Lockende Zaertlichkeit
du meine Güte, wie siehst du denn aus?" neckte Rick sie und schob ihr das Frühstückstablett auf den Schoß.
Olivia verzog das Gesicht. "So wie ich mich fühle scheußlich!" Als sie jedoch Ricks erschrockenes Gesicht sah, musste sie lachen. "Keine Angst, ich hab nur Spaß gemacht.
Aber ich kann mich noch gut an einen gewissen jungen Mann erinnern, der in den ersten paar Wochen meines Aufenthalts hier auch nicht besser ausgesehen hat."
Da lachte Rick wieder und reichte ihr die Tasse. "Du hast Recht, so schlimm siehst du nun auch wieder nicht aus. Du hast bloß dunkle Ringe unter den Augen."
"Danke für das Kompliment!"
"Gern geschehen. Aber jetzt mal Spaß beiseite, Olivia. Beeil dich ein bisschen mit dem Essen. Natalie und ich wollen heute einen Ausflug machen, und dich nehmen wir mit."
"Ach ja?"
"Selbstverständlich. Also beeil dich." Rick drehte sich an der Tür noch einmal um und grinste. "Meine Mutter hat mir früher immer die Bettdecke weggezogen, wenn ich nicht aufstehen wollte ..."
Olivia zog sich schlagartig die Decke bis zum Hals.
"Untersteh dich!"
Da lachte Rick erneut und verließ den Raum. Olivia ließ sich seufzend zurück in die Kissen fallen. Sie war so müde, dass sie sich am liebsten wieder unter der warmen Decke verkrochen und weitergeschlafen hätte. Und auf einen anstrengenden Ausflug hatte sie erst recht keine Lust. Andererseits war dieser Trip eine gute Gelegenheit, um ihre Probleme mit Marcus wenigstens für kurze Zeit zu vergessen. Sie würde den Tag mit Rick und Natalie genießen und versuchen, nicht mehr an Marcus zu denken.
Zwanzig Minuten später brachte Olivia das Frühstückstablett zurück in die Küche, wo Rick bereits auf sie wartete. Trotz fehlenden Appetits hatte sie alles aufgegessen, was er ihr gebracht hatte.
"Fertig?" fragte er lächelnd, und Olivia nickte. "Ich habe Natalie gesagt, wir würden sie zu Hause abholen."
Nachdem sie Natalie abgeholt hatten, fuhren sie nach Woburn in Bedfordshire, bewunderten das prachtvolle Gut des
"Duke of Bedford" und fuhren anschließend durch den Safaripark, den der Herzog hatte anlegen lassen. Olivia genoss das harmonische Zusammensein mit Natalie und Rick, doch die Gedanken an Marcus ließen sie dennoch nicht los. Als sie schließlich nach Hause kamen, war es kurz nach sechs Uhr abends. Olivia lehnte die Einladung zum Dinner ab, da sie unbedingt zurück zu Marcus wollte. So unerträglich er auch sein mochte, er war immer noch ihr Patient, für dessen Wohlergehen sie verantwortlich war.
Sally und Sybil Carr saßen im Wohnzimmer, als Olivia das Haus betrat. Sally teilte ihr niedergeschlagen mit, dass Marcus den ganzen Tag sein Zimmer nicht verlassen und auch mit niemandem gesprochen habe.
"Hatten Sie einen angenehmen Tag, Miss King?" fragte Sybil Carr herausfordernd, und Olivia wappnete sich innerlich gegen die boshaften Attacken dieser Frau, denen sie jeden Tag ausgesetzt war.
"Sehr angenehm, danke", antwortete Olivia kühl. "Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden, ich muss nach meinem Patienten sehen."
Marcus saß an seinem gewohnten Platz am Fenster, als Olivia das Zimmer betrat. "Diesmal ist es ein anderes After Shave", stellte er spöttisch fest, als Olivia näher kam.
"Was du nicht sagst", erwiderte sie unbeeindruckt.
"Es war nicht Fitzgerald, stimmt's?"
"Nein."
"Wer war es dann?"
"Irgendein Mann."
"Irgendein Mann?" Marcus ballte die Hände zu Fäusten. "Ich kann das einfach nicht von dir glauben, Olivia! Das bist nicht du!"
"Woher willst du wissen, wie ich bin?" fragte sie verärgert.
"Ich weiß es eben. Du bist kein Flittchen, das sich mit Männern herumtreibt. Du wirkst so sanft... und unschuldig."
Plötzlich wurden Marcus' Züge weicher, und Olivia hatte das Gefühl, als würde er ihr direkt in die Augen sehen. "Warum müssen wir eigentlich immer streiten, Olivia?"
"Das liegt nur an dir. Du fängst ja immer an."
Marcus atmete tief durch. "Wer war der Mann?"
"Ein alter Freund."
"Hast du viele ,alte Freunde'?"
"Mehrere alte und einige neue, wie du bereits festgestellt hast", antwortete Olivia spöttisch.
"Warum wolltest du Fitzgerald plötzlich nicht mehr sehen?
Du hast doch gesagt, du hättest dich mit ihm verabredet."
"Ich habe es mir eben anders überlegt", antwortete Olivia schnippisch, weil sie sich über das "Verhör" ärgerte. "Ich brauche mich nicht zu rechtfertigen, wenn ich meine Meinung ändere. Auf jeden Fall gehe ich jetzt. Ich habe nämlich keine Lust, mir von dir die Laune verderben
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