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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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wesentlich höher als die der Todesfälle, sodass die Bevölkerung nicht mehr in ständiger Angst lebte und damit aber selbst die einfachsten Vorsichtsmaßnahmen nicht mehr beachtete. Die Folge davon war, dass das Ganze einfach kein Ende nahm.
    Auch das Theatre Royal öffnete wieder. Mit dem festen Willen, die Theaterbesucher endlich wieder in Verzückung zu versetzen, trieb auch Thomas Killigrew seine in alle Winde verstreute Kompanie wieder zusammen. Und wieder wurde Polly vollkommen von der Magie des Theaters eingenommen. Der Herzog von Buckingham wurde wieder zu dem, was er auch früher gewesen war, nämlich nur ein Teil des Publikums und ein Höfling, den Polly bei ihren Besuchen in Whitehall einfach mied. Sie war so beschäftigt und vom Theater in Anspruch genommen, dass ihr nur wenig Zeit blieb, sich um die niedergeschlagene Susan zu kümmern, und auch Nicks zunehmende Beunruhigung kaum wahrnahm. Bis sie mit Gewalt gezwungen wurde, beides zu erkennen. »Was ist denn mit Susan los?«, fragte Nick Polly ungewöhnlich gereizt, als die Salontür hinter der rotäugigen Sue lautstark ins Schloss fiel. »Seit wir zurück sind, scheint sie ununterbrochen verschnupft zu sein.« »Oh, genau darüber wollte ich auch mit dir sprechen!« Schuldbewusst schlug Polly sich die Hand vor den Mund. »Es ist nur so, dass Thomas so kleinlich ist und Edward eine Szene ganz anders aufführen möchte, und da sagte Thomas, dass er in dem Fall ja gehen und für Sir William Davenant spielen könnte, und -«
    »Ja, ja, ich brauche jetzt keinen langen Vortrag über all die Nervenproben und das Leiden am Theater«, unterbrach Nick sie und rieb sich erschöpft die Augen. »Was ist mit Susan?«
    Angesichts dieser ungewohnt ungeduldigen Bemerkung verkniff sich Polly lieber eine empörte Erwiderung und musterte Nick forschend. Sein Gesicht wirkte ausgezehrt und hager, und die smaragdgrünen Augen sahen stumpf aus und schienen tief in den Höhlen zu liegen. Mit einem Anflug von Reue bemerkte Polly, dass sie in den vergangenen beiden Wochen viel zu sehr mit ihren eigenen Belangen beschäftigt gewesen war, um ihn nach seinen Sorgen zu fragen. Er hatte sich unablässig mit Richard besprochen, und manchmal, wenn sie ins Zimmer gekommen war, hatte sie das deutliche Gefühl gehabt, dass die beiden Männer abrupt das Thema wechselten. Doch sie hatte das Unbehagen jedes Mal in der Gewissheit verdrängt, dass die beiden sie bestimmt ins Vertrauen ziehen würden, wenn sie es für richtig hielten.
    »Bist du krank, Liebling?«, fragte sie nun, trat zu Nicholas hinüber und strich ihm sanft mit der Fingerspitze über die Wange. Polly dachte automatisch an die Pest, und in ihrer Stimme schwang ein ängstlicher Unterton mit, doch Nick schüttelte nur den Kopf.
    »Mir geht es gut. Ich bin nur müde. Aber was ist mit Susan?«
    Polly biss sich auf die Lippe. Sie wollte sich nicht so ohne weiteres abspeisen lassen. Aber vielleicht wollte Nick auch nicht gedrängt werden. Sie wandte sich zur Anrichte um, goss ihm ein Glas Wein ein und wünschte, sie hätte daran gedacht, ihm eine Schüssel von dem Punsch zu mischen, von dem sie genau wusste, dass er ihn an diesen kalten Abenden so liebte.
    »Komm ein wenig ans Feuer«, sagte sie sanft und nahm seine Hände. Sie dirigierte ihn in einen Armlehnensessel, setzte sich zu seinen Füßen und lehnte den Kopf gegen seine Knie. »Susan ist sehr bedrückt, Mylord.« Die Belustigung in ihrer Stimme verriet ihm jedoch, dass er sich keiner echten Tragödie gegenübersah. Nick ließ seine Hände durch die seidig schimmernden Locken gleiten, die sich wie geschmolzener Honig über seine Knie ergossen. »Erzähl.«
    »Nun, es ist einfach nur Amors Pfeil«, entgegnete Polly bedächtig. »Hast du in Wilton denn Oliver nicht bemerkt?«
    Nick grübelte nach. »Ich glaube nicht, dass er mir aufgefallen ist«, sagte er.
    »Er ist Page und sehr ansehnlich«, fuhr Polly fort. »Sue ist hingerissen von ihm, und Oliver ist ganz vernarrt in Sue. Und wie du siehst, ist es für die beiden sehr schmerzlich, dass die eine hier ist und der andere in Wiltshire.« »Ja, das ist ganz und gar nicht angenehm«, stimmte Nick zu. »Und es könnte ihr leicht einen Dauerschnupfen einbringen. Also, was sollen wir dagegen tun?«
    »Es scheint, als wäre Oliver im Augenblick nur ein Hilfslakai und könnte darum noch lange nicht ans Heiraten denken. Aber er wäre sehr gern Wildhüter in einer kleinen Hütte, und Sue könnte dann eine ganze Horde Kinder haben,

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