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Locke greift an

Locke greift an

Titel: Locke greift an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulli Potofski
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er, »fast der ideale Zeitpunkt für die deutsche Führung. Ob die türkische Elf darauf eine Antwort wüsste? Ich mag es bezweifeln. So, die Mauer steht. Martin Würz, der Schiedsrichter aus Wien, gibt den Ball frei. Patrick Schubert läuft an. Ein Schuss wie ein Strich!!! Toooorrrr!!! Nein, doch nicht!? Unterkante Latte, aber dann war er doch drin, oder?«
    Das Stadion tobte. Der Schiedsrichter jedoch ließ das Spiel weiterlaufen. Die deutschen Spieler protestierten heftig. Stettler stand am Spielfeldrand und schrie. »Das war ein astreines Tor!«
    Im Fernsehen wurde bereits die zweite Zeitlupe bemüht. Eine Kamera, die direkt hinter dem Tor stand, zeigte, dass der Ball genau auf der Linie war.
    Der Reporter überschlug sich geradezu auch weiterhin. »Es fällt schwer, doch wir müssen zugeben, dass der Unparteiische alles richtig gesehen hat. Kompliment auch an den Assistenten am Feldrand. Er hatte sofort angezeigt, dass es kein Tor gewesen war. Unglaublich, dieses Spiel ist der reinste Krimi!«

    In den letzten Minuten beruhigte sich das Spiel jedoch. Und eigentlich hatte man sich schon damit abgefunden, dass dieses Eröffnungsspiel 0:0 enden würde. Aber dann! In der neunzigsten Minute gab es nochmals eine Ecke für die Türkei. Deutschlands Spieler versammelten sich vor dem eigenen Tor. Locke fand sich plötzlich auf der Linie neben dem linken Pfosten zur Absicherung wieder. Vollversammlung im und am Sechzehn-Meter-Raum. Patrick schaute nach vorne und sah genau in die Augen von Matz, der sich sechs bis sieben Meter vor ihm in Erwartung der Ecke aufgebaut hatte. Der Ball segelte hinein. Kevin stand wie angewurzelt in der Mitte des Tors. Ein deutscher Verteidiger stieg hoch, um den Ball aus der Gefahrenzone zu köpfen. Er verschätzte sich und sprang am Ball vorbei. Das Leder senkte sich auf den Kopf von Matz. Ein wunderschöner Kopfball war die Folge. Kevin konnte nicht mehr reagieren, aber Locke stand dort. Der Ball sauste auf ihn zu. Locke versuchte, mit der Brust an den Ball zu kommen. Schon in der Bewegung merkte er, dass er es so nicht schaffen würde. Seine linke Hand befand sich wenige Zentimeter neben seiner Brust und mit den Fingerspitzen berührte er das Leder. Dann fiel der Ball auf seinen rechten Fuß und Patrick drosch ihn aus der Gefahrenzone einfach ins Aus.
    Es war kaum auszumachen, dass da eine Hand mit im Spiel gewesen war. Matz aber hatte es gesehen. Wütend rief er: »Hand, Hand, Elfmeter!«
    Für die Zuschauer im Stadion war alles viel zu schnell gegangen. Sie hatten die Situation kaum mitbekommen und mit bloßem Auge war das Handspiel nur schwer zu erkennen gewesen. Der Schiedsrichter stand etwas ungünstig und konnte somit die Situation schlecht überblicken. Jetzt war er umringt von türkischen Spielern, die alle einen Elfmeter wollten.

    Über den Bildschirm lief bereits eine Slowmotion und der Kommentator erklärte stotternd: »Au, au, wenn das der Schiedsrichter gesehen hätte, dann hätte er Elfmeter geben müssen. Die Türken protestieren jetzt aber heftig.«
    Im Stadion konnte man beobachten, wie der Schiedsrichter sich die ihn bedrängenden Spieler vom Leib hielt. Einige der Türken zeigten aber mit dem Finger auf Patrick. Locke sah, wie der Mann aus Österreich langsam, aber bestimmt auf ihn zukam. Der Schiedsrichter sprach ihn an.
    »Vielleicht ungewöhnlich für Sie, junger Mann, aber im Namen der Sportlichkeit frage ich Sie, haben Sie den Ball mit der Hand gespielt?«
    Matz, der nur wenige Meter danebenstand, glaubte nun, seinen Ohren nicht zu trauen, denn Patrick antwortete mit einem traurigen Blick nach unten: »Ja, ich hatte die Hand am Ball!«
    Ein Lächeln ging nun über das Gesicht des Unparteiischen. Er reichte Locke die Hand und sprach ihm ein großes Kompliment aus.
    »Das hätte wohl nur einer von tausend zugegeben. Danke.«
    Er nahm die Pfeife in den Mund, pfiff und zeigte auf den Elfmeterpunkt.
    Im Stadion brach die Hölle los. Die Fans der Türkei jubelten ohrenbetäubend, die deutschen Zuschauer zeigten sich zutiefst entsetzt.
    Vor dem Fernseher in Gelsenkirchen saßen mehrere Menschen wie hypnotisiert. Der Reporter im Fernsehen sprach von einem ziemlich einmaligen Vorgang in der Fußballgeschichte und versuchte sich als Lippenableser. »Patrick Schubert hat offensichtlich das Handspiel zugegeben. Klar, dass es dann Elfmeter geben muss. Was soll man dazu sagen?«

    Auf dem Spielfeld gab es nun eine Szene, die nur in Gelsenkirchen voll verstanden wurden. Matz ging

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