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Lockende Kuesse

Lockende Kuesse

Titel: Lockende Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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Abend mitzukommen, Charles?«
    »Jetzt bin ich an der Reihe, auf dich Acht zu geben, mein Süßes. Du siehst vollkommen erledigt aus«, erwiderte er zärtlich.
    Sie wagte nicht, ihm zu sagen, wie sie sich wirklich fühlte, denn dann hätte er sofort die Kutsche umkehren lassen.
    Als sie am Banquetting House im Whitehall Palace eintrafen, drängten schon viele um Einlass. Der Ballsaal selbst kam ihr erstickend vor, und sie fürchtete, jeden Moment in Ohnmacht zu fallen, während sie freundlich nach links und rechts grüßte. Ihre Brust brannte wie Feuer. Da kam Julia hoheitsvoll angesegelt, den schweigenden Jeffrey im Schlepptau.
    »Ach, Julia, du siehst einfach wundervoll aus«, sagte Kitty aufrichtig. Julia trug ein herrliches purpurrotes Samtkleid mit Bischofsärmeln. Sie blickte naserümpfend auf Kitty hinunter. »Leider kann ich das Kompliment nicht erwidern. Du siehst einfach furchtbar aus.«
    Kittys Lippen zuckten amüsiert. »Na ja, ist auch nicht einfach für eine Dienstmagd, die Herzogin zu spielen.«
    »Wir können nicht beieinander stehen bleiben, wir passen gar nicht zueinander«, sagte Julia.
    »War das nicht immer so?«, bemerkte Kitty schlagfertig.
    »Nicht hinschauen, aber wir erleben in Kürze die Invasion der Amerikaner«, sagte Julia.
    Kitty ließ den Blick über den Raum schweifen. Patrick hatte eine wunderschöne Blondine an jedem Arm. Die jüngere von beiden, wohl nicht älter als achtzehn, trug eine exquisite rosefarbene Krinoline. Jedes Löckchen war an seinem Platz, und ihre helle Haut leuchtete, während sie bewundernd zu ihrem Begleiter blickte. Die ältere war ein wenig dünner, aber nicht weniger schön. Sie trug ein äußerst elegantes, schwarzes Seidenkleid. Kitty murmelte: »Ich frage mich, hinter welcher von beiden er wohl her ist?«
    »So wie ich Patrick kenne, nimmt er sich beide zur Brust«, höhnte Julia.
    Sofort meldete sich Jeffrey zu Wort. »Das ist eine ganz abscheuliche Bemerkung, Julia.«
    Doch sie lachte nur. »Ach, du kennst doch meine kleinen Scherze. Ich liebe meinen Bruder über alles, trotz seines komischen Geschmacks, was Frauen angeht.« Und sie warf einen bezeichnenden Blick auf Kitty.
    Zu Kittys großem Entsetzen brachte Patrick die Jüngere nun zu ihnen, um sie vorzustellen. Er verbeugte sich steif vor Kitty und sagte: »Darf ich vorstellen, Ihre Ehren, die Herzogin von Manchester, Miss Amanda Astor.«
    Das Mädchen lachte trillernd. »Ach Patrick, hör doch auf!«
    An Kitty gewandt sagte sie: »Patrick hält mich für so naiv. Er denkt, ich glaube alles.«
    Es folgte eine fassungslose Stille. Die Leute um sie herum konnten nicht glauben, was sie gehört hatten. Kittys Unterlippe zitterte kurz, dann biss sie sich auf die Lippe und sagte leise: »Ich danke Ihnen sehr herzlich, dass Sie kommen konnten und möchte Sie in England willkommen heißen. Ich hoffe, Sie finden überall freundliche Aufnahme.«
    An Charles gewandt sagte sie: »Bitte entschuldige mich«, und floh in Richtung Damentoilette.
    Patrick warf seiner Begleiterin einen eisigen Blick zu. Dann wandte er sich an Charles und fragte: »Ist Frau Gemahlin nicht wohl?«
    »Patrick, mein Junge, sie hat eine teuflische Zeit hinter sich. Mache mir große Sorgen um sie. Hat im Winter ihren Großvater in Irland bis zum Ende gepflegt; dann ist sie nach Hause geeilt, um mich zu pflegen, und zu allem Überfluss hat Charles Patrick dann auch noch Keuchhusten bekommen. Sie ist seit einem Monat jede Nacht auf den Beinen.«
    »Ist er außer Gefahr?«, erkundigte sich Patrick besorgt.
    »Du weißt, sie würde nie hierher kommen, wenn es nicht so wäre«, versicherte Charles.
    »Bitte überbringe deiner Frau meine besten Wünsche, Charles«, sagte Patrick, der sich davon abhalten musste, ihr hinterherzulaufen und sie zu trösten. »Vielleicht hat sie sich ja beim Jungen angesteckt.«
    »Du könntest Recht haben. Ich werde sie gleich heimbringen und ins Bett stecken.«
    Patricks Kiefermuskeln traten hervor, und er musste sich eisern zusammennehmen, um nicht eine eifersüchtige Bemerkung zu machen. Am liebsten wäre er zu ihr gerannt, doch er war an sein Wort gebunden und musste sich mit dem Gedanken zufrieden geben, dass sie zu ihm kommen würde, wenn sie ihn brauchte.
    Kitty, die im Schminkzimmer vor einem Spiegel saß, lächelte unter Tränen. »Ich hoffe, sie nimmt ihn beim Wort, wenn er ihr diese kleine fette Frau als Queen Victoria vorstellt!« Verzweiflung überkam sie, als sie sich so im Spiegel ansah. »Er hätte

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