Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
gewesen.«
Er grinste und zog an ihrem langen Pferdeschwanz. »Nicht, wenn du hier bist.«
»Gut, du sollst die volle Cholesterin-Dröhnung bekommen. Und bevor ich zum Wildreservat reite, helfe ich dir mit den Tieren. Ich habe so viel Frühstück gemacht, dass es auch für Farley reicht, da ich annahm, er wäre hier. Oder steht er nicht so auf Haferschleim?«
»Farley isst alles, aber er wird sich freuen, wenn er den Speck und die Eier sieht. Ich werde dich heute Morgen zum Reservat begleiten.«
»Toll! Falls ich es schaffe, werde ich Sam und Lucy besuchen.«
»Ich werde eine Liste machen.«
Lil ließ den Speck abtropfen, als ihre Mutter hereinkam. »Du kommst genau zur rechten Zeit.«
Jenna warf erst einen Blick auf den Speck und dann auf ihren Mann.
»Sie hat Frühstück gemacht.« Joe zeigte auf Lil. »Und ich wollte sie nicht enttäuschen.«
»Dann gibt’s eben morgen Haferschleim.« Jenna piekste Joe in den Bauch.
Lil hörte schwere Schritte auf der Veranda und dachte: Farley.
Sie war auf dem College gewesen, als ihre Eltern ihn eingestellt beziehungsweise bei sich aufgenommen hatten. Er war damals sechzehn gewesen und ganz auf sich gestellt, seit seine Mutter aus Abilene verschwunden und zwei Monatsmieten schuldig geblieben war. Seinen Vater kannten weder er noch seine Mutter. Er kannte nur die verschiedenen Männer, mit denen sie ins Bett gegangen war.
Mit einem vagen Traum von Kanada prellte auch der junge Farley Pucket die Miete, stellte sich an die Straße und streckte seinen Daumen nach oben. Als Josiah Chance anhielt und ihn unweit von Rapid City einsammelte, besaß der Junge noch ganze achtunddreißig Cent und trug nichts weiter als eine Windjacke gegen den gemeinen Märzwind.
Sie hatten ihn gegen Kost und Logis bei sich arbeiten lassen. Sie hatten zugehört, mit ihm geredet und seine Geschichte überprüft, so gut sie es konnten. Schließlich hatten sie ihm einen festen Job angeboten und ein Zimmer in der alten Schlafbaracke - so lange, bis er auf eigenen Beinen stehen konnte.
Zehn Jahre später war er immer noch da.
Er war schlaksig, unter seinem Hut sahen strohblonde Strähnen hervor, und seine hellblauen Augen waren noch verschlafen. Mit Farley kam eisige Winterkälte herein.
»Bibber! Da frieren einem ja die Eier ab …« Als er Jenna sah, verstummte er, und seine von der Kälte rosigen Wangen wurden noch röter. »Entschuldige, aber ich habe dich gar nicht gesehen.« Er schnupperte. »Speck? Heute ist doch Haferschleimtag.«
»Eine Sonderration«, erklärte ihm Joe.
Farley entdeckte Lil und strahlte über das ganze Gesicht. »He, Lil! Ich hätte nicht gedacht, dass du schon auf bist. Nach dem Jetlag und allem.«
»Guten Morgen, Farley. Der Kaffee ist noch heiß.«
»Der riecht aber gut! Heute ist schönes Wetter, Joe. Der Sturm ist nach Osten weitergezogen.«
Wie so oft kreisten die morgendlichen Gespräche um das Wetter, die Tiere und um alles, was noch erledigt
werden musste. Lil setzte sich mit ihrem Frühstück an den Tisch und kam sich vor, als wäre sie nie weg gewesen.
Es dauerte keine Stunde, und sie ritt neben ihrem Vater den Weg zum Wildreservat entlang.
»Tansy hat mir erzählt, dass Farley viele Stunden als Freiwilliger für das Wildreservat gearbeitet hat.«
»Jeder von uns packt ein wenig mit an, vor allem, wenn du nicht da bist.«
»Dad, er ist verknallt in sie!«, sagte Lil und meinte damit ihre ehemalige Zimmergenossin aus dem College und die jetzige Zoologin ihres Teams.
»In Tansy? Quatsch.« Er musste lachen, wurde aber schnell wieder ernst. »Wirklich?«
»Ich hatte schon so eine Ahnung, als er letztes Jahr anfing, regelmäßig ehrenamtlich mitzuarbeiten. Ich habe nie viel davon gehalten. Sie ist so alt wie ich.«
»Also eine alte Frau.«
»Das nicht, aber auf jeden Fall einige Jahre älter als er. Aber ich kann ihn verstehen. Sie ist schön, klug und humorvoll. Womit ich allerdings nie gerechnet hätte und was ich zwischen den Zeilen ihrer E-Mails gelesen habe, ist, dass auch sie in ihn verknallt ist.«
»Tansy interessiert sich für Farley? Für unseren Farley?«
»Vielleicht täusche ich mich, aber ich habe so ein Gefühl. Tja, unser Farley«, wiederholte sie und sog die nach Schnee riechende Luft in sich auf. »Weißt du, als ich zwanzig und Pessimistin war, dachte ich, ihr spinnt, als ihr ihn bei euch aufgenommen habt. Ich dachte, der raubt euch bestimmt aus - oder haut zumindest mit eurem Truck ab.«
»Der würde nie auch nur einen Penny
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