung war schnell ausgemacht, denn die U15-Spieler der türkischen Mannschaft betraten ebenfalls langsam den Rasen des Olympiastadions. Cool und lässig begrüßten sie die Fans. Fast wirkte das etwas überheblich. Zu den deutschen Jungs hielten sie bewusst großen Abstand, lediglich die beiden Trainer reichten sich
am Spielfeldrand lachend die Hände. Stettler und Asi Tyfecü kannten sich aus alten Zeiten, denn der U15-Trainer der Türkei hatte auch drei Jahre in der

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