Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
weiterverhandeln.«
»Ich schulde dir … Was?«
»Ich komme mit.«
Sie war dermaßen nervös, dass sie beinahe stotterte. »Nein, das geht nicht.«
»Das ist mein Pferd.«
»Hör mal, Cooper.« Sie verstummte und holte tief Luft. »Wie kommst du nur auf die Idee, du könntest mitkommen?«
»Meine Großeltern brauchen ein bisschen Zeit für sich allein. Ich habe ihre Streitereien satt. Im Moment ist nicht viel los, sodass Gull ein, zwei Tage allein klarkommen dürfte. Außerdem habe ich Lust auf einen kleinen Campingausflug.«
»Dann zelte woanders.«
»Ich begleite mein Pferd. Du solltest lieber deine Ausrüstung holen.«
Sie stieg ab und wickelte die Zügel um den Zaun. »Ich zahle dir einen fairen Preis. Danach gehört das Pferd mir.«
»Du zahlst mir einen fairen Preis, wenn wir zurück sind. Betrachte es als Proberitt. Wenn du anschließend
nicht mit ihm zufrieden bist, brauchst du auch keine Miete zu bezahlen.«
»Ich kann keine Gesellschaft gebrauchen.«
»Ich bin keine Gesellschaft. Ich begleite nur mein Pferd.«
Sie fluchte und rückte ihren Hut zurecht. Je länger sie überlegte, desto mehr wollte sie dieses verdammte Pferd. »Gut. Du hältst mit mir Schritt, oder ich hänge dich ab. Du solltest dein eigenes Zelt dabeihaben, deine eigene Ausrüstung und deine eigene Verpflegung, denn ich habe nicht vor, mit dir zu teilen. Und lass die Finger von mir - wir machen hier keinen Ausflug in die Vergangenheit!«
»Das sehe ich genauso.«
Er wusste selbst nicht, warum er das tat. Die Gründe, die er angeführt hatte, waren zwar nicht gelogen, aber der wahre Grund war ein anderer. Er war nicht scharf darauf, Zeit mit ihr zu verbringen und schon gar nicht ein, zwei Tage. Es wäre einfacher gewesen, ihr aus dem Weg zu gehen.
Aber dass sie allein losritt, gefiel ihm nicht.
Kein sehr überzeugender Grund, musste er zugeben, als sie schweigend losritten. Sie konnte gehen, wohin sie wollte und wann sie es wollte. Er konnte sie nicht davon abhalten. Außerdem hätte sie ohne sein Wissen losreiten können, und in diesem Fall hätte er keinen Gedanken an sie verschwendet oder sich gefragt, ob es ihr gutging.
So gesehen war es einfacher, sie allein zu lassen, als sie zu begleiten.
Doch sein spontaner Entschluss hatte auch Vorteile: Zunächst einmal war da diese herrliche Stille. Er konnte
hören, wie der Wind durch die Bäume strich, die Hufe durch den Schnee stapften und das Leder knarzte.
Ein, zwei Tage lang würde er sich über nichts mehr Gedanken machen müssen. Nicht über Löhne und sonstige Kosten. Nicht übers Striegeln und Füttern. Und auch nicht über den Gesundheitszustand seines Großvaters und die Launen seiner Großmutter.
Endlich konnte er das tun, was er schon immer hatte tun wollen, seitdem er nach South Dakota zurückgekehrt war.
Er konnte einfach nur sein.
Sie ritten eine ganze Stunde, ohne ein einziges Wort zu wechseln, bis sie anhielt und er neben ihr zum Stehen kam.
»Das ist doch lächerlich! Du bist lächerlich. Lass mich allein.«
»Hast du ein Problem damit, wenn wir dieselbe Luft atmen?«
»Du kannst so viel atmen, wie du willst.« Sie machte eine weit ausholende Geste. »Hier gibt es jede Menge Atemluft. Ich verstehe nur nicht, was das für einen Sinn haben soll.«
»Gar keinen. Wir reiten einfach nur in dieselbe Richtung.«
»Du weißt doch gar nicht, wo ich hinwill.«
»Du reitest zu dem Grasland, wo der Puma das Büffelkalb gerissen hat. Mehr oder weniger zu jenem Ort, an dem wir die Leiche gefunden haben.«
Sie kniff die Augen zusammen. »Woher weißt du das?«
»Die Leute reden mit mir, ob ich das will oder nicht. Auch über dich. Dort reitest du meistens hin, wenn du allein sein willst.«
Sie rutschte unruhig im Sattel hin und her und schien mit sich zu kämpfen. »Bist du seitdem wieder dort gewesen?«
»Ja.«
Sie schnalzte, um Rocky erneut anzutreiben. »Du weißt vermutlich, dass man den Mörder nie gefunden hat.«
»Vielleicht hat er noch andere Morde begangen.«
»Wie meinst du das?«
»Zwei in Wyoming, einen in Idaho. Alles Frauen, die allein in den Bergen unterwegs waren. Die zweite zwei Jahre nach Melinda Barrett. Eine andere dreizehn Monate später. Die letzte sechs Monate danach.«
»Woher weißt du das?«
»Ich war mal Polizist.« Er zuckte die Achseln. »Ich habe Nachforschungen angestellt. Nach ähnlichen Verbrechen Ausschau gehalten: ein Schlag auf den Kopf, Messerstiche, das Ganze an abgelegenen Orten. Er nimmt ihren Rucksack, ihren
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