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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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bei einer geschäftlichen Entscheidung dieser Art ohnehin überflüssig waren.
    »Ganz im Gegenteil, denn dadurch wird sie weniger ängstlich sein«, erwiderte Kincaid mit einem halbherzigen Lächeln, in dem sich sowohl sein Wissen um Pollys Empfindungen als auch um Killigrews Position widerspiegelte. »Die Situation wird recht ungewohnt für sie, und solange ich es verhindern kann, möchte ich nicht, dass sie ihre Unbefangenheit verliert.«
    Killigrew schaute Nicholas ein wenig überrascht an. Ein solches Maß an Fürsorge war ungewöhnlich an einem Hof, an dem zartere Gefühle als ein Mangel an Kultiviertheit verspottet wurden, als ein Manko an Verständnis für die realen Umstände der Welt, in der man niemanden als wirklichen Freund bezeichnen konnte und nur Narren sich auf das Wort eines anderen verließen. Die Frauen waren darin ebenso unerbittlich wie ihre Männer und genauso schnell bereit, aus dem Nachteil eines anderen ihren eigenen Vorteil zu schlagen. Sie waren genauso begierig darauf, einen anderen zu stürzen, wenn dies ihr eigenes Weiterkommen bedeutete, und ebenso skrupellos in der Wahl ihrer Methoden, die sie bei ihrer Arbeit einsetzten. Wenn Lord Kincaid also eine schützende Hand über seinen Protege halten wollte, würde dies Anlass zu allerlei verächtlicher Belustigung geben. Es bereitete Nick keinerlei Mühe, die Gedanken des Theaterleiters zu erraten. Zweifellos teilte er dessen Überlegungen, und der rationale Teil von ihm beäugte seine schon fast an Besessenheit grenzende Sorge um das Wohlergehen eines siebzehnjährigen Mädchens ebenfalls mit einiger Skepsis. Doch da er im Augenblick kaum Kontrolle über seine Emotionen zu haben schien, war er dazu verdammt, Amors Pfeil zu akzeptieren und ihm zu folgen, wohin er ihn auch führte.
    Nun jedenfalls führte er ihn ins Schlafzimmer, wo Polly schon ungewöhnlich lange mit der Suche nach ihrem Umhang beschäftigt war. Nicholas fand sie auf dem Bett vor, wo sie wie ein paralysiertes Kaninchen saß, die Hände im Schoß gefaltet, und blicklos auf einen imaginären Punkt in der Ferne starrte.
    »Vielleicht schaffe ich es ja doch nicht«, sagte sie ohne Umschweife, als Nicholas hereinkam und die Tür hinter sich schloss. »Vielleicht habe ich mich all die Jahre über geirrt und kann gar nicht spielen. Was soll ich denn dann bloß tun, Nicholas?«
    Nicholas dachte einen Augenblick lang nach. Er konnte sich die Trostlosigkeit, die sich wie ein Abgrund vor ihr auftat, nun, da der Augenblick der Prüfung näher rückte, durchaus vorstellen. So lange hatte sie nur diesen einen Ausweg aus der brutalen Armut jenes Schicksals gesehen, das sie zu tragen gehabt hatte. Sollte sie jetzt versagen, bestand ihre einzige Alternative aus der Rückkehr in dieses Schicksal. Nicholas könnte ihr versichern, dass er das nicht zulassen würde, was auch immer sich im Schauspielhaus ereignen mochte; er könnte verletzt und vorwurfsvoll auf ihren Mangel an Vertrauen reagieren oder ihrem Rückgrat die nötige Unbeugsamkeit verleihen, indem er sie dazu brachte, ihr altes Selbstvertrauen wieder aufleben zu lassen.
    »Willst du mir damit etwa sagen, dass du jetzt plötzlich einen Rückzieher machen willst?«, fragte er, und seine Stimme klang alles andere als freundlich. »Wochenlang hast du mir mit deinem Gequengel in den Ohren gelegen, ich soll endlich ein Treffen mit Master Killigrew arrangieren. Du hast keine Gelegenheit ausgelassen, dein Talent zu demonstrieren, von dem du so beharrlich behauptest hast, dass du es besitzt. Und jetzt soll all das nur geheuchelt gewesen sein?«
    Während Nicholas sprach, hatte Polly sich bereits erhoben. Sie war zwar noch immer bleich, doch ihr Blick war klar, und um ihre Lippen lag ein energischer Zug. Sie griff nach ihrem Umhang. »Du wirst schon sehen, dass das keine Heuchelei war!« Sie rauschte an Nicholas vorbei und marschierte in den Salon. »Ich bin jetzt bereit, Euch zu begleiten, Master Killigrew.« Ohne auf einen der Männer zu warten, verließ sie den Salon und ging die Treppe hinab.
    »Mistress Wyat scheint ein etwas hitziges Temperament zu besitzen«, bemerkte Killigrew, als er seine Handschuhe überstreifte.
    »Nur, wenn man sie provoziert«, entgegnete Nicholas grinsend. »Normalerweise ist sie von äußerst sonnigem Gemüt.«
    Somit waren sie gezwungen, in einigem Abstand hinter Polly herzugehen, während diese im Sturmschritt die Drury Lane entlangeilte und keine Anstalten machte, ihr Tempo zu drosseln.
    Als Polly die Stufen

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