Lockruf Der Leidenschaft
was auch sehr gut zu ihr passen würde -«
»Moment.« Nick zupfte an einer von Pollys Haarsträhnen. »Und wie soll dieses ehrgeizige Ziel erreicht werden?« »Nun ja, wenn du das Ganze vielleicht in die Hand nehmen würdest. Anders kann ich es mir nicht vorstellen.« Polly drehte sich um, setzte sich auf die Knie und stützte die Ellenbogen auf Nicholas' Schoß. »Ich wollte ohnehin mit dir darüber reden, aber -«
»Aber du hattest zu viel zu tun«, beendete Nick den Satz für sie.
»Und du warst zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt«, fügte Polly leise hinzu und musterte ihn ernst. »Was beunruhigt dich so, Nick?«
»Nichts von Bedeutung.« Er zuckte die Achseln. »Aber um wieder auf Sue und ihren Schnupfen zurückzukommen - wie soll ich denn helfen?«
»Aber das ist doch ganz klar. Du musst Oliver als Wildhüter auf deinem Anwesen in Yorkshire anstellen. Dann können sie heiraten und glücklich leben bis ans Ende ihrer Tage.«
Nick kratzte sich nachdenklich an der Nase. »Yorkshire ist sehr weit von hier entfernt, und die Reise dorthin ist höchst beschwerlich. Es ist ein ganz anderes Leben als das, an das sie gewöhnt sind. Würde man ihnen damit wirklich einen Gefallen tun? Aber vielleicht kann Oliver ja in Wiltshire so eine Arbeit finden. Dort ist das Leben leichter, und für Susan wäre es auch nicht so weit weg von London.« »Dann willst du ihnen also nicht helfen?«, fragte Polly enttäuscht.
»Das habe ich nicht gesagt. Ich schlage einfach nur vor, dass du selbst darüber nachdenkst und dich mit Sue darüber unterhältst, ehe wir weitere Entscheidungen treffen.«
»Aber wenn sie es auch für eine gute Idee hält, bist du einverstanden?«
»Dann schreibe ich meinem Guts Verwalter, um herauszufinden, welche Arbeiten und Unterbringungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen«, versprach er. »Aber du brauchst es ja nicht allzu eilig damit zu haben, Liebes. Du willst doch Susan nicht so schnell loswerden, oder?«
»Nein, natürlich nicht. Ich werde sie schrecklich vermissen. Aber ich kann auch nicht so selbstsüchtig sein, deshalb ihrem Glück im Wege zu stehen.«
Nick lächelte über Pollys offensichtliche Entrüstung, wie man ihr nur so etwas unterstellen konnte. »Ich bitte um Entschuldigung, Madame, ich wollte damit nicht Euren Charakter infrage stellen.«
Polly lachte leise, was jedoch augenblicklich in ein Gähnen umschlug. Nicholas stand auf und zog sie hoch. »Du solltest schon längst im Bett sein, Liebes. Und ich muss mich auf den Weg machen.«
»Du bleibst nicht?« Wieder blickte sie ihn forschend an, doch außer Erschöpfung konnte Polly nichts in Nicks Gesicht erkennen. »Wo musst du denn um diese Zeit noch hin?«
»Zu Sir Peter. Es gibt da einige Dinge, die wir noch besprechen müssen.« Er griff nach seinem Mantel. »Wenn es noch nicht zu spät ist, komme ich danach wieder her. Auch wenn ich dich eigentlich nicht wecken möchte.« »Ich wüsste auch nicht, warum Ihr mich wecken solltet.« Polly schürzte in gespielter Verärgerung die Lippen und erntete zum Dank dafür einen Klaps auf ihr Hinterteil, der so gar nicht zu einem Gentleman passte. Sie lief zur Tür und öffnete sie Nicholas. »Verschwindet, Sir. Je eher Ihr mit Euren geschäftlichen Angelegenheiten beginnt, umso früher seid Ihr fertig und kommt zurück zu mir.«
Nick streifte seine Handschuhe über, nahm den Rapierdegen und klappte zum Schutz gegen den Januarwind den Pelzkragen seines Mantels hoch. »Besser, du schläfst schon, wenn ich wiederkomme.« Mit einem Finger hob er ihr Kinn an, küsste sie auf den geschlossenen Mund und schwelgte in dessen weicher und geschmeidiger Süße, ehe er sie widerwillig losließ.
Polly stand auf dem Treppenabsatz und erzitterte unter dem eisigen Windstoß, der hereinwehte, als Nicholas die Haustür öffnete. Dann fiel die Tür hinter ihm ins Schloss, und der Luftzug ließ das Feuer in ihrem Salon hellorange auflodern. Polly trat vor den Kamin und schlang fröstelnd die Arme um ihren Oberkörper, die Stirn nachdenklich in Falten gelegt. Was immer Nick ihr erzählen mochte, irgendetwas bereitete ihm große Sorgen. Aber wenn er sich ihr nicht anvertraute, wie sollte sie ihm dann helfen?
Polly seufzte und starrte in die Flammen, als fände sich in dem sich stetig wandelnden Muster eine Antwort. Doch die Bilder formten sich und lösten sich wieder auf, ohne ihr eine Erleuchtung zu bringen. Schließlich wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder jener Angelegenheit zu, bei der sie dafür
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