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Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?

Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?

Titel: Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Essling
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Leute auch Frau Pfeffer. Zwei Kinder sind da noch, die sind schon so groß, dass sie beim Milchverkaufen helfen müssen.
    Beim Bäcker holen wir unser Brot. Neulich gab mir Mama mal einen Fünfpfennigschein und eine Zuckermarke, dafür durfte ich mir ein Bonbon kaufen. Die Bäckersfrau schenkt einem nie was. Sie ist die zweite Frau vom Bäcker und hat eine Tochter mit in die Ehe gebracht. Sie heißt Marianne und ist schon achtzehn Jahre. Die Leute sagen, dass die Marianne den Gerhard, den älteren Sohn vom Bäcker heiraten soll, damit alles in der Familie bleibt.
     
    4. Bild

    Picknick auf der Osterwiese
     

Überfall in unserer Küche
    Meine Mutter hat sich mit unserer Nachbarin angefreundet, der Frau Uhlig. Die ist klein, rosig und rundlich. Ihre Tochter Helga und unsere Inge sind Freundinnen, weil sie genauso alt sind. Diese Helga hat noch einen Bruder, der ist schon fünfzehn Jahre und arbeitet „Hinten“. Auch Herr Uhlig arbeitet dort, so ist Frau Uhlig tagsüber immer allein.
    Als wir nach Kattenbach gekommen sind, hat Frau Uhlig mal zu meiner Mutter gesagt, sie sähe halb verhungert aus. Daraufhin hat sie sie mit in ihren Keller genommen.
    Mama erzählte Papa später, sie hätte gemeint, im Schlaraffenland zu sein. „Du kannst Dir nicht vorstellen, was es da alles gibt, alles, was Du praktisch kaum zu kaufen bekommst.“ Mama war ganz rot vor Aufregung, dabei hielt sie noch immer ein großes Stück Schinken in der Hand. Wurst, Fleisch, Schinken, Kuchen, alles war im kühlen Keller bei Uhligs da. Dann schickte Mama mich raus.
    Was jetzt kam, war sicher besonders interessant. Deshalb stellte ich mich vors offene Küchenfenster und strengte mich arg an, um das Flüstern meiner Mutter zu verstehen. Sie erzählte aber nichts Interessantes und hätte mich deswegen nicht rauszuschicken brauchen. Dass montags immer der Bäcker aus Flörsbach und mittwochs immer der Metzger aus Auenheim zu Uhligs kam, wusste ich sowieso. Aber Mama sagte auch, Herr Uhlig dürfe nichts erfahren, er glaube, seine Frau sei so gut in Schwarzmarktgeschäften.
    Schwarzmarktgeschäfte machen viele. Meine Mutter aber nicht. Sie sagt, das wäre nicht recht, aber ich glaube eher, sie hat Angst, erwischt zu werden. Wenn irgendwas ist, wird sie nämlich immer gleich rot. Die Schusterfrau handelt zum Beispiel mit Amizigaretten. Wie oft habe ich welche für meinen Vater da geholt. Wenn ich anklopfe und sage: „Guten Tag, ich möchte ein Päckchen Camel“, zischt sie immer, ich solle nicht so laut sein. Dabei wissen alle, was sie macht.
    Angst habe ich, wenn es eine Razzia gibt. Da bommern Soldaten ganz toll an die Tür, meistens nachts. Die sehen ganz schrecklich aus und haben Pistolen in der Hand. Meine Eltern müssen sie reinlassen und sie durchsuchen die ganze Wohnung. Da weine ich. Ein paarmal ist es vorgekommen, dass der oberste der Razzialeute mich gestreichelt hat und dass sie dann weggegangen sind. Einmal habe ich sogar Schokolade von so einem bekommen, er hat irgendwas von „Baby“ zu mir gesagt.
    Überhaupt, die amerikanischen Soldaten bestimmen unser Leben sehr. Sogar im Bett, wenn ich nicht schlafen kann, denke ich an sie. Dann schaue ich die Tapete an, auf der sind so grüne Muster. Da stelle ich mir vor, das sind Amis mit ihren komischen Kappen. Und das ist der Freund von dem, und das ist der General. Auch Mädchen sind dabei. Und diese Leute erleben dann immer was Spannendes. So wie wir neulich.
    Da kamen am helllichten Tag zwei Soldaten in unsere Küche gestürzt und packten meinen Vater an der Gurgel. Einer setzte ihm ein Messer dran, der andere hielt ihn fest. Sie waren furchtbar aufgeregt, mein Vater aber auch. Meine Mutter aber wurde ganz wild. Plötzlich hatte sie eine Riesenkraft. Im Nu schnappte sie sich das Messer und hielt es nun dem verdutzten Ami an die Kehle. Dabei sagte sie so schlimme Sachen, die ich alle nicht sagen darf. Die beiden Soldaten flüchteten regelrecht. Papa war ganz blass und ganz still. Mama schimpfte jedoch immer noch.
    Am nächsten Tag, es war Sonntag, gingen meine Eltern in unseren Garten, den wir seit einigen Monaten haben. Sie wollten darin arbeiten. Inge wurde eingeschärft, die Haustür verschlossen zu halten und niemand reinzulassen, falls die wilden Amis wiederkämen.
    Sie kamen wieder und Inge machte ihnen auf. Sie sagten nichts weiter und gaben Inge eine große braune Tüte und einen Zettel. Als sie gegangen waren, rannten wir in den Garten. „Die Amis waren da“, schrie meine

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