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Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills

Titel: Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ihn wirklich gebraucht hatten, so viel musste man ihm lassen. Dass er seine Großeltern nicht liebte oder nicht zu ihnen hielt, konnte man ihm weiß Gott nicht vorwerfen.
    Wie aber konnte sie dann einen Mann hassen, der offensichtlich sein ganzes bisheriges Leben aufgegeben hatte, um sich um seine Großeltern und deren Geschäfte zu kümmern?
    Außerdem gab es gar keinen Grund, ihn zu hassen.
    Nur, weil er ihr das Herz gebrochen, es ausgequetscht hatte wie eine Zitrone und anschließend darauf herumgetrampelt war, musste sie ihn doch nicht gleich hassen!
    Sie ließ sich tiefer in die Wanne gleiten und nippte an ihrem Wein.
    Zumindest hatte er sie nie angelogen, auch das musste man ihm lassen.
    Er war zurückgekommen. Nicht an Thanksgiving, aber an Weihnachten. Zwar nur für zwei Tage, trotzdem war er zurückgekommen. Und als er es dann nicht geschafft hatte, sie im darauffolgenden Sommer zu besuchen, hatte sie einen Job in einem kalifornischen Wildreservat angenommen. Sie hatte in diesen Wochen viel gelernt, und sie und Coop hatten so gut es ging Kontakt gehalten.
    Aber schon damals war nichts mehr früher. Hatte sie wirklich nichts gemerkt? Hatte sie es nicht insgeheim gewusst?
    In den Weihnachtsferien darauf war er ebenfalls verhindert gewesen, und sie hatte ihre Freizeit der Feldforschung geopfert.
    Als sie sich im Frühjahr auf halber Strecke trafen, war es vorbei. Er hatte sich unübersehbar verändert. Er war
härter, zäher und kälter geworden. Trotzdem konnte sie ihm nicht vorwerfen, sie schlecht behandelt zu haben. Er war einfach nur ehrlich gewesen.
    Sie lebte ihr Leben im mittleren Westen der Vereinigten Staaten, und er lebte seines an der Ostküste. Höchste Zeit, sich einzugestehen, dass das nicht ging und auch nie funktionieren würde.
    Deine Freundschaft ist mir wichtig. Du bist mir wichtig. Trotzdem, Lil, jeder muss sein eigenes Leben leben. Und das müssen wir akzeptieren.
    Nein, er hatte sie nicht schlecht behandelt, trotzdem war sie daran zerbrochen. Alles, was ihr danach noch blieb, war ihr Stolz. Jener kalte Stolz, der es ihr erlaubt hatte, ihm zuzustimmen und ihm dabei in die Augen zu sehen.
    »Zum Glück!«, murmelte sie. Denn sonst wäre seine Rückkehr noch demütigender und deprimierender gewesen.
    Je früher sie sich der Situation stellte, desto besser. Sobald sie Zeit hätte, würde sie Sam, Lucy und Coop besuchen. Sie würde ihn sogar auf ein Bier einladen und sich mit ihm unterhalten!
    Sie war schließlich kein hormongebeutelter Teenager mehr. Seit letztem Sommer war sie Dr. Lillian Chance, jawohl! Sie war die Begründerin des Chance-Wildreservats, direkt hier, in ihrer Heimat.
    Sie war viel gereist und hatte an den entlegensten Orten geforscht und gearbeitet. Sie hatte eine längere, monogame und ernsthafte Beziehung hinter sich. Sowie ein paar weniger lange, weniger ernsthafte. Aber mit Jean-Paul hatte sie fast zwei Jahre zusammengelebt, wenn man einmal von ihren Reisen absah.

    Wieso sollte es also ein Problem sein, ihre Heimat mit einem Jugendschwarm zu teilen? Denn mehr war er eigentlich nie gewesen. Im Grunde war das ganz leicht, sogar irgendwie niedlich, beschloss sie.
    Und so würde es auch bleiben.
    Sie zog sich den geliehenen Pulli und die Jeans an. Eingelullt von dem Bad, dem Wein und der vertrauten Umgebung, beschloss sie, ein kurzes Schläfchen zu machen. Zwanzig Minuten, mehr nicht, murmelte sie, während sie sich ausstreckte.
    Sie schlief drei Stunden lang wie eine Tote.
     
    Am nächsten Morgen wachte sie bereits eine Stunde vor Tagesanbruch auf, erfrischt und voller Tatendrang. Weil sie noch vor ihren Eltern in der Küche war, machte sie Frühstück - ihre Spezialität. Als ihr Vater hereinkam, um sich einen Kaffee zu machen, brutzelten die Bratkartoffeln mit Speck schon in der Pfanne, und die Eier waren bereits in einer Schüssel verquirlt.
    Joe sah gut aus, er besaß immer noch volles und dichtes Haar. Er schnupperte wie einer seiner Hunde und zeigte mit dem Finger auf sie. »Jetzt weiß ich wieder, warum ich mich so freue, dass du wieder da bist. Ich hatte mich nämlich eigentlich auf Instant-Haferschleim eingestellt.«
    »Nicht, wenn ich hier bin! Und seit wann gibt es in diesem Haushalt Instant-Zeug?«
    »Seit deine Mutter und ich vor ein paar Monaten einen Kompromiss geschlossen haben und ich eingewilligt habe, zwei Mal die Woche Haferschleim zu essen.« Er warf ihr einen Mitleid heischenden Blick zu. »Das ist gesund.«

    »Und heute wäre also Haferschleimtag

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