Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
mir versprechen, dass du ihm keine Gelegenheit bieten wirst, Lil.«
»Versprochen.«
»Keine Widerrede? Keine Einwände?«
»Nein, ich habe keinen Spaß an der Jagd und schon gar nicht daran, gejagt zu werden. Ich muss ihm nichts beweisen, und am wenigsten mir selbst, indem ich da rausgehe und es allein mit einem gestörten Mörder aufnehme.«
Sie vertiefte sich weiter in die Unterlagen. »Kartenmaterial. Gut, damit können wir arbeiten.«
Sie stand auf und räumte den Couchtisch frei. »Du hast ganz schön viel recherchiert«, sagte sie, als sie sah, dass er die Karten mit den Vorfällen beschriftet hatte, die er Ethan Howe zuordnete. »Du willst herausfinden, wo er sich versteckt.«
»Die wahrscheinlichsten Abschnitte wurden bereits durchsucht.«
»Es ist so gut wie unmöglich, jeden Quadratmeter zu durchkämmen - erst recht nicht, wenn man jemanden sucht, der weiß, wie er sich bewegen und seine Spuren verwischen muss. Hier. Hier haben wir Melinda Barrett gefunden, vor fast zwölf Jahren. Bei ihr weist nichts darauf hin, dass er Jagd auf sie gemacht hat. Es gibt keinerlei
Anzeichen dafür, dass sie gerannt ist oder verfolgt wurde. Er ist ihr einfach nur nachgegangen oder hat ihr vielleicht aufgelauert. Unter Umständen ist er ihr rein zufällig begegnet. Aber was hat ihn veranlasst, sie zu töten?«
»Wenn das Töten nicht sein eigentliches Motiv war, wollte er vielleicht Geld oder Sex. An ihrem Bizeps wurden ein paar blaue Flecken entdeckt, die entstehen, wenn man gepackt wird und versucht, sich loszureißen. Er schlägt ihren Hinterkopf gegen den Baum, so heftig, dass ihr Schädel zertrümmert wird. Dass eine große Wunde entsteht und sie blutet.«
»Blut. Vielleicht war das Blut der Auslöser. Wilde Tiere wittern Blut, es erregt sie.« Lil nickte nachdenklich und konnte sich die Szene lebhaft vorstellen: »Sie wehrt sich, schreit vielleicht, beleidigt ihn oder kränkt ihn in seiner Männerehre. Da tötet er sie - mit dem Messer, aus nächster Nähe. Das war sein erster Mord, und er muss ihn in einen enormen Rausch gestürzt haben. Er war noch so jung. Erst der Rausch, dann die Panik. Er hat sie ins Unterholz geschleift und für die Tiere liegen lassen. Er ging bestimmt davon aus, dass man einen Puma oder Wolf für ihren Tod verantwortlich machen würde.«
»Die nächsten Spuren hinterlässt er hier. Hier im Reservat.« Coop legte einen Finger auf die Karte. »Er hat Kontakt zu dir aufgenommen, euer gemeinsames Erbe beschworen.«
»Und er hat Carolyn kennengelernt.«
»Sie findet ihn attraktiv und interessant, und das schmeichelt ihm. Wahrscheinlich kann er über sie auch mehr über dich und das Reservat erfahren. Sie erfüllt gleich zwei Bedürfnisse auf einmal - das nach Sex und das nach Bestätigung. Also taucht er in ihre Welt ein.
Aber die beiden passen nicht zusammen, und irgendwann durchschaut sie ihn. Er verfolgt sie bis nach Alaska, um mit diesem Kapitel abzuschließen. Und um einem Trieb nachzugeben, der stärker ist als sein Sexualtrieb. Dann kehrt er zu dir zurück.«
»Und ich bin in Peru. Er muss also warten.«
»In der Zwischenzeit kommt er nachts ins Tal herunter und stattet dem Reservat einen Besuch ab.«
»Als Matt allein hier war, ja. Er deaktiviert die Kamera, und zwar hier. Nur wenige Tage vor meiner angekündigten Rückkehr.«
»Er wusste, dass du zurückkommen würdest. Wenn sich ein anderer um die Kamera gekümmert hätte, hätte er sie erneut deaktiviert. Bis er dich erwischt hätte.«
»Er nahm an, dass ich allein sein würde«, fuhr sie fort. »Ich zelte gern allein in den Bergen. Und das hatte ich auch vor. In diesem Fall hätte er mit der Jagd beginnen können und sein Ziel vielleicht längst erreicht. Ich verdanke dir also mein Leben.«
»Wahrscheinlich dachte er, er könnte mich ausschalten, als er sah, dass du in Begleitung bist. Er wollte mich ausschalten und sich dann anschließend dir widmen. So gesehen verdanken wir unser Leben eher unserer guten Beobachtungsgabe und unserem leichten Schlaf. Er kehrt zur Überwachungskamera zurück und kommt dann zu unseren Zelten«, fuhr Cooper fort und konzentrierte sich wieder auf die Karte. »Später geht er zum Haupttor des Reservats, um dort den Wolfskadaver zu hinterlegen. Es folgt ein weiterer Besuch des Reservats, um den Tiger frei zu lassen.«
»Und irgendwann ist er auf dem Crow-Peak-Wanderweg, auf dem er Tyler trifft, den er dann am Fluss zurücklässt.
Er bricht in der Goodwinfarm ein, die ungefähr hier liegt.
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