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Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills

Titel: Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Mama«, sagte Tansy. »Los, geh schon! Wenn du so weit bist, treffen wir uns auf der medizinischen Station.«

    Lil bahnte sich ihren Weg durch den Schnee.
    Er wartete schon auf sie, lief unruhig hin und her, ohne seine Umgebung aus den Augen zu lassen, und schrie. Als sie näher kam, rieb sich der Puma am Zaun und stellte sich auf die Hinterbeine, während er sich mit den Vorderpfoten daran abstützte. Er schnurrte.
    Ein halbes Jahr war vergangen, seit er sie das letzte Mal gesehen und gerochen hatte, dachte Lil. Trotzdem hatte er sie nicht vergessen. »Hallo, mein Schatz.«
    Sie griff durch den Zaun, um das lohfarbene Fell zu streicheln, und er schmiegte seinen Kopf an ihre Stirn.
    »Ich habe dich auch vermisst.«
    Er war jetzt vier, ausgewachsen, geschmeidig - fantastisch. Er war noch sehr klein gewesen, als sie ihn und zwei seiner Wurfgeschwister gefunden hatte, verwaist und halb verhungert. Sie hatte sie von Hand aufgezogen, sich um sie gekümmert und sie beschützt. Als sie groß und kräftig genug gewesen waren, hatte sie sie wieder ausgewildert.
    Aber er war immer wieder zu ihr zurückgekehrt.
    Sie hatte ihn eigentlich Ramses genannt, wegen seiner Kraft und Würde, doch daraus war inzwischen Baby geworden, ihre einzig wahre Liebe.
    »Warst du auch brav? Natürlich warst du brav. Du bist der Beste. Passt du auch schön auf alles auf? Wusst ich’s doch, dass ich mich auf dich verlassen kann.«
    Während sie auf ihn einsprach und ihn streichelte, schnurrte Baby kehlig und sah sie mit seinen goldenen Augen an, in denen nichts als Liebe stand.
    Sie hörte, wie sich etwas hinter ihr bewegte, und sah sich um. Der Typ, den Tansy Eric genannt hatte, starrte sie an. »Ich habe schon gehört, dass er bei Ihnen ganz zahm ist, aber ich konnte es einfach nicht glauben.«

    »Bist du neu hier?«
    »Ich mache ein Praktikum. Ich heiße Eric, Eric Silverstone, Dr. Chance.«
    »Lil. Was möchtest du denn später mal machen?«
    »Wildlife Management.«
    »Und, lernst du hier etwas?«
    »Jede Menge.«
    »Dann gebe ich dir noch eine kurze Lektion. Dieser ausgewachsene männliche Puma, Felis concolor , misst von Kopf bis Schwanz knapp zweieinhalb Meter und wiegt über hundert Kilo. Er kann weiter und höher springen als ein Löwe, Tiger oder Leopard, und trotzdem zählt er nicht zu den Großkatzen.«
    »Er hat einen verknöcherten Zungenbeinapparat und kann nicht brüllen.«
    »Genau. Er schnurrt wie ein kleines Kätzchen. Aber er ist nicht zahm. Wildtiere kann man nicht zähmen, stimmt’s, Baby?« Er schnurrte, als würde er ihr zustimmen. »Er liebt mich. Er wurde als Junges auf mich geprägt, da war er etwa vier Monate alt. Und seitdem ist er im Reservat unter Menschen aufgewachsen. Er hat sein Verhalten angepasst, aber gezähmt wurde er nicht. Er betrachtet uns nicht als Beute. Aber wenn du eine Bewegung machen würdest, die er als bedrohlich empfindet, würde er angreifen. Pumas sind wunderschöne, faszinierende Wesen, aber keine Haustiere. Nicht einmal der hier.«
    Doch um ihr und Baby einen Gefallen zu tun, brachte sie ihre Lippen vor eine der kleinen Zaunöffnungen, und er stupste mit seinem Mund gegen den ihren. »Bis später.«
    Sie drehte sich um und ging mit Eric zur Hütte. »Tansy hat erzählt, dass du ihn und zwei seiner ebenfalls verwaisten Geschwister gefunden hast.«

    »Ihre Mutter hatte sich mit einem Wolf angelegt - den Eindruck machte es zumindest auf mich. Sie hat ihn umgebracht, denn sonst hätte er ihren Wurf getötet. Aber sie hat die Begegnung nicht überlebt. Ich habe die Kadaver und den Wurf gefunden. So bekamen wir unsere ersten Pumababys. Wir haben sie gefüttert und ihnen etwa sechs Wochen Unterschlupf gewährt, bis sie alt genug waren, selbst auf die Jagd zu gehen. Wir haben den Kontakt zum Menschen so weit wie möglich beschränkt. Wir haben sie markiert und freigelassen, seitdem beobachten wir, wo sie sich aufhalten. Aber Baby wollte bleiben.«
    Sie drehte sich zum Gehege um und sah, wie der Puma sich zu seinen Gefährten gesellte.
    »Seine Geschwister haben sich gut in der Wildnis zurechtgefunden, aber er kam immer wieder zu uns zurück.« Zu mir, dachte sie. »Pumas sind einzelgängerische, scheue Tiere mit einem großen Revier. Trotzdem hat er sich dazu entschieden zurückzukehren. So ist das eben: Man kann das Verhalten, die Biologie und Systematik studieren, so lange, wie man will - bis ins Letzte wird man sie nie begreifen.«
    Sie sah, wie Baby auf einen seiner Felsen sprang und einen

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