Lockende Kuesse
verloren haben. Am liebsten hätte sie ihr schamrotes Gesicht in den Kissen vergraben, doch konnte sie einem raschen Blick unter halb gesenkten Lidern nicht widerstehen. Patrick sah sie an. Er verschlang sie mit seinen Augen, betete sie geradezu an.
Überwältigende Erleichterung durchflutete sie. Jauchzend vor Freude sprang sie auf, küsste ihn wieder und wieder und sagte dabei: »O Patrick, ich liebe dich so!«
»Sag's noch mal, Kitty. Sag's wieder und wieder! Törichtes kleines Ding, dachtest, du könntest mir entwischen. Du gehörst mir! Nur mir! Ich werde dich behalten. Ich lasse dich nie wieder weg. Nie! Nie! Wiederhole dein Gelöbnis. Liebe mich, das ist alles, was du tun musst. Den Rest erledige ich!«
Kitty war so selig, dass sie fürchtete, jeden Moment platzen zu müssen vor Glück.
Später an diesem Morgen bastelte Patrick zwei Angelruten für sie, und sie machten sich auf zum Forellenbach. Sie wickelten die Fische in große Blätter und buken sie über einem Feuer goldgelb. Als sie satt waren, legte Kitty ihren Kopf in seinen Schoß. Die Hitze machte sie schläfrig, und jedes Mal, wenn Patrick sich zu ihr hinunterbeugte und sie küsste, durchliefen sie die köstlichsten Gefühle. Wieder und wieder flüsterten sie einander zu: »Heute Abend!« Sie spazierten den Bach entlang aufwärts, wo er sich ein wenig staute. Er drängte sie, mit ihm schwimmen zu gehen, aber sie war zu scheu, um sich auszuziehen und nackt ins Wasser zu gehen. Er weigerte sich, ohne sie zu gehen und drängte so beharrlich, dass sie versprach, vor seiner Abreise noch mit ihm schwimmen zu gehen. Wenn ihre Hände sich berührten oder ihre Blicke sich begegneten, vergaßen sie alles, außer dem Wunder, einander zu gehören. Die Zeit hörte auf zu existieren. Der Tag ging langsam in die Nacht über, und sie waren erfüllt von der Vorfreude auf ein gemeinsames Bett.
Nachdem sie sich geliebt hatten und erschöpft beieinander lagen, fragte Kitty: »Wenn es so schön sein kann, wieso hast du mir dann beim ersten Mal Gewalt angetan?«
»Ich war ein selbstsüchtiger Narr, Liebling. Ich glaube, ich wollte dir einfach mein Zeichen aufdrücken, für alle Zeiten, sodass du mich nie vergisst, selbst wenn du mit einem anderen zusammen wärst. Ich wollte dich beherrschen, und am Ende wurde doch nur ich selbst versklavt.«
Jede Nacht war anders für sie. Manchmal liebten sie sich wild und leidenschaftlich, voll ungezügelter Lust. Und da überraschte Kitty Patrick mit einem Temperament und einer Lüsternheit, die der seinen in nichts nachstand. Am nächsten Abend wiederum kam sie scheu wie eine Jungfrau, in einem keuschen weißen Nachthemd zu ihm ins Bett, und er wurde von einer mächtigen Zärtlichkeit ergriffen und dem tiefen Bedürfnis, sie für immer beschützen zu wollen.
Manchmal stellten sie sich vor, wie ihre gemeinsame Zukunft aussehen würde. »Wenn wir nach Amerika gehen, kaufe ich dir ein Herrenhaus in der Millionaire's Row. Ich überschütte dich mit Kleidern und Schmuck. Und dann werde ich dich mit Vergnügen und Stolz überall herumzeigen.«
Mit den Lippen an seinen fragte sie: »Kann ich dann auch meine eigene Kutsche haben?«
»Die Zigeunergräfin«, neckte er sie zwischen einem Dutzend kleiner Küsse.
»Wir werden jeden Abend Empfänge geben. Ich werde die berühmteste Gastgeberin von New York«, und sie zeichnete mit ihrer rosa Zungenspitze die Umrisse seiner Lippen nach.
»Nicht jeden Abend; ich werde dich auch für mich allein haben wollen«, sagte er besitzergreifend.
»Ach Patrick, vielleicht will mich Julia unter diesen Umständen gar nicht aufnehmen. Immerhin bin ich noch mit Simon verheiratet. Julia wird das vielleicht unangenehm sein, und sie wird dagegen sein, dass ich bei ihr wohne.«
»Meine liebe Kitty, ich bezahle für diesen Haushalt, also wird dort alles so gemacht, wie ich es wünsche.«
»Patrick«, schalt sie ihn, »du bist so arrogant!«
»Der Drecksfürst, hm?«, lachte er.
»Ganz genau!«
»Das ist nicht arrogant, ich demonstriere nur, wer der Herr ist. Pass auf, ich zeig's dir.« Und er rollte sich auf sie, sodass es nur ein Ende geben konnte.
Eines Abends stießen sie auf eine Gruppe Zigeuner, die am Waldrand lagerten.
»Ich kann auch so tanzen. Willst du es sehen?«, flüsterte sie Patrick zu.
»Sehr gern sogar«, sagte er und ließ sich von ihrer Aufregung anstecken.
Sie nahm ein Tamburin zur Hand und begann mit langsamen, geschmeidigen Bewegungen zu tanzen. Der Rhythmus der Musik
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