Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
anrühren. Er ist
kein schlechter Mensch, das hat man von Anfang an gesehen.«
»Du vielleicht. Und Mom. Und ihr hattet recht damit. Aber wenn ich mich bei meiner Freundin vom College, die inzwischen eine engagierte Zoologin ist, nicht täusche, hat sie ein Auge auf unseren drolligen, liebenswerten Farley geworfen.«
Sie ritten gemächlich den Pfad entlang. Die Pferde wirbelten Schnee auf, und ihr Atem strömte wie Rauch aus ihren Nüstern.
Als sie das Tor erreichten, welches das Farmland vom Wildreservat trennte, musste Lil laut lachen. Ihre Mitarbeiter hatten ein riesiges Transparent aufgehängt.
WILLKOMMEN DAHEIM, LIL!
Sie sah auch die Spuren, die von Schneepflügen, Pferden, Tieren und Menschen stammten. Im Januar und Februar verirrten sich nur wenige Besucher hierher. Aber für die Mitarbeiter gab es immer etwas zu tun.
Sie stieg ab, um das Tor zu öffnen. Sobald sie es sich leisten konnten, würden sie das alte Ding durch ein elektrisches Tor ersetzen. Aber noch musste sie durch den Schnee stapfen, um den Riegel zu öffnen. Das Tor quietschte, als sie es aufzog, damit ihr Vater die Pferde hindurchführen konnte.
»Du hattest nicht viel Arbeit mit dem Reservat, oder?«, fragte sie, als sie wieder aufstieg. »Was die Besucher angeht, meine ich.«
»Oh, ab und zu ist jemand vorbeigekommen, der den Eingang nicht finden konnte. Wir haben ihm dann einfach den Weg beschrieben.«
»Wie ich hörte, haben uns die Schulausflüge im Herbst gutes Geld und viel Lob eingebracht.«
»Die Kinder lieben es hier, Lil. Du hast wirklich etwas Tolles geschaffen.«
»Wir haben das geschaffen.«
Sie roch die Tiere, noch bevor sie sie sah - diesen Duft nach Wildnis. Im ersten Gehege saß ein Luchs auf einem Felsen. Tansy hatte ihn aus Kanada mitgebracht, wo er gefangen und verletzt worden war. In der freien Wildbahn wäre das lädierte Bein sein Todesurteil gewesen. Hier war er in Sicherheit. Sie hatten ihn Rocco genannt, und als sie an ihm vorbeigingen, spitzte er seine buschigen Ohren.
Das Reservat gab Rotluchsen, Pumas, einem alten Zirkustiger namens Boris und einer Löwin, die unerklärlicherweise einmal als Haustier gehalten worden war, eine neue Heimat. Darüber hinaus gab es Bären und Wölfe, Füchse und Leoparden.
In einem kleineren Teil war ein Streichelzoo untergebracht, in dem Kinder die Tiere - Kaninchen, Lämmer, eine Bergziege und einen Esel - ganz aus der Nähe erleben konnten.
Und dann gab es natürlich noch die Menschen, die dick gegen die Kälte eingepackt arbeiteten, um die Tiere zu füttern, zu versorgen und zu behandeln.
Tansy war die Erste, die sie entdeckte, und jubelte laut auf, bevor sie vom Großkatzengehege auf sie zurannte. Die Kälte und die Freude zauberten einen rosigen Hauch auf ihr hübsches, karamellfarbenes Gesicht.
»Du bist wieder da!« Sie tätschelte Lils Knie. »Los, beug dich zu mir herunter und umarme mich! He, Joe, ich wette, du bist froh, dass du deine Tochter wiederhast.«
»Und ob.«
Lil stieg vom Pferd und umarmte ihre Freundin. Die beiden lagen sich glücklich in den Armen. »Wie schön, dich zu sehen!«
»Das geht mir genauso.« Lil schmiegte ihre Wange an Tansys weiches dunkles Haar.
»Wie wir gehört haben, hast du Dave abgepasst und konntest einen Tag früher zurückzukommen. Deshalb haben wir uns ganz besonders angestrengt.« Tansy lehnte sich zurück und grinste. »Um die Spuren der wilden Partys zu verwischen, die wir in deiner Abwesenheit gefeiert haben.«
»Aha. Wusst ich’s doch! Deshalb bist du auch als einzige erfahrene Mitarbeiterin vor Ort?«
»Natürlich. Die anderen müssen erst noch ihren Kater auskurieren.« Sie lachte und drückte Lil erneut. »Quatsch: Matt ist auf der medizinischen Station, denn Bill hat versucht, ein Handtuch zu fressen.«
Bill, ein junger Rotluchs, war berüchtigt dafür, alles zu verschlingen, was er zwischen die Zähne bekam.
Lil warf einen kurzen Blick auf die Hütten. In einer von ihnen wohnte sie selbst, in den anderen waren die Büros und die medizinische Station untergebracht. »Hat er viel davon erwischt?«
»Nein, aber Matt will ihn gründlich untersuchen. Lucius hängt vorm Computer, und Mary ist beim Zahnarzt oder mehr oder weniger auf dem Weg dorthin. He, Eric, würdest du dich bitte um die Pferde kümmern? Eric ist einer unserer Winter-Praktikanten. Später stelle ich dir alle persönlich vor. Lass uns …« Sie verstummte, als der schrille Schrei eines Pumas ertönte. »Da wittert jemand seine
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