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Lockende Kuesse

Lockende Kuesse

Titel: Lockende Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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in London zu schreiben, um den Mädchen Stellen zu verschaffen. Schließlich rief sie die Mädchen zusammen, um sie zu warnen und auf ihr neues Leben vorzubereiten.
    »Ihr werdet zum ersten Mal in eurem Leben ganz auf euch allein gestellt sein, und ihr scheint mir viel zu jung und unschuldig für eine so weltliche Großstadt wie London, wo an jeder Ecke Gefahren lauern.« Kitty zögerte, denn sie wusste nicht, ob sie sie vor dem Verkehr und den Geldproblemen warnen sollte; doch dann seufzte sie nur und fuhr fort: »Eine junge, hübsche Dienstmagd ist mehr oder weniger das Eigentum ihres Arbeitgebers. Die Söhne der Familie werden versuchen, sich bei jeder Gelegenheit Freiheiten herauszunehmen. Und nicht nur die Söhne«, warnte sie, »der Herr des Hauses wird sein Bestes versuchen, euch zu verführen, kaum dass seine Gattin ihm den Rücken kehrt. Alle werden sie euch in jeder dunklen Ecke unter die Röcke wollen, also müsst ihr gut aufpassen.«
    Die Mädchen erröteten und kicherten. »Ihr müsst fest entschlossen sein, euch von niemandem zum Opfer machen zu lassen, dann werdet ihr in London gut zurechtkommen, oder auch sonst wo auf der Welt.«
    Kitty hielt sich den ganzen Tag lang auf Trab, damit sie nie Zeit hatte, herumzusitzen und zu träumen. Wann immer es das kalte Herbstwetter erlaubte, ritt sie aus. Dann wurde sie von beängstigenden, lebhaften Träumen heimgesucht. Im ersten Traum trug sie nur einen orangenen Kittel. Sie war an einen Mann gekettet, der so dicht neben ihr stand, dass ihre Schenkel sich streiften. Sie riss den Mund auf, um einen Entsetzensschrei auszustoßen, sah dann jedoch, dass es Patrick war. Zutiefst erleichtert klammerte sie sich an ihn, und er wurde jäh steif. Da nahm er sie gleich dort, wo sie standen, auf der harten, nackten Erde. Als sie erwachte, konnte sie seine Härte und Fülle noch in sich spüren und wusste im ersten Augenblick nicht, ob sie glücklich oder traurig sein sollte, weil es nur ein Traum gewesen war.
    Ein paar Nächte später begann ihr Traum in einem wunderschönen Schlafzimmer, in dem sie sich zu Hause fühlte. Die Vorhänge waren vor die hohen Fenster gezogen, und ein prasselndes Kaminfeuer erwärmte den großen Raum und warf flackernde Schatten über das riesige Himmelbett. Sie kämmte sich lächelnd und voller Vorfreude das Haar vor einer Spiegelkommode. Auf einmal hörte sie Laute von nebenan. Der Türknauf drehte sich. Sie bekam Angst, doch dann überzeugte sie sich davon, dass ihre Tür fest verschlossen war. Auf einmal ertönte ein Fluch, lautes Krachen und Splittern von Holz. Die Tür sprang auf, und Patrick stand auf der Schwelle, schäumend vor Wut. »Wenn Sie versuchen, mich auszusperren, Madame, dann riskieren Sie, mit Gewalt genommen zu werden!«
     
    Charles hatte den Erholungsaufenthalt in seinem Heimatland in vollen Zügen genossen, doch es kam die Zeit, da er die Rückreise nach London einfach nicht länger aufschieben konnte. »Du musst doch gespannt sein, dein eigenes Anwesen einmal zu sehen. Warum machen wir auf der Heimfahrt nicht einen kleinen Abstecher dorthin? Es liegt gar nicht so weit ab von unserem Weg zur Küste. Dann könntest du Terry besuchen.«
    »O Charles, das wäre einfach wundervoll. Ich wollte Windrush schon sehen, seit du mir die Besitzurkunde in die Hand gedrückt hast.«
    Er küsste sie. »Das war einer der glücklichsten Vormittage meines Lebens.« Er strich mit der Hand sanft über ihre Brust, und sie errötete ob dieser ungewohnten Berührung.
    »Du hast mich in jener Nacht sehr glücklich gemacht«, flüsterte er.
     
    Als sie mit Sack und Pack auf Windrush eintrafen, war Kitty ganz hingerissen. Es war dem früheren Anwesen der O'Reillys an dem Fluss Liffey sehr ähnlich, und ihr kam es fast vor, als würde sie heimkehren. Beim Anblick ihres Großvaters jedoch war sie entsetzt; er war nur noch Haut und Knochen und sehr gebrechlich geworden. Sie vertraute ihre Befürchtungen Charles an.
    »Wenn du gerne ein Weilchen hier bleiben möchtest, Liebes, ich habe nichts dagegen. Charles Patrick kann bei dir bleiben, Katie und Mimi können dir zur Hand gehen. Ich komme dann später, wenn du bereit bist, nach Hause zu kommen, und hole dich ab.«
    »Aber das wäre dir gegenüber doch ungerecht, Charles. Es ist meine Aufgabe, diese jungen Mädchen nach England zu begleiten, und nun hättest du sie auf dem Hals und müsstest dich um ihre Unterbringung kümmern.«
    Mit einem lüsternen Grinsen sagte er: »Nun, ich wäre froh, wenn

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