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Lockende Kuesse

Lockende Kuesse

Titel: Lockende Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sie zukommen.«
     
    Als die Gäste gegangen waren, sagte Patrick: »Ihr habt euch heute am Tisch unmöglich benommen. Sechs Monate Schule sollten euch wahrhaftig gut tun. Wenn ihr euch ein bisschen Mühe gegeben und ein Quäntchen gesunden Menschenverstand bewiesen hättet, dann hättet ihr euch heute Abend von Grace Haynsworth eine Scheibe abgeschnitten.«
    »Puuh! Die ist doch total farblos!«, verkündete Barbara trotzig.
    »Und käsegesichtig!«, giftete Kitty, die sogleich eifersüchtig war.
    »Nun, ich fand, ihr beide habt ziemlich vulgär neben ihr ausgesehen«, sagte Patrick und ließ die beiden mit offenen Mündern stehen.

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    12
     
    Patrick wusste nicht genau, warum er vorgeschlagen hatte, dass Kitty fortgehen und die Schule besuchen sollte; er wusste nur, dass er nicht länger unter einem Dach mit ihr leben und weiter auf sie verzichten konnte. Er konnte sich nicht mehr konzentrieren, und dauernd quälte ihn sein Hunger nach ihr, der nicht fortgehen wollte, ja, der immer stärker wurde. Dennoch hielt er sich zurück, da er spürte, dass Kitty noch nicht ganz bereit war. In der Hoffnung, dass sie ihm während ihrer Abwesenheit gewogener wurde, hatte er beschlossen, dass eine Benimmschule das Beste war, um ihr die Kanten ein wenig abzuschleifen. Und wenn sie nicht länger hier wohnte, würde er sich vielleicht wieder auf seine Geschäfte konzentrieren können. Wegen der riesigen Gewinne, die sie mit ihrem Weingeschäft machten, war eine Lebensmittelfirma an ihn herangetreten, die ebenfalls ihre Profite erhöhen wollte. Die Hind Food Company hatte ihren Hauptsitz in London, doch besaß sie darüber hinaus Niederlassungen im ganzen Land. Sie war größer als Lipton's, Lyons und Täte & Lyles zusammen, sie verfügte sogar über ein Netzwerk von Lebensmittelfabriken in New York, Pittsburgh und Chicago. Nahrungsmittel wurden dort gepickelt und in Gläser eingemacht, man versuchte sich sogar in der neuen Methode des Einmachens in Dosen, und überall sprossen neue Niederlassungen aus dem Boden. Patrick wusste, dass man mit der Lebensmittelbranche nur Gewinne machen konnte. Er übernahm die Aufgabe in London und überraschte den Vorstand nicht selten mit seinen unkonventionellen Vorschlägen. Er stellte fest, dass das Unternehmen überall kleine Fabriken eröffnete. Er schloss einige davon ganz, warf andere zusammen und baute die Fabriken in den industriellen Zentren weiter aus. Man hatte ihn angeheuert, damit er die Gewinne maximierte, und das konnte er nur, indem er die Organisation schlank und effizient machte. Er stellte die Verarbeitung unrentabler Marken ein und plante, die Preise, die man den Bauern für ihre Ernten zahlte, zu kürzen und die Größe der Einmachgläser zu standardisieren. Es war ein langfristig angelegter Plan, doch schon nach dem ersten Quartal erzielte das Unternehmen bessere Zahlen. Patrick gelang es, Disraelis Interesse an Samuel Haynsworth' Modellmanufaktur und Arbeitersiedlung zu wecken; und als die Weihnachtstage nahten, kehrte Patrick, äußerst zufrieden mit den Fortschritten, die er in London erzielt hatte, nach Bolton zurück.
    Er trat vors Haus, als er die Kutsche kommen hörte, die Barbara und Kitty für die Weihnachtstage heimbrachte. Barbara warf sich ihm wie immer stürmisch an den Hals und schnatterte auch schon los. Er seufzte erleichtert auf, als sie ins Haus rannte, um Mrs. Thomson zu begrüßen. Dann gab es nur noch Kitty. Ihre Blicke begegneten sich, er griff nach ihrer Hand, und sie trat wie im Traum aus der Kutsche. Keiner sprach, doch beide verschlangen einander mit den Augen, als könnten sie gar nicht genug bekommen. Langsam zog er sie an sich und neigte den Kopf, um sie zu küssen. Sie öffnete den Mund, wie um etwas zu sagen, doch er stoppte ihre Worte mit seinen Lippen, und sie stieß träumerisch seufzend den Atem aus.
    »Ich hab dich so vermisst«, wisperte er.
    Dann saßen sie um ein munter knisterndes Feuer, lachten und erzählten einander Geschichten und tranken dazu dampfenden Glühwein. Barbara plapperte unbekümmert, ohne auf die sehnsüchtigen Blicke zu achten, mit denen Kitty und Patrick einander ansahen.
    »Zuerst waren die Mädchen soo hochnäsig, das würdest du kaum glauben, aber Kitty hat so ungeheuerliche Geschichten erfunden, dass man sie wie eine Prinzessin behandelt hat, und wir wurden im Handumdrehen die beliebtesten Mädchen in der Schule.«
    »Es ist gut, euch wieder hier zu haben. Es wird einsam werden, wenn ihr wieder weg

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