Lockende Kuesse
und die umso heißeren der Männer kaum wahr. Als er endlich eintraf, entspannte sie sich sofort und stürzte sich ins Vergnügen. Ein Blick auf Lady Patricia Cavendish, die Frau an seiner Seite, genügte, um zu erkennen, dass sie aus makellos gutem Hause stammte. Kitty lächelte Lord Palmerston an, worauf dieser sie sofort zum Tanze bat.
»Ist Charles denn heute Abend nicht hier? Das muss ich natürlich schamlos ausnutzen«, verkündete er lüstern.
Patricks Blick wanderte wie magnetisch zu Kitty. Er hielt den Atem an. Bei jeder Walzerdrehung fürchtete er, ihre Brüste würden aus ihrem Ausschnitt hüpfen! Ohne Zögern marschierte er über die Tanzfläche und klopfte den Alteren ab.
»Das war ganz schön mutig von dir, mich dem Premierminister auszuspannen«, säuselte sie.
»Er ist ein stadtbekannter Weiberheld und ein Lüstling obendrein«, erwiderte Patrick ohne Umschweife.
»Bin ich denn bei dir sicherer?«, neckte sie ihn.
Hin-und hergerissen zwischen Zorn und Lust blickte er sie an, doch die Lust gewann schließlich die Oberhand, und er verschlang sie mit ausgehungerten Augen. Als die Musik endete, ließ er sie nur widerwillig los. Kitty beäugte die ernste junge Frau, die nun zu ihnen trat und sich an Patricks Seite stellte. Kitty bemerkte das teure, eierschalenweiße Satinkleid mit dem züchtigen Ausschnitt und ihr sanftes, ganz und gar ungeschminktes Gesicht.
»Patrick denkt, er muss mich beschützen, aber von mir könnte er noch was lernen, was den Umgang mit Männern betrifft«, sagte Kitty provozierend. »Ich bin mir meiner Wirkung auf sie immer ganz genau bewusst.« Und sie warf einen frechen Seitenblick auf die Wölbung zwischen Patricks Schenkeln. Patricks Augen zogen sich gefährlich zusammen, doch sie missachtete die Warnung. »Wie ich höre, suchst du nach einem Landsitz in Irland, Patrick. Ich selbst besitze ein Anwesen dort, das ich eventuell verkaufen würde. Warum fahren wir nicht nächste Woche hin, und ich zeige es dir?«
Da laust mich doch der Affe, dachte Patrick, sie versucht ganz unverfroren, mich zu verführen, hier, in aller Öffentlichkeit. Natürlich ergriff er begeistert die Gelegenheit. Sein Blick ruhte warm und besitzergreifend auf ihr.
»Was immer du mir zeigen möchtest, ich würde es nur zu gerne sehen.«
»Gut! Sagen wir, nächsten Mittwoch? Ich lasse dir eine Wegbeschreibung nach Windrush vorbeibringen.«
»Sollten wir nicht zusammen fahren? Meine Jacht liegt in Liverpool vor Anker.«
»Nein, ich glaube nicht. Ich werde dich dort erwarten«, sagte Kitty.
Patricia nahm eine Aufforderung zum Tanz an. Kaum war sie verschwunden, legte Patrick den Finger unter Kittys Kinn und grinste sie unverschämt an.
»Sie ist keine Konkurrenz für dich, Kätzchen; wir sind nur gute Freunde.«
»Ha!«, sagte Kitty und rauschte hochmütig davon. Das wäre geschafft.
Kitty wehrte Mimis Angebot, sie nach Irland zu begleiten, rasch ab. »Nein, mir ist lieber, du bleibst bei Charles Patrick. Ich habe einfach nur Lust, Windrush mal im Herbst zu sehen.«
Charles, der im Nebenraum war, hörte sie. »Iren bekommen leicht Heimweh, Mimi«, sagte er.
Kitty verdrängte energisch die aufkommenden Schuldgefühle. Sie war aufgeregt wie ein Kind vor Weihnachten, wenn sie an die kommenden Tage dachte.
Es war Dienstag, als sie eintraf. Es hatte am Vormittag geregnet, doch nun erstrahlten die Mauern von Windrush in der Nachmittagssonne in sanftem Rosa. Im Bewusstsein, dass dies ihr liebstes Plätzchen auf Erden war, schloss sie die Haustür mit ihrem eigenen Schlüssel auf und trug ihre Reisetasche über die Schwelle. Sie hörte das flinke Herannahen leichter Füße und blickte auf, in der Erwartung, eine Dienstmagd zu sehen. »Barbara! O mein Gott, du hast doch nicht...?«, rief Kitty betrübt.
»Doch, ich fürchte schon«, erwiderte diese und warf einen Blick über ihre Schulter, wo nun auch Terry auftauchte.
»Warst du etwa all die Monate hier, wo du doch in Cornwall hättest sein sollen?«
»Ja, war sie«, antwortete Terry, schlang von hinten die Arme um Barbara und knabberte an ihrem Nacken.
»Ihr wisst hoffentlich, wer diesen verfluchten Schlamassel ausbaden muss, ja? Nämlich ich!«, brüllte sie.
»Ausbaden?«, fragte Terry verwirrt.
»Patrick wird morgen eintreffen. Wie zum Teufel soll ich verhindern, dass er das hier rausfindet?«, fauchte sie.
Barbara kicherte. »Geh sofort mit ihm ins Bett und bleibt da.«
»Barbara!«, rief Kitty, aufrichtig schockiert.
»Ach, zum Teufel
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