Lockende Kuesse
unübersehbar.«
Barbara stellte sie vor. »Kitty und Terrance Rooney, unsere Cousins aus Irland.« Er verneigte sich vor Kitty. »Dürfte ich um diesen Tanz bitten, Ma'am?«
Kitty zögerte keine Sekunde. Er war nicht viel älter als achtzehn, und sie dachte, mit jemandem ihres Alters würde sie schon fertig werden.
»Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, wir wollten uns gerade irgendwo ein stilles Eckchen suchen, da uns dieser Trubel hier allmählich auf die Nerven geht.«
»Sie sprechen mir aus dem Herzen! Warum holen wir uns nicht was zu essen vom Büffet und ziehen uns an einen ruhigen Ort zurück, die Bibliothek zum Beispiel? Da könnten wir dann eine kleine Party zu viert feiern!« Sein Lächeln war derart entwaffnend, dass sie sich sofort breitschlagen ließen. Sie häuften sich alle möglichen Leckerbissen auf ihre Teller, nahmen sich jeder ein Glas Punsch und gingen in den Ostflügel des Hauses, wo die Bibliothek lag.
Simon erspähte einen Dekanter Brandy und nahm ihn mit an den Kamin. »Der ist viel besser als dieses schwächliche Süppchen, das sie hier Punsch nennen!« Simon prostete Kitty mit seinem Glas zu. »Sie sind eine recht erfrischende Ausnahme von den jungen Damen, die mir meine Mutter sonst immer vorstellt. Die sagen immer etwas schrecklich Witziges wie: >Sollten Sie nicht irgendwo auf der Schule sein?<«
»Na ja, sollten Sie nicht wirklich?«, fragte Kitty lachend.
»Man hat mich aus Oxford rausgeschmissen, fürchte ich.«
»Nun, wir sind selbst gerade von unserer Schule verwiesen worden«, entgegnete Barbara mit einem Lachen.
»Gut! Wie ich sehe, haben wir eine Menge gemeinsam.«
»Was tun Sie jetzt, da Ihre Schultage vorbei sind?«, erkundigte sich Kitty.
»Ach, ich amüsiere mich und andere. Glaube, das könnte mein künftiger Beruf werden.«
»Dann sind Sie also vom Elternhaus her ziemlich reich?«, fragte Kitty.
»Na ja, stinkreich gerade nicht, aber ich brauche nur zu warten, bis mein Onkel, Lord Crowther, den Löffel abgibt, dann erbe ich seinen Titel und sein Vermögen«, sagte er mit einem Lächeln.
»Wie praktisch für Sie«, sagte Kitty amüsiert. »Dann ist Ihre Mutter also nicht auf der Suche nach einer reichen Erbin für Sie.«
»Ach nein, aber sie versucht andauernd, mich unter die Haube zu bringen. Behauptet, eine Frau wäre genau das, was ich brauche, um ein bisschen vernünftiger zu werden.«
»Aber Sie wollen doch in Ihrem Alter sicher noch nicht heiraten?«, fragte Terry.
»Was ich will, ist meine Freiheit, aber die werde ich nie haben, solange ich noch am Rockzipfel von Muttern hänge.« »Aber wenn Sie heiraten, dann reden Ihnen gleich zwei Weiber in Ihr Leben rein«, bemerkte Terry nicht ganz zu Unrecht.
»O nein. Sobald sie mich los ist, bricht sie hier ihre Zelte ab und verschwindet nach Europa. Kann's kaum erwarten«, sagte Simon lachend. Er blickte zuerst Terrance, dann Kitty an. »Sie haben wohl keine Lust, es mit mir zu versuchen? Sie sind doch noch zu haben, oder?«
»Sicher ist sie das«, sagte Barbara.
»Aber ich habe keine Mitgift. Bin bloß eine arme, mittellose Verwandte«, sagte Kitty lachend.
»Ihr Gesicht ist Ihr Vermögen. Sie ziehen die Männer an wie das Licht die Motten. Scheint Ihnen angeboren zu sein«, lächelte Simon.
Kitty errötete und nahm einen Schluck Brandy, um ihre Verlegenheit zu verbergen.
»Würden Sie morgen mit mir ausgehen, Kit?«, fragte Simon sie abrupt.
Da meldete sich Terry zu Wort. »Sie geht nicht allein aus.«
»Na ja, dann lasst uns zu viert irgendwo hingehen.«
»Ach ja, Terry, das wäre doch lustig. Was würden wir machen?«, erkundigte sich Barbara aufgeregt.
Simon blickte Terry einen Moment lang nachdenklich an, dann schlug er vor: »Wir könnten zu Tattersall's rausfahren und uns die Pferde ansehen.«
Kitty erwiderte darauf: »Also das war ein ganz gerissener Vorschlag. Sie wollen doch nur Terry auf Ihre Seite bringen.«
Simon grinste. »Also dann bräuchten wir nur noch was, was den jungen Damen gefallen könnte. Mal überlegen. Ja, es gibt eine Stelle am Fluss, wo er gefroren ist, da laufen die Leute Schlittschuh. Es gibt dort auch jede Menge Buden, Händler, die geröstete Kastanien verkaufen, Wahrsager und so weiter.«
»O ja, bitte, das wäre schön«, bettelte Barbara.
Der Brandy stieg ihnen allmählich zu Kopf, und Kitty sagte lachend: »Sie machen genau das, was ich immer mache, Simon.«
»Und was ist das, Kit?«, fragte er gedehnt.
»Den Leuten Ideen in die Köpfe pflanzen und warten, bis
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