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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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umso besser zu helfen vermochte. Sie ging zur Salontür.
    »Sue! Sue, bist du beschäftigt?«
    Das Mädchen kam aus der Küche und trat an den Fuß der Treppe. »Brauchst du was?«, fragte sie ein wenig teilnahmslos.
    »Nur ein wenig Gesellschaft«, erwiderte Polly in dem Versuch, sie nach oben zu locken. »Ich habe Neuigkeiten, die dich vielleicht aufmuntern. Und wir könnten ein paar Kastanien rösten.«
    Susan sah nicht gerade so aus, als könne man sie mit derlei Angeboten aufmuntern, trotzdem kam sie die Treppe herauf. »Dann ist Seine Lordschaft wohl ausgegangen?«
    »Ja, irgendwelche Geschäfte, um die er sich kümmern muss. Hör zu, Sue, ich habe mit ihm über dich und Oliver gesprochen, und rate mal, was er gesagt hat.« Eifrig erläuterte Polly Susan ihren Plan und den positiven Teil von Nicks Reaktion darauf.
    »Und glaubst du, er meint das ernst?«, hauchte Susan, und von Tränen war keine Spur mehr zu sehen. »Oh, das wäre das Allerschönste! Und Olivers Familie lebt in Cornwall, also braucht er sich um sie in diesem Fall keine Sorgen zu machen.«
    »Vielleicht solltest du ihm schreiben und fragen, was er davon hält«, schlug Polly vor und schälte eine dampfende Kastanie. »Bevor Mylord seinem Gutsverwalter schreibt. Nur für den Fall, dass Oliver den Vorschlag nicht so gut findet.«
    »Oh, aber das wird er«, widersprach Sue im Brustton der Überzeugung und blickte verträumt in die Flammen. »Stell dir nur mal vor, Polly Verheiratet zu sein, mit meinem eigenen Haus und Babys und einer Kuh und einem Huhn ...« Der Gedanke an solche Reichtümer verschlug Susan für einen Moment die Sprache. »Und was ist mit dir, Polly? Denkst du auch daran zu heiraten?«, fragte sie schließlich.
    Diese Frage ließ wieder das vertraute Unbehagen in Polly aufsteigen, die Ungewissheit, die sie gewöhnlich unterdrückte, indem sie gar nicht erst darüber nachdachte, was aus ihrem gegenwärtigen Liebesglück einmal werden konnte. »Daran habe ich noch gar nicht gedacht, Sue. Ich bin Schauspielerin, und dann ist da ja auch noch Nick. Warum also sollte ich heiraten wollen?«, log sie, lächelte zaghaft und spießte eine weitere Kastanie aus dem Feuer auf, sodass Sue ihr Gesicht nicht erkennen konnte. »In der Welt, aus der wir kommen, Sue, gibt es Ehefrauen und Huren. Du bist dafür geschaffen, eine Ehefrau zu sein, und ich eine Hure.« Sie zuckte die Achseln und vollendete ihre Lüge. »Ich bin mit meinem Los sehr zufrieden. Ein Haus, Hühner, Kühe und Babys würden mich nicht halb so glücklich machen.« »Aber was ist, wenn Seine Lordschaft sich eine Ehefrau nimmt?«, hakte Susan schüchtern nach. »Wird er dich dann trotzdem noch haben wollen, was meinst du?«
    Genau das war der springende Punkt, genau jener Aspekt, an den Polly nicht zu denken wagte. Nicholas, Lord Kincaid, würde eine Ehefrau brauchen - die jedoch kein in Newgate geborener und in einer Taverne aufgewachsener Bastard sein durfte. Über eine Schauspielerin, die mittels Heirat Baronesse wurde, mochte die Gesellschaft vielleicht nicht allzu sehr die Nase rümpfen, aber hinter Polly Wyat verbarg sich mehr als nur das Theater, und sie und Nick wussten das genau. Frauen mit einem so zwielichtigen Hintergrund wie dem ihren eigneten sich nicht zur Ehefrau eines Adligen und Mutter seiner Erben, wie sehr sie auch immer geliebt werden mochten. Was also würde passieren, wenn Nick tatsächlich eines Tages heiraten würde? Würde eine Ehefrau eine bereits fest in Nicholas' Leben integrierte Mätresse dulden? Oder würde sie verlangen, dass er sie hinauswarf und seine ganze Aufmerksamkeit dem Ehebett widmete? Wäre ich diese vermeintliche Ehefrau, dachte Polly trostlos, würde ich gewiss darauf bestehen. »Eines Tages werde ich ihn wohl fragen müssen«, entgegnete Polly mit einem betont unbekümmerten Lachen und einem weiteren Schulterzucken. Sie war schließlich nicht umsonst Schauspielerin.
    »Nun gut, meinst du nicht, du solltest auch Olivers Meinung zu diesem Thema einholen?« Abrupt wandte Polly sich wieder dem ursprünglichen Gespräch zu, und glücklicherweise stürzte sich Sue augenblicklich mit Begeisterung darauf.
    »Aber wie soll ich ihn denn fragen?« Susan runzelte die Stirn, ehe sich ihre Miene mit einem Mal erhellte. »Du schreibst einen Brief für mich, Polly, ja? Jetzt, wo du doch so belesen bist.«
    Polly musterte Susan zweifelnd. »Ich kann zwar mittlerweile ganz gut lesen, das heißt, eigentlich alles, aber ich habe keine ruhige Hand.« Polly

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